In der Ukraine ist es nach einem russischen Großangriff mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern in mehreren Regionen zu Einschränkungen der Stromversorgung gekommen. In den Grenzregionen Sumy und Charkiw kam es zu Ausfällen, in der Stadt Krementschuk am Dnipro-Fluss im Landesinneren fiel der Strom komplett aus. Lokale Medien berichteten von zahlreichen Drohnen in der Nähe des dortigen Wasserkraftwerks, Details über mögliche Schäden an dem Kraftwerk waren zunächst nicht bekannt. Kyjiws Militärverwaltung sprach von Attacken auf nicht näher definierte Einrichtungen des Stromnetzes in der Hauptstadtregion.

In der Großstadt Charkiw meldete Bürgermeister Ihor Terechow Unterbrechungen der Strom- und Wärmeversorgung. Betroffene rief er dazu auf, eine der etwa 100 Hilfsstellen in der Stadt aufzusuchen, um sich dort zu wärmen und Elektrogeräte nachzuladen. Eine Zahl betroffener Haushalte nannte Terechnow nicht.

Ukraine meldet Hunderte Drohnen, Raketen und Marschflugkörper

Das ukrainische Energieministerium sprach von Einschränkungen in der Versorgung in „einer Reihe von Regionen“, nannte aber zunächst keine Einzelheiten. Die Attacken haben zudem landesweit den Eisenbahnverkehr gestört: Wie das staatliche Eisenbahnunternehmen mitteilte, kommt es auf zahlreichen Routen im Laufe des Tages zu teils erheblichen Verspätungen. Grund sind offenbar Schäden an Stromleitungen und Umspannwerken. 

Auch die Gasinfrastruktur ist nach ukrainischen Angaben Ziel des Angriffs geworden. Es sei die neunte Attacke auf die Gasinfrastruktur des Landes seit Anfang Oktober, teilte der staatliche Konzern Naftogaz mit. Es gebe Einschläge und Schäden an den Produktionskapazitäten, ein Mitarbeiter des Konzerns sei verletzt worden. Bereits im frühen Herbst war die Gasförderung in der Ukraine gegenüber der Vorkriegszeit in etwa um die Hälfte eingebrochen.

© Lea Dohle

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Ebenfalls wurden Wohnhäuser in mehreren Großstädten bei dem Angriff beschädigt. In Kyjiw sprach Bürgermeister Vitali Klitschko vom Brand eines Wohnhauses, nachdem darauf Trümmer eines abgeschossenen Flugkörpers abgestürzt seien. Über mögliche Tote und Verletzte war zunächst nichts bekannt. In der Großstadt Dnipro sind hingegen zwei Personen bei einem Einschlag in ein Wohnhaus getötet worden, zwölf Menschen wurden laut der Regierung der Region Dnipropetrowsk verletzt. Laut Regionalgouverneur Wladyslaw Hajwanenko befinden sich noch Menschen unter Trümmern, Rettungsarbeiten seien in Gange.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland bei dem Angriff 458 Drohnen, 32 ballistische Raketen und 13 Marschflugkörper ein. 406 Drohnen und neun Raketen oder Marschflugkörper seien abgeschossen worden. Vor allem hinsichtlich der Zahl von Raketen und Marschflugkörpern handelt es sich damit demnach um einen überdurchschnittlich intensiven Angriff: Im vergangenen Monat hatte Russland insgesamt etwa 270 Raketen und Marschflugkörper eingesetzt, ein Anstieg um fast die Hälfte gegenüber dem September. 

Der Ostcast – :
Entwickelt sich in der Ukraine der Krieg der Zukunft?

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Angst vor Blackouts durch russische Angriffe auf Energieversorgung

Am 10. Oktober hatte Russland seine für den Spätherbst und Winter erwartete Luftkampagne gegen das ukrainische Energienetz eingeleitet. Nach inzwischen drei Kriegswintern ist die Energieversorgung in dem Land stark beschädigt. Die Behörden verschoben in manchen Regionen den Beginn der Heizsaison, um Kapazitäten zu schonen, und führten wie bereits in früheren Kriegswintern planmäßige Stopps der Stromversorgung ein, die sich teils über einen Großteil des Tages erstrecken. Angesichts der Schäden am Energiesystem werden auch landesweite Blackouts befürchtet

Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte auf X als Reaktion auf die Attacken verstärkte Sanktionen gegen Russlands Energiesektor. „Bislang wurde der russische Nuklearsektor nicht sanktioniert, und der russische militärisch-industrielle Komplex kommt immer noch an westliche Mikroelektronik“, schrieb Selenskyj. „Auch auf seinen Öl- und Gashandel muss mehr Druck ausgeübt werden. Wir erwarten relevante Entscheidungen der USA, Europas und der G7.“

Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen im russischen Krieg gegen die Ukraine in unserem Liveblog.

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