Mehrere Kindertagesstätten in Leipzig sind ja derzeit tatsächlich von Schließung betroffen. Die Geburtenzahlen sind drastisch zurückgegangen und die Stadt nutzt die Gelegenheit, insbesondere ältere Einrichtungen, die teuer saniert werden müssten, zu schließen. Die Angst, dass auch ihre Kindertagesstätte „Känguru“ am Schönauer Ring schließt, trieb auch die dortigen Eltern um.
Sie schrieben deshalb eine Petition, die die Schließung der Einrichtung verhindern sollte. Am 29. Oktober kam auch diese Petition in die Ratsversammlung.
„Die Stadt Leipzig plant weitere Kitas zu schließen. Wir möchten diese Option mit dieser Petition für die Kindertagesstätte am Schönauer Ring, von vornherein unterbinden!“, schrieben Silvio und Anita Riedl in der Petition.
„Die freien Plätze müssen bis September besetzt sein, sonst ereilt uns eventuell dasselbe Schicksal wie so viele andere Leipziger Kindertagesstätten. Die Entscheidung zur Schließung von Kitas ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch ein Schlag ins Gesicht für alle, die an die Zukunft unserer Kinder glauben. Eine Umgewöhnung ist nicht nur eine zeitliche Belastung, sondern hat auch erhebliche berufliche und finanzielle Einschnitte zur Folge bei den betroffenen Familien.
Kinder dürfen nicht unter den finanziellen und wirtschaftlichen Problemen der Stadt Leipzig leiden. Seit einigen Jahren ist die Kita Känguru am Schönauer Ring eine unersetzliche Bildungs – und Betreuungseinrichtung, die für die frühkindliche Entwicklung unverzichtbar ist.
Doch, statt die gut ausgelastete KiTa und deren Konzept zu fördern, wird diese wertvolle Einrichtung, wahrscheinlich bei nicht belegen aller freier Kita-Plätze, ohne tiefgreifende Prüfung und Begründung und ohne Rücksicht auf die betroffenen Familien und das pädagogische Personal geschlossen.“
Irgendwann ein Ersatzneubau
Doch genau das ist nicht der Fall. Irgendjemand scheint da völlig unbegründete Panik verbreitet zu haben. Womöglich ausgelöst durch die Nachricht, dass die alte Kindertagesstätte perspektivisch einem Neubau weichen soll.
Das las sich in der Stellungnahme des Amtes für Jugend und Familie so: „Im Haushaltsjahr 2025 stehen der Stadt Leipzig keine Fördermittel für Neubau- oder umfassende Sanierungsmaßnahmen im Kitabereich zur Verfügung. Zudem besteht im Bereich der Regelbetreuung eine deutliche Überversorgung.
Vor diesem Hintergrund ist klar, dass der Standort Schönauer Ring aus baulicher Sicht perspektivisch nicht erhalten werden kann. Die Aufgabe der Kommune ist es jedoch, Betreuungsplätze bedarfsgerecht vorzuhalten. Deshalb wird die Stadt Leipzig aktiv nach einem geeigneten Ersatzobjekt suchen, um insbesondere das heilpädagogische Angebot langfristig abzusichern.
Die Stadt würdigt ausdrücklich den hohen Einsatz für die Einrichtung und die dort geleistete, fachlich unverzichtbare Arbeit. Gerade die Verbindung des Angebots von Regelplätzen und der heilpädagogische Angebotsform soll – auch wenn ein Standortwechsel notwendig wird – gesichert und weiterentwickelt werden.“
Was dann auch für den Petitionsausschuss hieß, eine Ablehnung der Petition zu empfehlen.
Das klang dann so: „Die Petition setzt sich für den Erhalt der Kindertageseinrichtung im Schönauer Ring 23a (in Trägerschaft des Gemeinnützigen Känguru e.V.) ein. Grundsätzlich ist es jedoch nicht möglich, die Schließung einer Kindertageseinrichtung allein durch eine Petition dauerhaft zu verhindern. Ausschlaggebend sind hierbei vor allem die baulichen Gegebenheiten sowie die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen und Sicherheitsstandards.“
Wann soll denn nun gebaut werden?
Was aber selbst aus Sicht von Beate Ehms (Die Linke), Vorsitzende des Petitionsausschusses, zu hart klang. Deshalb fragte sie in der Ratsversammlung am 29. Oktober lieber noch einmal nach, wie die Stadt tatsächlich die Zukunft der Kita „Känguru“ sieht.
Und auch Jugendbürgermeisterin Vicki Felthaus betonte, dass die Kindertageseinrichtung schon aufgrund der hier integrierten heilpädagogischen Plätze im Grunde unersetzlich ist. An eine Schließung sei deshalb gar nicht gedacht. Aber ein Ersatz des Altbaus durch eine neu zu bauende Einrichtung sei dringend notwendig.
Offen ist nur, wann dieser Neubau kommen wird, denn Fördergelder für Kita-Neubauten vom Freistaat kann Leipzig derzeit nicht erwarten. Weshalb – so Felthaus – der Trägerverein, der Känguru e.V., einen Mietvertrag bis 2031 bekommen hat, der auch noch verlängert werden kann.
Und auch wenn man noch nicht weiß, wann man die nötigen Gelder für den Ersatzneubau bekomme, soll die Planung für den Neubau 2027 beginnen, so Felthaus. Die Umsetzung hänge dann direkt von den verfügbaren Fördergeldern ab.
Eine Schließung der Einrichtung steht also nicht im Raum, nur der Ersatz des Altbaus durch einen Neubau. Die Beschlussempfehlung, die Petition abzulehnen, konnte also abgestimmt werden und wurde von der Ratsmehrheit – bei zehn Enthaltungen – entsprechend auch positiv votiert.