Stadtdekan Christian Hermes für sieben Jahre wiedergewählt. Mit Jean Bonane Bakindika als gewähltem Stellvertreter wird die Leitung internationaler.

Stadtdekan Christian Hermes wurde am 5. November mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Es bleibt allerdings keineswegs alles beim Alten: Die Leitung der katholischen Kirche in Stuttgart ist künftig internationaler: Mit Jean Bonane Bakindika wurde erstmals ein Priester einer muttersprachlichen Gemeinde zum stellvertretenden Stadtdekan gewählt. „Die Stuttgarter Kirche befindet sich in einem herausfordernden Entwicklungsprozess. Die notwendigen Veränderungen schaffen wir nur gemeinsam. Ich freue mich, dass die Internationalität und Vielsprachigkeit unserer Kirche sich auch in der Leitung abbildet“, sagt Christian Hermes. Wiedergewählt wurden auch die stellvertretenden Stadtdekane Werner Laub und Matthias Haas.

Der promovierte Theologe und mit dem Titel eines Päpstlichen Ehrenkaplans ausgezeichnete Christian Hermes wirkt seit 2011 als Stadtdekan von Stuttgart. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt initiierte er mit „Aufbrechen“ den ersten kirchlichen Entwicklungsprozess in Stuttgart. Im Jahr 2024 folgte mit den „Next Steps“ der zweite Prozess mit dem Ziel Ressourcen einzusparen und Strukturen zu verschlanken, um als Kirche auch weiterhin für die Menschen an vielen Orten und mit vielen Angeboten da sein zu können. „Wir haben auch in Stuttgart rasant weniger Mitglieder, weniger Kirchensteuer und weniger pastorales Personal. Wir müssen uns verändern, um auch künftig Kirche in der Stadt und für die Stadt sein zu können. Mit Realismus, aber auch mit Hoffnung stehen wir für eine Stadtkirche, die Entwicklungen nicht verschläft, die den Kopf nicht in den Sand steckt, die auch nicht herumjammert, sondern an der Seite der Menschen und aufmerksam für die Bedürfnisse der Menschen mutig vorangeht: Ob es Themen von Gemeinschaft oder Einsamkeit sind – spirituelle Fragen und die Suche nach Orientierung – Tod und Trauer –  Zusammenhalt, soziale Hilfe oder ein klares Ja zu Demokratie und Freiheit und Nein zu Rassismus und Ausgrenzung“, sagt Christian Hermes. 

Erstmals Priester einer muttersprachlichen Gemeinde in Kirchenleitung

Die Versammlung wählte mit Jean Bonane Bakindika erstmals einen Priester einer muttersprachlichen Gemeinde zum stellvertretenden Stadtdekan. Der 47 Jahre alte promovierte Theologe spricht sechs Sprachen, hat in drei Ländern gelebt und freut sich über mehr als eine Heimat. Seit Oktober 2024 leitet Bakindika die französischsprachige Gemeinde in Stuttgart und ist zudem in den italienischen Gemeinden in Stuttgart tätig. Außerdem ist er Vertreter der muttersprachlichen Gemeinden im Priesterrat und Diözesanrat. Zuvor hatte der 47-Jährige, der in der Demokratischen Republik Kongo geboren ist, die italienische Gemeinde in Leonberg geleitet. Bakindika hat in Rom und in Tübingen Theologie studiert und zudem einen Master in Ökologie und Umweltwissenschaften gemacht. Er sieht sich als Vermittler zwischen Kulturen, als Brückenbauer, der auch in der Stadtkirche vermitteln kann. „Die katholische Stadtkirche wird nicht mehr nur schwäbisch sprechen. Ich freue mich, dass ich meine internationalen Erfahrungen in die Kirchenleitung einbringen kann.“ 

Freude über Wiederwahl

Als stellvertretende Stadtdekane wiedergewählt wurden Matthias Haas und Werner Laub. Haas war viele Jahre in der Hochschulseelsorge tätig, bevor er in diesem Oktober in die Klinikseelsorge ins Diakonie-​Klinikum wechselte. „Ich möchte mich auch weiterhin für die besonderen seelsorgerlichen Aufgaben in unserer Stadt starkmachen, die über die Kirchengemeinden hinaus an vielen Orten und in vielen Bereichen stattfinden“, so der 61-Jährige. Werner Laub, der die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-​West leitet, freut sich, als stellvertetender Stadtdekan auch künftig seine Erfahrungen im Bereich Kita, Sozialstation und Hospiz in das Leitungsteam einzubringen: „Ich schätze die Streitbarkeit und das Engagement der Menschen in unserer Stadtkirche und freue mich auf eine weitere Amtszeit.“

Zur Wahlversammlung

Wahlberechtigt waren 132 Frauen und Männer, darunter alle Mitglieder des Stadtdekanatsrats, alle Priester und Diakone mit einem mindestens 50-​Prozent-​Auftrag in Stuttgart sowie je ein gewählter Vertreter/ eine gewählte Vertreterin aus den 12 Stuttgarter Gesamtkirchengemeinden.

Zur katholischen Kirche in Stuttgart

Rund 114 000 Katholikinnen und Katholiken gehörten Ende 2024 der katholischen Kirche in Stuttgart an, davon 50 Prozent Menschen mit Migrationsgeschichte. Das Stadtdekanat umfasst 42 Kirchengemeinden, die in zwölf Gesamtkirchengemeinden organisiert sind. 18 Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache spiegeln die internationale Stadt und die Weltkirche wider. Rund 1600 Mitarbeiter in verschiedenen Berufsfeldern – vor allem im Bereich der Kindertagesstätten, der Sozialstation, in der Pastoral, Kirchenmusik und Verwaltung – sowie eine Vielzahl von Ehrenamtlichen tragen das kirchliche Leben. Die katholische Kirche bietet Seelsorge an vielen Orten und in vielen Bereichen (Notfallseelsorge, Krankenhausseelsorge, Passantenpastoral) und sie unterhält viele Einrichtungen wie das Hospiz St. Martin und das TrauerZentrum in Degerloch, das Spirituelle Zentrum station s im Westen oder das Haus der Katholischen Kirche in der Königstraße.