Hamburgs Spieler bejubeln einen Treffer

AUDIO: Polzin: HSV gegen Dortmund – „Das ist richtig geil“ (1 Min)

Stand: 06.11.2025 16:29 Uhr

Der HSV empfängt am Sonnabend Borussia Dortmund zum Klassiker in der Fußball-Bundesliga. Es sei eines der Spiele, die man in Hamburg während der Zweitklassigkeit besonders vermisst habe, so Trainer Merlin Polzin. Nach zuletzt drei Pleiten in Folge will er mit der Mannschaft gegen den BVB zeigen, „dass wir gereift sind“.

Ein fast schon diebisches Grinsen hatte Polzin am Donnerstag im Gesicht, als er sagte: „HSV, Dortmund, um 15.30 Uhr am Samstag im ausverkauften Volksparkstadion“. Dass diese Partie nach gut sieben Jahren nun wieder in der Bundesliga stattfinde, löse „brutal große“ Vorfreude aus – nicht nur bei ihm, sondern im gesamten Team und Verein.

Zugleich, konstatierte der Hamburger Coach, sei das Gastspiel des BVB (im NDR Livecenter) aber eines der „dicksten Bretter“ der Beletage. Unter dem ehemaligen HSV-Spieler Niko Kovac seien die Westfalen zu einem der stabilsten Teams der Liga „mit einer guten Restverteidigung“ geworden – bereits sechs Mal in neun Begegnungen blieben sie ohne Gegentor. Die meisten fingen sie sich am ersten Spieltag beim wilden 3:3 bei Stadtrivale St. Pauli ein. Danach folgten in der Bundesliga nur drei weitere Gegentreffer (1:1 gegen Leipzig, 1:2 gegen Bayern München). Die Mannschaft habe unter Kovac eine starke Entwicklung genommen.

HSV braucht gedankliche „Klarheit und Schärfe“

Das nimmt Polzin aber auch für den Aufsteiger in Anspruch: „Wir haben eine Entwicklung genommen, von der wir definitiv zufrieden sind, was die Art und Weise anbetrifft“, sagte er. „Sowohl in den unterschiedlichen Phasen Angreifen und Verteidigen sieht man einen Riesen-Schritt, den wir gegangen sind.“

Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.

Zugleich wisse er nach zuletzt drei Liga-Pleiten in Folge aber auch, „dass wir es, wenn wir in gewissen Momenten nicht klar und scharf sind, in jedem Spiel in dieser Liga schwer haben werden“. Derartige Nachlässigkeiten würden in einer „Top-Liga mit Top-Mannschaften und Top-Einzelspielern“ umgehend bestraft – Anschauungsunterricht dafür gab es zuletzt in Köln (1:4), aber auch bei den guten Auftritten davor gegen Wolfsburg (0:1) und in Leipzig (1:2).

„Wichtig ist zu wissen, welches Verhalten in welchen Momenten gefordert ist.“

HSV-Trainer Merlin Polzin

Speziell die Partie bei den Sachsen nahm Polzin, der am Freitag seinen 35. Geburtstag feiert, in dieser Frage in den Blick. Bei RB geriet der HSV kurz vor dem Pausenpfiff in Rückstand und kassierte kurz nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich postwendend einen weiteren Treffer, der letztlich den Unterschied machte. Er fordert daher von seinen Spielern: „Wichtig ist zu wissen, welches Verhalten in welchen Momenten gefordert ist.“

Das gelte – nach bereits vier Platzverweisen (drei davon Gelb-Rot) und 20 Gelben Karten – auch für Fouls. Nach den zwei Hinausstellungen für Fabio Vieira und Immanuel Pherai in Köln habe man mannschaftsintern darüber gesprochen, so Polzin: „Wir können nicht einfache Gelbe Karten hergeben.“ Schließlich könne es Momente geben, „wo wir sie brauchen, um ‚taktisch zu reagieren'“. So gebe es viele kleine Momente, „in denen wir zeigen können, dass wir gereift sind“.

