Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes transportiert eine Leiche.

Stand: 05.11.2025 20:54 Uhr

Eine am Dienstag von der Hamas an Israel übergebene Leiche ist identifiziert worden: Es handelt sich um die sterblichen Überreste der letzten Geisel mit deutscher Staatsbürgerschaft. Die Familie des Toten hatte Kanzler Merz getroffen.

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat die sterblichen Überreste der letzten Geisel mit deutscher Staatsbürgerschaft an Israel übergeben. Die Leiche war bereits am Dienstag vom Roten Kreuz an die israelische Armee überbracht worden und konnte anschließend in Israel identifiziert werden.

„Mit Trauer, aber auch großer Erleichterung denke ich heute Morgen an die Familie Chen: Ihr Sohn und Bruder Itay, die letzte verbliebene deutsche Geisel, am 7. Oktober in Nahal Oz getötet, ist aus Gaza zurückgekehrt“, schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf der Plattform X. Seine Familie könne sich nun endlich von ihm verabschieden.

Auch Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich zur Rückgabe: „Mit 19 Jahren wurde er von der Hamas ermordet und verschleppt. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, die so lange und mutig um ihn gekämpft hat“, schrieb er auf X.

Chen starb bereits am 7. Oktober 2023

Itay Chen war israelischer Soldat, der auch die deutsche sowie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft hatte. Er wurde israelischen Armee-Angaben zufolge während des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 im Alter von 19 Jahren getötet, seine Leiche wurde demnach in den Gazastreifen verschleppt.

Die Hamas-Terroristen entführten damals mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen. Berichten zufolge hatten oder erhielten während der Gefangenschaft knapp 30 von ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft. Diejenigen, die sie erhielten, hatten wegen ihrer deutschen Wurzeln Anspruch darauf.

Chens Eltern hatten Ende September Bundeskanzler Merz getroffen. Chens Vater äußerte die Hoffnung, dass Deutschland eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des von den USA vorangetriebenen Friedensplans spielen könne.

Bislang 21 von 28 Leichen übergeben

Gemäß des von US-Präsident Donald Trump vermittelten Waffenruhe-Abkommens hätte die Palästinenserorganisation neben den letzten 20 noch lebenden Geiseln eigentlich auch längst alle 28 toten Geiseln an Israel übergeben müssen. Doch bislang sind es nur 21 Leichen, die als ehemalige Geiseln identifiziert wurden. Die Hamas begründet die schleppende Übergabe damit, dass es für sie schwierig sei, die Toten zu finden, weil diese unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet seien.

Israel bezeichnet diese Argumentation als Lüge. Die Armee geht davon aus, dass alle getöteten Geiseln gefunden werden können. In der Vergangenheit hatte die Hamas bereits Leichen übergeben, bei denen später herauskam, dass es sich nicht um Geiseln handelte.

Am Mittwoch wurde erneut eine Leiche ans Rote Kreuz übergeben – nach Angaben der Hamas eine aus Israel entführte Geisel. Das israelische Militär teilte mit, die IKRK-Mitarbeiter seien mit einem Sarg auf dem Weg zu Vertretern der Armee. In einem forensischen Institut in Tel Aviv solle die Identität geklärt werden.

Israel übergibt 15 tote Palästinenser

Derweil übergab Israel nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern im Gazastreifen weitere 15 Leichen von Palästinensern. Zum zehnten Mal seien Leichen von palästinensischen Gefangenen in der Klinik angekommen, teilte das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis mit. Im Rahmen der von Trump angestoßenen Waffenruhe-Vereinbarung wurden der Klinik zufolge bislang die Leichen von insgesamt 285 Palästinensern übergeben.

Die Gesundheitsbehörden im Gazastreifen haben Schwierigkeiten, die von Israel übergebenen Leichen ohne Zugang zu DNA-Testkits zu identifizieren. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium konnte seit Beginn der Waffenruhe nicht einmal die Hälfte der zurückgebrachten palästinensischen Leichen identifiziert werden. Das Ministerium hat Fotos der Leichen online gestellt und die Bilder an die Wände des Nasser-Krankenhauses projiziert, in der Hoffnung, dass die Familien sie erkennen.