Zerstörte Synagogen
NS-Pogrome: App enthüllt Tatorte in München
07.11.2025 – 10:46 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Münchner Synagoge Ohel Jakob im Herbst 2024 (Archivbild). Sie wurde 2006 eingeweiht und trägt den Namen der von den Nazis 1938 zerstörten Synagoge. (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago)
Die App „NaziCrimesAtlas „macht das Ausmaß der NS-Verbrechen auch in München sichtbar. Eine Karte zeigt, wo in der Stadt Verbrechen begangen wurden.
Die App „NaziCrimesAtlas „dokumentiert über 3.000 Tatorte der Novemberpogrome von 1938 und macht somit das flächendeckende Ausmaß der NS-Verbrechen sichtbar. Bei den Pogromen handelt es sich um Gewalttaten, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November im ganzen Land auf jüdische Bürger verübt wurden.
Die digitale Anwendung zeigt Übergriffe in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 und den folgenden Tagen auf einer interaktiven Karte – darunter auch viele in München.
Projektinitiator Wolfgang Hauck, Mitglied des Vereins „DieKunstBauStelle“, erläutert die App: „Die Anwendung zeigt detailliert, wo im gesamten Reichsgebiet Verbrechen begangen wurden“. Die Daten zu den Einträgen stammen größtenteils aus den Forschungsergebnissen von Edith Raim, deren wissenschaftliche Arbeiten seit 2014 die NS-Verbrechen dokumentieren.
Nach Angaben Haucks, der sich auf die Bundeszentrale für politische Bildung beruft, wurden in den Novembertagen im ganzen Land vor 87 Jahren 1.406 Synagogen und Betstuben zerstört. Angreifer steckten 191 Synagogen in Brand und plünderten mehr als 7.500 jüdische Geschäfte. Die Täter, oft in größeren Menschenansammlungen, drangen in Wohnungen jüdischer Bürger ein. Die Pogromnacht forderte etwa 1.500 Todesopfer. Die Behörden verhafteten rund 30.000 Juden und deportierten sie in Konzentrationslager.
München wurde in der Nacht auf den 10. November zum zentralen Ort der Gewalt: Hier war die Führung der NSDAP versammelt, rief zu Ausschreitungen auf und koordinierte von der Stadt aus die gewaltsamen Maßnahmen. Auch in München wurden Synagogen angezündet und zerstört – darunter auch die Synagoge an der Reichenbachstraße, deren Flammen von der eintreffenden Feuerwehr jedoch vor allem aus Sorge um die benachbarten Bauten gelöscht wurde.
Geschäfte in der Sendlinger Straße und in der Kaufinger Straße wurden geplündert und angezündet, ebenso wie die Wohnungen vieler jüdischer Einwohner. Unter ihnen gab es auch einige Todesopfer, die im Rahmen der Ausschreitungen ermordet wurden. Die Tatorte dieser Morde sind ebenfalls in der App abrufbar.
Die App dokumentiert NS-Verbrechen nicht nur in großen Städten, sondern auch in kleinen Orten. Sie beantwortet Fragen zu Opfern, Tätern und zur Beteiligung der Hitlerjugend sowie zu Vorfällen im direkten Wohnumfeld der damaligen Bevölkerung.
