Leipzig – Für ihre Tiger will sie kämpfen wie eine Löwin!

Für viele Tierschützer ist sie ein Hassobjekt, für die Behörden zumindest ein Ärgernis: Carmen Zander (52) lebt mit zehn Tigern in einem Gewerbegebiet vor den Toren von Leipzig. Die Frau, die als „Tiger-Queen“ europaweit in Zirkussen begeisterte, darf ihre Raubkatzen nicht mehr zur Schau stellen – landete deshalb zuletzt sogar vor Gericht. In BILD spricht die preisgekrönte Dompteurin nun offen wie nie von der gefährlichsten Nummer ihres Lebens: Es geht um Morddrohungen, Existenzängste und tatsächlich auch um Tierschutz.

Carmen Zander war in der Manege ein gefeierter Star

Carmen Zander war in der Manege ein gefeierter Star. Dieses Foto zeigt sie 2018 beim Internationalen Zirkusfestival von Monte-Carlo

Foto: picture alliance / Jean François Ottonello/MAXPPP/dpa

4500 Euro pro Monat für Futter

Eins ist für Carmen Zander von vornherein klar: „Meine Tiger gebe ich nicht raus. Ich trage die Verantwortung für sie, es sind meine Babys, die ich nie im Stich lassen werde“, erklärt die Tiertrainerin. Seit 2022 ist es ihr verboten, die Raubkatzen für kommerzielle Zwecke zur Schau zu stellen. Grund: Die Zirkus-Ausnahmegenehmigung ist erloschen, es gelten die strengeren Regelungen für private Halter exotischer Tiere. „Man hat mir und meinen Tigern damit praktisch die Existenzgrundlage genommen“, sagt sie und verweist auf die 4500 Euro, die monatlich allein für das Futter aufgebracht werden müssen.

„Ich kann so nur noch mit Spenden überleben, alle Rücklagen sind schon seit Corona aufgebraucht“, hadert die verzweifelte Tiertrainerin, an die nun die gleichen Haltungsforderungen wie an staatlich geförderte Zoos gestellt werden.

Umstritten: Zuletzt gab es sogar Tiger-Nachwuchs bei Carmen Zander

Umstritten: Zuletzt gab es sogar Tiger-Nachwuchs bei Carmen Zander

Foto: Michael Strohmeyer

„Ich bin doch selbst Tierschützerin“

Für die Tierschützer von Peta ist der Fall klar: „Zander inszeniert sich als Opfer, doch die wahren Opfer sind ihre Tiger – eingesperrt, dressiert und zur Schau gestellt, um Menschen zu unterhalten. Das ist keine Tierliebe, sondern Ausbeutung“, kritisiert Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. Carmen Zander kann diese Vorwürfe nicht mehr ertragen: „Meinen Tigern geht es gut. Sie leben glücklich in der Gruppe und zeigen keine Verhaltensauffälligkeiten, wie man sie bei Zoo-Raubtieren sonst oft sieht. Das beweist auch ein Gutachten der renommierten Wildtierärztin Dr. Alexandra Dörnath.“

Die Tiger-Queen ärgert sich zudem über die Tatsache, dass Peta sich noch nie vor Ort ein Bild gemacht hat: „Ich würde Peta reinlassen und denen alles zeigen, ich habe nichts zu verbergen. Ich bin doch selbst Tierschützerin!“ Ob sie die Kritiker mit der Anlage im Gewerbegebiet überzeugen könnte, bleibt fraglich. 800 Quadratmeter Außenanlage sind für zehn Tiger auf dem Papier 200 Quadratmeter zu wenig. Rechnet man die Käfigfläche pro Tier, fehlt auch da etwas Raum.

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Sogar Morddrohungen habe sie erhalten, weil die Leute glaubten, sie quäle tatsächlich die Tiere, sagt die Tiger-Queen. Dabei wolle sie nur das Beste: „Am liebsten einen Bauernhof mit einer Halle, Wiesen, echten Bäumen und einem kleinen Teich, in dem die Tiger baden können.“

Nur ein Sponsor hat sich für diese Tierschutz-Version noch nicht gefunden.

Die rechtliche Lage: Was ist erlaubt?

Die Probleme bei der Haltung von Großkatzen in Privathand erörterte Dr. Jana Bocelli vom Veterinäramt Nordsachsen kürzlich bei einer Tagung der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz in Leipzig. Kernaussage: Die private Haltung ist nicht verboten, wird aber von den Bundesländern unterschiedlich reglementiert. Grundsätzlich gelten jedoch die Vorgaben aus dem „Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“. Dort werden für die Tigerhaltung folgenden Daten genannt:

Außengehege: Mindestens 200 Quadratmeter für 1 Tier oder 1 Paar, zeitlich begrenzt unterteilbar in verbindbare Einzelgehege. Bei einer zeitweisen Unterteilung des Geheges oder Abtrennung eines Tieres müssen für 1 Tier mindestens 100 Quadratmeter zur Verfügung stehen; für jedes weitere erwachsene Tier je 100 Quadratmeter.

Innengehege (für Sibirische Tiger nicht erforderlich): Mindestens 20 Quadratmeter und 2,5 Meter Höhe bzw. 50 Kubikmeter pro Tier.