Beamte hatten die Wohnung geöffnet, nachdem die Kinder seit Beginn der Schule nach den Herbstferien nicht zum Unterricht erschienen waren und auch Jugendamtsmitarbeiter vor Ort vor verschlossener Tür standen. Die Familie sei dem Stuttgarter Jugendamt bekannt, bestätigte am Mittwochabend ein Sprecher der Stadt Stuttgart unserer Redaktion.

Bürgermeisterin Isabel Fezer reagiert

Die zuständige Bürgermeisterin Isabel Fezer erklärte in einer Stellungnahme, sie sei „zutiefst erschüttert und fassungslos über diesen unfassbaren Verlust. Eine Mutter und ihre beiden Kinder sind aus dem Leben gerissen worden – das berührt uns alle im Innersten.“

Die Gedanken seien in diesen schweren Stunden „bei allen, die den Verstorbenen nahestanden“. Für Bekannte und auch für die betroffenen Schulgemeinschaften stünden psychosoziale Unterstützungsangebote bereit. Niemand müsse mit dieser Belastung allein bleiben. Weitere Einzelheiten könne sie aus Respekt vor den Verstorbenen und Angehörigen nicht mitteilen. Auch die Staatsanwaltschaft wollte zum derzeitigen Zeitpunkt keine näheren Angaben zum konkreten Fall machen.

Stadt Stuttgart will Ereignisse aufarbeiten

Bei der Stadt habe die Aufarbeitung der Ereignisse begonnen, so ein Sprecher. „Wir werten den Fallverlauf unter fachlichen Gesichtspunkten aus.“ Die Betroffenheit sei groß.

Offiziell ist noch nicht bestätigt, ob es sich bei den Toten um eine Mutter und ihre zwei Kinder handelt. Die äußeren Umstände lassen das aber als sehr wahrscheinlich erscheinen. Die Polizei ging am Mittwoch nicht davon aus, dass Dritte an dem Geschehen beteiligt sind. Über die Umstände des Todes gibt es bisher keine Angaben.

Welche Mittel hat das Jugendamt?

Angesichts dieser tragischen Todesfälle stellt sich die Frage, welche Handhabe und welche Mittel dem Jugendamt grundsätzlich zur Verfügung stehen, wenn es Anhaltspunkte für eine für Kinder instabile Familienkonstellation hat. Anlaufstellen für Familien, die Rat oder Beratung suchen, seien die Beratungszentren Jugend und Familie (Bzs), erklärt die Stadt auf Anfrage.

Dort wird die Hilfe dann koordiniert, im besten Fall einvernehmlich zwischen Familie und Beratern. Gesprächstermine können dafür sowohl in den Zentren oder im Zuhause der Familie vereinbart werden. So soll geklärt werden, wie geholfen werden kann. Das könne etwa eine Begleitung im Zuhause sein. Auch kann Kindern und Jugendliche eine ambulante Fachkraft als Vertrauensperson zur Seite gestellt werden.

„Sieht das Beratungszentrum das Wohl eines Kindes gefährdet, wird dies in Gesprächen mit den Eltern besprochen und ein Schutzkonzept erarbeitet“, heißt es in einer schriftlichen Antwort des Jugendamts auf eine Anfrage unserer Redaktion. Sind Familien und Beratungszentrum uneins über den Lösungsvorschlag, könne das Wohl des Kindes am Familiengericht erörtert werden. Das Gericht entscheide dann über die erforderlichen Maßnahmen zum Wohl des Kindes oder Jugendlichen. Die Stadt betont, dass die Beratungszentren „allen Hinweisen auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung“ nachgehen.

Polizeibeamte fanden am Mittwoch drei Tote in einer Wohnung in Stuttgart-Feuerbach. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Gibt es denn Alarmsignale, wann Kinder besonders gefährdet sein könnten? Die Wahrscheinlichkeit dafür wächst, so die Erfahrung der Beratungsstellen, wenn Eltern sich trennen, ein Familienmitglied erkranke oder wenn eine Familie in eine finanzielle Notlage komme. Diese Störfaktoren zu erkennen, zu deuten und angemessen zu bewerten, liege dann in der Kompetenz der Beratungszentren.

Das schärfste Mittel und Ultima Ratio ist dann die Inobhutnahme eines Kindes, also die Herausnahme aus seiner Familie. „Die ist aber nur dann geboten, wenn eine akute Gefahr für Leib und Leben bestehe und die Sorgeberechtigten nicht gewillt oder nicht in der Lage seien, die Gefährdung abzuwenden“, heißt es in der Erklärung der Stadt. Auch hier gilt: Widersprechen die Sorgeberechtigten einer solchen Maßnahme, entscheide das zuständige Familiengericht.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/