rbb|24: : Herr Sixtus, können Sie kurz erklären, wie eine Bevölkerungsprognose eigentlich berechnet wird? Was fließt da alles ein – Geburten, Sterbefälle, Migration?

Frederick Sixtus: Genau, das ist im Prinzip der Kern. Eine Bevölkerungsprognose basiert auf drei zentralen Faktoren: Wie viele Menschen werden geboren, wie viele sterben – und wie viele ziehen zu oder weg.

Die ersten beiden Größen – Fertilität und Mortalität – lassen sich recht gut abschätzen, weil wir wissen, wie viele Menschen heute leben. Wir können also annehmen, wie lange sie im Durchschnitt leben werden und wann entsprechend viele sterben werden.
Ähnlich funktioniert es bei den Geburten: Wir wissen, wie viele potenzielle Mütter es gibt, und treffen Annahmen darüber, wie viele Kinder sie im Schnitt bekommen. Das ist derzeit etwas schwieriger, weil die Geburtenrate zuletzt gesunken ist und unklar ist, ob sich dieser Trend fortsetzt.

Der wirklich unsichere Faktor ist aber die Wanderung – also wie viele Menschen zuziehen oder fortziehen, sowohl aus dem Ausland als auch innerhalb Deutschlands. Das hängt von vielen Dingen ab: Wirtschaftsentwicklung, Arbeitskräftebedarf, Lebenshaltungskosten, Wohnungsmarkt, aber auch von der Lage in den Herkunftsregionen.

Wir sehen derzeit wieder einen Trend zur Suburbanisierung, also dass mehr Menschen aus den Großstädten ins Umland ziehen. Und dann gibt es natürlich unvorhersehbare Ereignisse – etwa die Corona-Pandemie oder den Krieg in der Ukraine. Solche Krisen verändern Bevölkerungsentwicklungen oft schlagartig – und Prognosen können das schlicht nicht vorhersehen.