Kiel. Der Wahlkampf-Endspurt ist eingeläutet und es geht noch knallhart zur Sache. In gut einer Woche kommt es zum Schwur, wenn rund 200.000 Kielerinnen und Kieler ab 16 Jahren aufgerufen werden, ihren neuen Oberbürgermeister zu wählen. Acht Kandidaten und eine Kandidatin wollen auf den Chefsessel im Rathaus. Sie geben in den letzten Tagen vor der Wahl noch einmal alles, um möglichst viele Menschen von sich zu überzeugen.

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Allein diese große Anzahl von Bewerbern macht es wahrscheinlich, dass keiner von ihnen im ersten Wahlgang am 16. November die absolute Mehrheit von 50 Prozent plus X erhält. Die Mission lautet also erst einmal, in die Stichwahl am 7. Dezember zu kommen. Der grüne Kandidat Samet Yilmaz macht es gerade besonders spannend. Er ist erstmals ein Grüner mit reellen Chancen auf das Amt. Aber genau in diesen Tagen zeigt sich, ob diese einmalige Möglichkeit verspielt wird.

Leidet die Kandidatur von Samet Yilmaz?

Erst einmal wird sich zeigen, wie sehr oder ob überhaupt seine Kandidatur darunter leidet, dass der Beamte mitten im Wahlkampf seinen Posten beim Verfassungsschutz verlor und ins Olympia-Referat des Innenministeriums versetzt wurde. Zur Erinnerung: Yilmaz hatte im Juni die Bitte des Veranstalters vom „Türkischen Tag“ an die Stadtverwaltung weitergeleitet, das Fest um einen Tag zu verlängern. Pikant: Die Veranstaltung steht in Verbindung zu den türkischen Rechtsextremen der „Grauen Wölfe“.

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Eine Affäre wurde daraus, als der „Spiegel“ darüber berichtete – dem Nachrichtenmagazin waren die internen Vorgänge gesteckt worden. Diese Woche erhielt Yilmaz jedoch Rückendeckung von höchster Stelle: Seine Chefin, die scheidende Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU), attestierte ihm im Innenausschuss des Landtags, dass er seine Arbeit immer verlässlich gemacht habe. Selbst die Christdemokratin kritisierte, dass der Fall „für den Wahlkampf instrumentalisiert“ worden sei. Mehr Absolution geht wohl kaum.

Aber wie sind die vertraulichen Informationen an den „Spiegel“ und damit an die Öffentlichkeit gelangt? Vermutet wird etwa, dass die politische Konkurrenz ihre Finger im Spiel hat. In dieser Woche kam dazu passend heraus, dass der für den Fall zuständige Geheimschutzbeauftragte beim Verfassungsschutz SPD-Mitglied ist. Ob wirklich eine Verschwörung dahintersteckt, bleibt aber unklar.

Kieler Grüne und AfD stimmen gemeinsam

Für noch mehr Gesprächsstoff sorgen die Grünen in dieser Woche allerdings selbst: Ein Ratsfraktionsantrag konnte am Donnerstag im Bauausschuss nur beschlossen werden, weil die AfD zustimmte. Eine solche Situation hatte die Partei immer vermeiden wollen. Verantwortlich ist in erster Linie die Fraktionsspitze – und an der Stelle taucht wieder der Name Samet Yilmaz auf. Er ist Co-Vorsitzender.

Ob er Kratzer davonträgt, wird sich ebenfalls am 16. November zeigen. Die Kieler SPD tut gerade jedenfalls alles, um die Grünen unter Druck zu setzen: Sie stellt die grün-rote Rathaus-Kooperation offen infrage. Kurz vor dem 16. November entwickelt sich der Wahlkampf damit noch zum Hauen und Stechen.

KN