Newsblog zum Ukraine-Krieg

Selenskyj holt zum Schlag gegen Ex-Energiechef auf

Aktualisiert am 08.11.2025 – 08:36 UhrLesedauer: 24 Min.

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Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz (Archivbild): Kritiker werfen ihm vor, aus dem ehemaligen Chef des Stromnetzbetreibers einen Sündenbock zumachen. (Quelle: IMAGO/Pavlo Bahmut/imago-images-bilder)

Selenskyj macht Ex-Energiechef für Ausfälle des Stromnetzes verantwortlich. Die EU regelt die Visa-Vergabe für Russen neu. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Wolodymyr Selenskyj hat dem früheren Chef des ukrainischen Stromnetzbetreibers Ukrenergo Versäumnisse beim Schutz der Energieinfrastruktur vorgeworfen. Bei einer Pressekonferenz äußerte sich Selenskyj kritisch über Wolodymyr Kudryzkyj, der das staatliche Unternehmen bis zu seinem Rücktritt Anfang 2024 leitete. Selenskyj zufolge habe Kudryzkyj eine zentrale Verantwortung für die Sicherheit im Energiesektor getragen, dieser aber nicht genügt: „Er war der Leiter eines großen Systems, und dieses System sollte die Sicherheit unseres Energiesektors gewährleisten. Er war verpflichtet, das zu tun – und hat es nicht getan.“

Beobachter und Medien sehen darin einen Versuch, die politische Verantwortung für die Folgen an frühere Entscheidungsträger weiterzureichen. Kudryzkyj, der nach einer Hausdurchsuchung am 21. Oktober am 28. Oktober in der Westukraine festgenommen wurde, wird vorgeworfen, im Jahr 2018 als damaliger Investmentchef 13,7 Millionen Hrywnja (rund 283.000 Euro) unterschlagen zu haben. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. „Die Anschuldigungen sind falsch“, so Kudryzkyj im Gespräch mit dem „Kyiv Independent“: „Wir sollten nicht schweigen und müssen darüber als Teil einer aktiven Zivilgesellschaft sprechen.“

Kritik an der Vorgehensweise gegen Kudryzkyj kommt auch von internationalen Beobachtern und Organisationen. Sie halten sowohl den damaligen Rücktritt als auch die jetzige strafrechtliche Verfolgung für politisch motiviert. Während seiner Amtszeit hatte Kudryzkyj enge Kontakte zu westlichen Partnern gepflegt und Hilfen zur Stabilisierung des Energiesektors koordiniert. Seine Verteidiger bezeichnen die Vorwürfe als „völligen Unsinn“.

Russland hat in der Nacht zum 8. November erneut einen groß angelegten Angriff auf ukrainische Städte gestartet und dabei eine Kombination aus Drohnen und Raketen eingesetzt, um Ziele im ganzen Land zu treffen. In Kiew waren laut einem Journalisten der Zeitung „Kyiv Independent“, der vor Ort war, kurz vor 4.30 Uhr Ortszeit Explosionen zu hören.

Offizielle Stellen berichteten der Zeitung, dass die Luftabwehr aktiviert worden sei. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete später, dass im Stadtteil Pecherskyi ein Brand gemeldet worden sei, nachdem Trümmerteile der Drohnen aus dem Angriff heruntergefallen waren. Der Leiter der Militärverwaltung der Stadt Kiew, Tymur Tkachenko, berichtete ebenfalls, dass mehrere Fahrzeuge in dem Stadtteil in Brand geraten seien. Es wurden keine Informationen über das Ausmaß der Brände oder über Schäden oder Opfer bekannt gegeben.