In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ sagte Dagen im Oktober, die Idee zur Büchermesse sei entstanden, weil „die Zeiten für Verlage immer schwieriger werden. Gerade für solche, die man eher als konservativ, rechts oder freiheitlich ambitioniert einordnet.“

Mehrere Verlage der Neue Rechten als Aussteller

Zu den Verlagen, die am Wochenende auf der Büchermesse „Seitenwechsel“ vertreten sind, gehören weitere Häuser, die der Neuen Rechten zugeordnet werden. Dazu zählt unter anderem der Dresdner Jungeuropa Verlag. Er wird von Philip Stein betrieben, der als Vorsitzender des Verein „Ein Prozent“ vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Auch das von Jürgen Elsässer gegründete Compact-Medienunternehmen soll laut Aussteller-Verzeichnis einen Stand betreiben. Ein Verbot des gleichnamigen rechtsextremen Magazins wurde im Juni 2025 vom Bundesverwaltungsgericht aufgehoben.

Ebenfalls im Ausstellerverzeichnis gelistet war der Verlag Sturmzeichen. Laut eigener Website vertreibt er unter anderem Titel der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck sowie die Zeitschrift „Nationaler Sozialismus heute“. Verleger Sascha Krolzig gilt laut dem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt als bundesweit bekannter Rechtsextremist. Am Freitag gaben die Seitenwechsel-Organisatoren auf der Website der Messe an, der Verlag sei „über eine unzulässige Datenmanipulation im Ausstellerportal eines Ausstellers kurzzeitig ins digitale Ausstellerverzeichnis“ gelangt. Beide Unternehmen seien von der Messe ausgeschlossen worden.

Uwe Tellkamp, Götz Kubitschek und Maaßen nehmen teil

Das Rahmenprogramm der Messe mit Gesprächen und Lesungen soll laut Veranstalter kritischen Stimmen eine Bühne geben. Auftreten sollen unter anderem Kabarettist Uwe Steimle, Schriftsteller Uwe Tellkamp und der ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen.

„Wir“-Festival setzt im Volkspark Zeichen für Demokratie

Parallel zur Büchermesse erreicht in Halle am Freitag und Samstag das „Wir“-Festival seinen Höhepunkt. Mitorganisatorin Theresa Donner sagte MDR KULTUR im Vorfeld, das Festival setze sich für eine offene Gesellschaft ein und lade dazu ein, sich für Toleranz und gegen Spaltung zu engagieren.

Im Volkspark sind am Festivalwochenende unter anderem Lesungen, Diskussionen und Workshops für Kinder geplant. Zu den Gästen gehören etwa die Schriftstellerin und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2024 Martina Hefter, Journalistin Gilda Sahebi und der Rechtsextremismusforscher Matthias Quent. Zudem erinnert das Festival mit mehreren Veranstaltungen an die nationalsozialistischen Pogrome vom 9. November 1938, unter anderem mit Theaterstücken zum Thema Rechtsextremismus unter Jugendlichen.

Begonnen hat das „Wir“-Festival bereits am 21. September. Beteiligt haben sich laut Veranstalter bislang rund 50 verschiedene Kultur- und Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Privatpersonen aus Halle mit über 400 Programmpunkten.

Lasst sie doch da draußen sich mit ein paar Buchständen hinstellen. Wir feiern in dieser Stadt ein Riesenfest und zwar ein Fest des Herzens und der Kultur und der Zivilcourage und des Engagements.

Buchhändler Raimund Müller, Teilnehmer des „Wir“-Festivals

Zu den Mitwirkenden gehörte unter anderem die Buchhandlung Jakobi & Müller. Buchhändler Raimund Müller sagte MDR KULTUR, das anfangs kleine Festival sei inzwischen mit Plakaten und Aktionen in der ganzen Stadt präsent: „Wir feiern in dieser Stadt ein Riesenfest und zwar ein Fest des Herzens und der Kultur und der Zivilcourage und des Engagements“, erklärte er.