Der Mythos Störtebeker lebt weiter. In Warin können Geschichtsinteressierte noch bis zum 15. November 2025 in die Welt von Klaus Störtebeker abtauchen. In der kleinen Ausstellung mit dem Titel „Störtebeker. Die ganze Wahrheit“ wird der Lebensweg des legendären Freibeuters nachgezeichnet. Dabei gibt es unzählige Bezüge zur Region wie etwa nach Warin, Sternberg, Schwaan und Wismar. Das überrascht auch die Besucher. „Störtebeker und Warin? Die Verbindung kannte ich vorher nicht“, heißt es etwa im Gästebuch.

Hamburger studierte Mecklenburger Quellen

Die Ausstellung distanziere sich klar von Projekten, die den Mythos Klaus Störtebeker zerstören wollten. Dazu gehöre auch die Schau in der Hansestadt Rostock, die noch bis zum 19. November zu sehen ist. „Rostock sagt, dass der später lebende Johann Störtebeker aus Danzig die wahre Identität des Klaus Störtebeker sei“, so der Wariner Citymanager Tom Clauß. „Unsere Version folgt den meisten Darstellungen, wie auch die Grundaussage der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek.“

Demnach setzte der Schriftsteller Hans Leip in seinem Roman „Godekes Knecht“ von 1925 den Mecklenburger Ritter Klaus Alkun mit Klaus Störtebeker gleich. Dafür studierte der Hamburger historische Quellen. Aus diesen Erkenntnissen ergebe sich „ein völlig neues Geschichtsbild“, heißt es in der Broschüre zur Wariner Ausstellung.

„Die Verstrickung von Störtebeker in den Machtapparat seiner Zeit ist viel intensiver, als bisher angenommen“, so Tom Clauß. Der brutale Stoff, wie Thomas Mann ihn damals nannte, habe auch heute noch das Zeug zum Blockbuster. „Millionen Gäste haben die Festspiele in Ralswiek gesehen, die diese historischen Fakten frei interpretiert.“

Ausstellung in Warin wird gut angenommen

Etwas mehr als 100 Besucher haben die Ausstellung in Warin bereits besucht. Vor allem am vergangenen Wochenende seien viele Interessierte gekommen. Neben den Informationen und Bildern warten auch eine Replik des Goldschatzes, der 1545 in Sternberg gefunden wurde, sowie der nachgebildete Schädel Störtebekers auf die Besucher.

Die Replik des Störtebeker-Schädels ist eines der wenigen Ausstellungsstücke in der Wariner Stadthalle.Bild vergrößern

Die Replik des Störtebeker-Schädels ist eines der wenigen Ausstellungsstücke in der Wariner Stadthalle. (Foto: Sebastian Lohse)

Die Vorbereitungen für die Ausstellung liefen seit Sommer vergangenen Jahres. Tausende Urkunden und zeitgenössische Chroniken wurden gesichtet und ausgewertet, darunter zahlreiche übersetzte Quellen aus Dänemark, Schweden und Island. Tom Clauß, der selbst mehrere Ortschroniken verfasst hat, blickt auf eine intensive Zeit zurück: „Ich habe auch zu Hause daran gearbeitet. Wenn man den Knoten lösen wollte, macht man das so lange, bis er gelöst ist.“

„Frappierend logische Übersicht über Störtebekers Leben“

Entstanden ist eine Ausstellung, die die Stadthalle in Warin gut ausfüllt. An mehreren Stationen können sich die Besucher dank ansprechend aufbereiteter Banner zum Mythos Störtebeker informieren und gleichzeitig spannende Aspekte der Geschichte Mecklenburgs erfahren. Insbesondere die Verstrickungen mit Politik, Kirche und den nordischen Ländern Dänemark und Schweden spielen eine tragende Rolle.

Anfang des 20. Jahrhunderts setzte Hans Leip in seinem Roman „Godekes Knecht“ den Mecklenburger Ritter Klaus Alkun mit Klaus Störtebeker gleich.Bild vergrößern

Anfang des 20. Jahrhunderts setzte Hans Leip in seinem Roman „Godekes Knecht“ den Mecklenburger Ritter Klaus Alkun mit Klaus Störtebeker gleich. (Foto: Sebastian Lohse)

„Unsere kurzen Zitate aneinandergereiht bilden eine frappierend logische Übersicht über Störtebekers Leben“, erklärt Tom Clauß. Mit Spekulationen halte man sich zurück, es würden jedoch Fragen in den Raum geworfen. „Fast alle Aussagen beruhen auf dem Mecklenburgischen Urkundenbuch. Da wird Störtebeker gar nicht erwähnt? Doch, doch!“

Gesammelte Tatsachen aus ganz Nordeuropa

Die Wariner stellen sich mit ihrer Ausstellung klar gegen die Thesen der Universität Rostock. „Die Gesamtheit der aufgezählten Fakten beweist die tatsächliche Existenz des 1401 in Hamburg geköpften Störtebeker. Nicht anhand von Thesen, sondern mit in ganz Nordeuropa gesammelten Tatsachen“, betont Tom Clauß.

Im Rahmen der Ausstellung wurde extra ein Schnaps in Auftrag gegeben. Das golden glitzernde Wässerchen trägt den passenden Namen "Störtebekers Gold".Bild vergrößern

Im Rahmen der Ausstellung wurde extra ein Schnaps in Auftrag gegeben. Das golden glitzernde Wässerchen trägt den passenden Namen „Störtebekers Gold“. (Foto: Sebastian Lohse)

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat noch bis Mitte November die Gelegenheit dazu. Außerdem können die Besucher den eigens für die Störtebeker-Schau hergestellten Schnaps probieren, der augenzwinkernd „mit dem Rest des legendären Schatzes“ abgefüllt sei.