
Stand: 06.11.2025 14:54 Uhr
Das U-Boot U16 war 1919 vor Scharhörn gesunken – mehr als 100 Jahre später wurde es geborgen. Am Donnerstag haben Experten darüber informiert, wie es mit dem Wrack weitergeht. Die Bergung hatte Kritik geerntet.
Etwa ein Viertel des Wracks soll künftig in Museen ausgestellt werden, sagte Henning Haßmann vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Cuxhaven. Große Teile, darunter der mittlere Rumpfteil von U16 mit Turm, sollen im Fahrzeug- und Technikmuseum Benneckenstein in Sachsen-Anhalt präsentiert werden. Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden soll den Angaben zufolge die Bewaffnung ausstellen. Im Nordholzer Luftschiff- und Marinefliegermuseum „Aeronauticum“ wird unter anderem ein großes Segment aus der Oberseite des Achterschiffs zu sehen sein, das Cuxhavener Wrack- und Fischereimuseum „Windstärke 10“ übernimmt etwa die Ankerkette und Kleinteile aus dem Leben an Bord.
Weitere Museen übernehmen kleine Teile des Boots
Auch im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven, im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg und im Hamburger Museum für Archäologie sollen kleine Teile des U-Boots gezeigt werden. Andere Teile sollen für die Forschung zur Verfügung gestellt, der Rest wird verschrottet. Das gesamte Boot zu konservieren und auszustellen, wäre Experten zufolge zu teuer gewesen.
U16 nach mehr als 100 Jahren unter Wasser geborgen
Seit 1919 lag das 1911 gebaute ehemalige kaiserliche Unterseeboot U16 vor Scharhörn nahe Cuxhaven. Dann hatte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) es im September bergen lassen – ohne Genehmigung der eigentlich zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Da das Wrack bei der Bergung zerbrach, gab es heftige Kritik aus der archäologischen Fachwelt.
U-Boot-Wrack sollte verschrottet werden
Die Verantwortlichen des WSA hatten eigentlich gute Motive, als sie sich entschieden, das Wrack zu bergen. Es drohte aus ihrer Sicht zu einer Gefahr für den nahen Schifffahrtsweg in der Elbmündung zu werden. Sie wollten es nach der Bergung verschrotten lassen. Allerdings handelt es sich bei dem Wrack eben nicht nur um einen großen Haufen Metall, es handelt sich um ein vollständig erhaltenes Wrack der ehemaligen kaiserlichen Marine. Mehr als 100 Jahre alt, laut einem Marine-Historiker von der Besatzung wahrscheinlich selbst versenkt, weil die deutschen Seeleute es nach Kriegsende nicht an die Engländer übergeben wollten. Vergleichbare U-Boote gibt es eigentlich nicht an Land.
Eigentumsverhältnisse für Wracks sind klar geregelt

Im September wurde das U-Boot in zwei Teilen geborgen.
Derartige Wracks gehören der Bundesrepublik Deutschland und werden stellvertretend von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) betreut. Prinzipiell sei die bemüht, so wie international üblich, solche Wracks an Ort und Stelle zu belassen, wie Verantwortliche der BIMA dem NDR Niedersachsen mitteilten. Sie hätte auch zwingend in die Überlegungen des WSA mit eingebunden werden müssen. Und das geschah laut BIMA nicht.
Archäologen kritisieren Vorgehen bei Bergung
Auch Archäologen kritisierten deutlich das Vorgehen des WSA. Die Bergung eines solchen Wracks hätte aus ihrer Sicht, wenn überhaupt, dringend archäologisch begleitet werden müssen, um Schäden zu vermeiden und um Funde richtig sichern zu können. Dass das nicht geschah, wurde vor allem vom Hamburger Landesarchäologen bemängelt, der für den Bereich um die Insel Scharhörn offiziell zuständig ist. Das Wrack war bei der Bergung zudem zerbrochen, wurde an die Luft geholt und war damit Oxidation und Verwesung ausgesetzt. Für die Fachwelt begann damit auch ein Wettlauf um die Zeit. Während Archäologen Druck auf die Behörden machten, bemühten sich die ersten Museen um die Überreste von U16.
Der Schulterschluss in Cuxhaven
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag präsentierten alle Verantwortlichen gemeinsam in Cuxhaven Teile des Wracks und informierten über das weitere Vorgehen. Die Liste der Gastgeber war lang: Verantwortliche der meisten beteiligten Behörden, Politiker, Wissenschaftler, es wirkte wie ein demonstrativer Schulterschluss nach den Wirren der vergangenen Monate.

Beim ersten Versuch war das mehr als 100 Jahre alte U16 zerbrochen. An der Bergung gibt es weiterhin Kritik.

Während der Bergung brach das Boot in zwei Hälften. Beide Teile befinden sich nun im Hafen von Cuxhaven.

1919 sank das deutsche U-Boot U 16 in der Nordsee bei Scharhörn. Nach mehr als 100 Jahren wurde es gehoben. Teile des Wracks sind künftig in Museen zu sehen.