„Wir sind im dritten Jahr einer wirtschaftlichen Stagnation. Das Handwerk zeigt sich zwar robust, aber zunehmend nicht mehr widerstandsfähig. Das Handwerk läuft mit angezogener Handbremse.“ Das sagte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, als er am Mittwoch das halbjährliche Konjunkturgutachten für das Handwerk vorstellte. Seit Herbst 2023 gebe es keine Dynamik mehr, die Stimmung bleibe weiter getrübt.
Der Geschäftsklimaindex steht bei 105 Punkten und liegt drei Punkte schlechter als 2024. Und: Er liegt zwölf Punkte unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Die wirtschaftliche Lage in allen vier Wirtschaftsräumen – Düsseldorf, Linker Niederrhein, Ruhr-West und Bergisches Land – stagnierte in etwa gleich. Nur Düsseldorf hebt sich mit einem Index von 109 leicht vom Kammerdurchschnitt ab. Unter Druck steht das Handwerk vor allem bei Umsatz, Auftragslage, Personal und Investitionen.
Das Umsatzklima fällt auf 88 Punkte (2024: 93), einen „ganz schlechten Wert“ hat mit 85 Punkten das Auftragsklima. Die Auslastung der Betriebe liege bei 76 Prozent. Hauptursachen sind laut Ehlert der verhaltene Konsum der Privathaushalte einerseits und kaum Investitionen der Unternehmen andererseits. „Die Menschen halten ihr Geld zurück. Sie haben Sorgen vor der Zukunft“, sagt Ehlert. Und diese Verunsicherung und Zurückhaltung wirkten sich auf das Handwerk aus. Besonders spürbar sei das im wichtigen Handwerksbereich „Bau“, vor allem Neubau: Der Wohnungsbau schwächele, Baugenehmigungen „ziehen zart an“, bezahlbarer Wohnraum für Mieter sei Mangelware.
Ebenso spürbar seien Personalprobleme – und das seit drei Jahren. „Das Handwerk verliert Fachkräfte“, weil mehr Angestellte in Rente gehen, als Nachwuchs da ist. „Es gelingt uns nicht, ausreichend junge Leute in die Betriebe zu bekommen.“ Und während im Handwerk Personal abgebaut wird – jährlich etwa ein Prozent – meldet jeder dritte Betrieb offene Stellen.
Ebenfalls wieder im Negativbereich ist das Investitionsklima, das sich auf 87 Punkte verschlechterte. Auch das ist laut Ehlert ein Zeichen wirtschaftlicher Unsicherheiten. „Nur 14 Prozent der Betriebe wollen in den kommenden Monaten mehr investieren.“ 31 Prozent wollen weniger investieren. Tatsächlich sei es wichtig, in Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu investieren. „Das Handwerk denkt zurzeit nicht in Wachstum, sondern in Bestandssicherung“, sagte Ehlert.
Von der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sei in den Betrieben bisher nichts Konkretes angekommen, so Ehlert. Zwar zeigt er sich ein wenig optimistisch bezüglich des Sondervermögens Infrastruktur, das einen wichtigen Impuls für das Handwerk senden könnte. Dafür müsse allerdings zusätzlich zu den ohnehin geplanten Ausgaben Geld fließen – vor allem in die Infrastruktur, wie Straßen, und Schienen. Und: Die neuen Mittel müssten den Kommunen schnell zur Verfügung stehen. Auch wäre es für das Handwerk vorteilhaft, wenn Fach- und Teillose mit berücksichtigt und der Mittelstand bei der Auftragsvergabe mitbedacht würden, und nicht nur Großbetriebe.
Ehlert betont auch, dass das Sondervermögen des Bundes allein nicht ausreiche, dass sich die Wirtschaft im Handwerk nachhaltig erhole. Er fordert daher Geschwindigkeit seitens der Politik. Konkret: eine Reform des Sozialstaates, einen Bürokratieabbau und eine Entlastung bei den Energiepreisen.