
AUDIO: Zaho de Sagazan singt mir Orchester in Hamburger Elphi (3 Min)
Stand: 07.11.2025 09:10 Uhr
Die 25-Jährige ist aktuell das Gesicht und die Stimme des französischen Chansons schlechthin. Mit Orchester-Arrangements von Songs ihres Debütalbums „La symphonie des éclairs“ war sie am Donnerstag in der Elbphilharmonie.
Beginnen wir beim Abspann. Zaho des Sagazan singt, nach exakt 70 Minuten Konzert, ihr letztes Chanson des Abends im Großen Saal der Elbphilharmonie. Es ist das Titelstück ihres Debütalbums: „La Symphonie des éclairs“ – Sinfonie der Blitze. Das Orchester gibt nochmal alles und das Publikum tobt. Standing Ovations.
Heritage Orchestra klingt nach Club
Die Reise ist zu Ende, sagt die Französin, in gebrochenem, weil abgelesenem Deutsch, und bedankt sich wirklich charmant bei jeder und jedem. Und ja, eine Zugabe gibt es dann auch noch. Sie wiederholt einen ihrer Hits „Tristesse“ und plötzlich kocht der Saal. Das Publikum, ihre Fans, mögen Zahos Musik, weil man zu ihr abtanzen kann, und das britische Heritage Orchestra kann sogar nach Club klingen. Doch so war der Abend nicht konzipiert.

Die Französin verbindet emotionale Texte mit Elektrobeats und elektrifiziert das moderne französische Chanson.
Ironie oder Ernst?
Die 15 Songs der jungen Französin waren wie Szenen eines Films aneinandergereiht und gingen ohne Pause ineinander über, gelungen komponiert. Sie selbst hatte sich weiß gewandet, trug eine altmodisch seitlich aufgerollte künstlich blonde Haartracht, die an Nonnenflügel oder Krankenschwestern erinnerte. (Das Bild oben stammt von einem anderen Konzert, Anm. der Redaktion.) Die Show war ein kleines, multimediales Theaterstück, in dem ein mattgrün ausgeleuchtetes Quadrat auf dem Boden als Kerker oder Krankenzimmer auf Zeit diente. Und wo bei dem Chanson „Mon corps“ – mein Körper – der Schatten der Sängerin übergroß an die Bühnenwände geworfen wurde. Ironie oder Ernst?
Humorvolle Brüche mit singender Säge
Das Heritage Orchestra, dirigiert von Dylan Corlay, ist für seine Kombination von klassischer mit modernen Musikstilen bekannt, und hatte die Electrosounds des Debütalbums in vielfarbigen Orchestersprech übersetzt, teilweise augenzwinkernd Vivaldi oder James Bond imitierend, mit Instrumenten wie einem Stimmverzerrer und einem Minimoog, der mit dem Sound einer singenden Säge für geisterhaft, humorvolle Brüche sorgte.
„Keimfreier“, durchkomponierter Ablauf
Wie in einem Theaterstück schauten wir zu, lauschten der warmen, ausdrucksstarken Stimme von Zaho de Sagazan, beobachteten ihre Kämpfe mit der Liebe, mit Angst und um das Glück. Und der Orchestersound funktionierte! Doch in seinem durchkomponierten Ablauf hatte der Abend auch etwas Luftdichtes, Keimfreies. Dabei liebt die Französin angeblich die Freiheit in ihren Bühnenshows. Vielleicht war das ja ihre Lösung: wenn schon keine spontan-treibenden Elektronikbeats, dann wenigstens eine gut geplante Orchesterreise.

Mit nur 25 Jahren wurde die Französin mit der „Voix grave“ in ihrer Heimat zur Künstlerin des Jahres gewählt. Furioser Auftakt ihrer Deutschlandtour war in Hamburg.