Hamburgs Miro Muheim (l.) und Fabio Vieira (r.) diskutieren mit Schiedsrichter Daniel Schlager.

Die Hamburger ärgerten sich nach der dritten Liga-Pleite in Folge über viele knappe Entscheidungen. Sportvorstand Kuntz mahnt aber auch an, Fehler „allmählich abzustellen“.

„Pott-Kind“ Heuer Fernandes freut sich auf den BVB

Torhüter Daniel Heuer Fernandes unterstrich, dass dies umso mehr gegen eine Spitzenmannschaft wie Dortmund gelte: „Es müssen viele Sachen stimmen, damit man gegen so einen Gegner Punkte hier behält.“ Für den Keeper, der gebürtig aus Bochum stammt und in der Jugend bei der Borussia spielte, ist die Partie eine besondere: „Wir sind damals zwar zum VfL Bochum gegangen, aber durch meine Jugendstation beim BVB hat man auch diesen Verein und seine Größe wahrgenommen. Natürlich prägt einen die Kindheit. In mir steckt also ein bisschen Pott, aber zugleich bin ich schon mein siebtes Jahr in Hamburg. Das zähle ich mittlerweile auch zu meiner Heimat“, sagte der Deutsch-Portugiese.

Nach seiner bislang starken Saison sei er zwar „froh über persönliche Statistiken, aber die wichtigste Statistik sind am Ende die Punkte. Hier wollen wir am Wochenende weiter angreifen, damit die Ausbeute steigt.“ Das sei – siehe Leipzig – möglich: „Wir haben in den Vorwochen gezeigt, dass wir auch gegen sehr starke und vermeintlich bessere Teams gegenhalten und unser Spiel aufziehen können.“

Polzin lässt Personalien offen

Während Heuer Fernandes im Tor gesetzt ist, gibt es an anderen Stellen in der Startelf noch offene Fragen. Personell wollte sich sein Trainer am Donnerstag allerdings nicht in die Karten schauen lassen. Vor allem nicht hinsichtlich der Besetzung der Mittelstürmerposition. In den bisherigen Spielen hatte Polzin in der Sturmspitze auf Ransford-Yeboah Königsdörffer gesetzt. Der 24-Jährige ist nach neun Spieltagen jedoch noch ohne Treffer.

Königsdörffer habe aber „sehr viel dazu beigetragen, dass wir nicht nur viele Abschlüsse als Mannschaft mittlerweile auch in der Bundesliga haben, sondern vor allem, dass sich unser Spiel extrem weiterentwickelt hat. Gleichzeitig sorgt er auch für eine Stabilität, was das Anlaufen angeht“, so Polzin.

Poulsen und Glatzel wären Königsdörffer-Alternativen

Als Alternativen stehen der von RB Leipzig gekommene Kapitän Yussuf Poulsen und Robert Glatzel zur Verfügung. Polzin: „Für mich geht es weniger darum, dass es eine festgelegte Hierarchie gibt, sondern eher darum, was passt fürs Spiel.“ Deshalb wolle er damit überraschen, „was am Samstag dann der Fall ist“.

Offen ist zudem, ob Giorgi Gotscholeischwili oder wie zuletzt William Mikelbrencis auf der rechten Seite agiert. Vielleicht entscheidet Polzin auf beiden Positionen auch danach, wem er am ehesten zutraut, „einen Meter mehr zu machen“. Denn bei aller defensiver Stärke des Kovac-Teams „werden wir sehr viel verteidigen müssen“, so Polzin.

Mögliche Aufstellungen

Hamburger SV: Heuer Fernandes – Capaldo, Vuskovic, Elfadli – Gocholeishvili, Sambi Lokonga, Remberg, Muheim – Philippe, Poulsen, Dompé
Borussia Dortmund: Kobel – Anselmino, Schlotterbeck, Bensebaini – Yan Couto, Groß, Bellingham, Svensson – Adeyemi, Chukwuemeka – Guirassy