Berlin – Attalah Younes (24) fand sich unfassbar witzig, als er am Silvesterabend eine Feuerwerks-Rakete in ein Kinderzimmer-Fenster schoss. Vier Monate U-Haft später versteckt der Influencer beim Auftakt seines Brandstifter-Prozesses vor dem Kriminalgericht Moabit schamhaft sein Gesicht.

Im Saal 700 des Landgerichts saß schon die Größen der Berliner Kriminalgeschichte. Stasi-Schinder Erich Mielke und Kaufhaus-Erpresser „Dagobert“ wurden unter Stuckdecke und Kronleuchter verurteilt.

Er studiert laut seines Anwaltes in Nablus an einer privaten Universität Public Relations.

Auf der Anklagebank möchte Attaallah Younes keine Aufnahmen von sich, versteckt sich neben seinem Anwalt hinter spiegelndem Karton

Auf der Anklagebank möchte Attalah Younes keine Aufnahmen von sich, versteckt sich neben seinem Anwalt Axel Czapp hinter spiegelndem Karton

Foto: Pressefoto Olaf Wagner

Influencer ließ sich bei Raketen-Attacke filmen

Jetzt ist er auf der Bühne für den Prozess gegen den palästinensischen Influencer (311.000 Follower auf Instagram) Nablus im Westjordanland, der sich an Silvester dabei filmen ließ, wie er eine Rakete auf ein Wohnhaus in Neukölln feuerte. Sie durchschlug ein Doppelglas-Fenster im 3. Stock, explodierte im Kinderzimmer einer arabischen Familie.

Dumm statt cool: Influencer schießt Rakete in HausInfluencer schießt Rakete in Haus und filmt sich dabei

Quelle: Berlin Burada/Instagram X atallah_younees/TikTok05.01.2025

Sie setzte den Teppich in Brand, hinterließ Ruß an Wand und Decke. Die Mieterin damals zu BILD: „Wir können froh sein, dass die Kinder nicht in dem Zimmer waren. Sie schlafen dort normalerweise zu der Zeit.“ Hätten die Mieter nicht geistesgegenwärtig gelöscht, wäre die Wohnung ausgebrannt, so ein LKA-Brandermittler am Tatort zu BILD.

Nach dem Einschlag der Rakete erhellt der Feuerschein der Explosion das Kinderzimmer

Nach dem Einschlag der Rakete erhellt der Feuerschein der Explosion das Kinderzimmer

Foto: berlinburada/Instagram

Video vom Raketen-Einschlag 10 Millionen Mal aufgerufen

Das Video der Raketen-Attacke wurde 10 Millionen Mal aufgerufen, sorgte deutschlandweit für Empörung. Die verstand Younes nicht so recht. In einem Gespräch mit der „Zeit“ sagte er über die Polizei-Ermittlungen gegen ihn: „Was will die denn von mir? Denken die, ich bin Flüchtling?“ Schließlich habe er die Sache mit den Bewohnern „von Angesicht zu Angesicht“ geklärt: „Ach, ya alman.“ Ach, ihr Deutschen!

Bundespolizisten mit Maschinenpistolen umringen Attalah Younes am 4. Januar auf dem Flughafen BER, nehmen ihn fest

Bundespolizisten mit Maschinenpistolen umringen Attallah Younes am 4. Januar auf dem Flughafen BER, nehmen ihn fest

Foto: Olaf Selchow

Als er am 4. Januar wieder in die Heimat fliegen wollte, nahm die Bundespolizei Atallah Younes auf dem Flughafen BER fest. Er sitzt seither in U-Haft.

Raketen-Rambo drohen bis zu 15 Jahre Haft

Am Mittwoch erklärte Staatsanwalt Tobias Dettmer ihm 19 Minuten lang, was „die Deutschen und die Behörden“ von ihm wollen: Ihn wegen versuchter schwerer Brandstiftung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung zur Rechenschaft ziehen. Die Anklage wirft Younes vor, „rücksichtslos und aus Eigennutz“ Gesundheit und Eigentum anderer seinen Interessen untergeordnet zu haben.

Vor Gericht spielt der Zeuge den Vorfall runter

Im Schlafzimmer von Putzmann Emin A. (54) explodierte damals die Rakete. Vor Gericht spielt der Zeuge die Sache jetzt runter: Viel sei nicht kaputt gewesen. Das Fenster bezahlte die Hausverwaltung. Der Teppich war Müll, aber ohnehin wertlos. Ruß von den Wänden „ging mit Wasser ab“. Sonst seien die Enkelkinder oft in dem Zimmer. Aber Silvester saßen alle im Nebenzimmer, verletzt wurde niemand. Tags darauf sei der Influencer mit vier Leuten gekommen und habe sich entschuldigt:

„Er wollte die Kosten übernehmen, ich lehnte ab. Ich verzeihe ihm. Er ist jung, ein Tourist. Er sagte, er habe die Rakete nur gehalten, um seine Freude zu teilen – und ich hatte eben das Unglück. War keine Absicht.“ Er habe sich gefreut, dass der junge Mann den „Fehler“ einsah: „Auch wenn ich auf dem Video von der Entschuldigung nicht begeistert aussehe…“ Kein Wunder: Der Influencer küsst seinen grauhaarigen Kopf. Auch dieser Clip ging viral.

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Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage bis zum 16. April terminiert. Die Höchststrafe für schwere Brandstiftung liegt bei 15 Jahren.