
Die NBA hat zwölf Wunsch-Standorte für die eigene Europaliga genannt, darunter Berlin und München. Über den geplanten Startzeitpunkt hinaus bleiben die Pläne für die NBA Europe vage.
Die aus der NBA verlautbarten Pläne für eine neue Europaliga sorgen weiter für Unruhe im europäischen Klub-Basketball. George Aivazoglou, bei der NBA zuständig für das Europa- und Nahost-Geschäft, hat nun auf einem Sportbusiness-Kongress in Mailand den Herbst 2027 als möglichen Starttermin genannt.
12 mögliche NBA-Standort in Europa – darunter Berlin und München
Außerdem habe sich die NBA auf eine Liste von zwölf festen Standorten festgelegt, die Wunschkandidaten für die neue Europaliga sind, darunter Berlin und München. Zusätzlich nannte der NBA-Manager: Mailand und Rom, die zwei spanischen Großklubs aus Barcelona und Madrid, London und Manchester, Paris und Lyon und jeweils ein Klub aus Athen und Istanbul.
Die Aufzählung von Europa-Direktor Aivazoglou barg keine großen Überraschungen, viele der Namen wurden bereits zuvor in Medienberichten herumgereicht. Darüber hinaus blieben weiter viele Fragen offen, etwa welcher Klub aus Istanbul oder Athen für die neue NBA-Europaliga auserkoren wird. In beiden Metropolen gibt es jeweils zwei große EuroLeague-Klubs. Zudem machte Aivazoglou auch keine konkreten Angaben darüber, wie die weiteren Plätze in der geplanten NBA-Europaliga mit 16 Klubs besetzt werden sollen: ein Startplatz soll für den Gewinner der Basketball Champions League vorgesehen sein, darüber hinaus sollen sich auch Teams aus ausgewählten nationalen Ligen qualifizieren können.
Klar erscheint nur, dass Traditons-Standorte wie Zalgiris Kaunas aus Litauen, dem Klub von Basketball-Europameister Maodo Lo, oder die beiden Großklubs aus Belgrad außen vor bleiben. Sie liefern begeisterte Basketball-Atmosphäre, sind aber wirtschaftlich, als Absatzmarkt für die NBA wohl unattraktiv.
Fest steht, dass die Europa-Projekt der NBA, sollte es tatsächlich kommen, das System der europäischen Klubwettbewerbe erschüttern wird. Eine von der NBA gesteuerte Europaliga ist vor allem ein Angriff auf die EuroLeague, die beste Liga Europas, die alle Top-Adressen des europäischen Basketballs versammelt. Die EuroLeague wird von einer privatwirtschaftlichen Klub-Vereinigung geführt, mit dem europäischen Basketballverband FIBA liegt die EuroLeague-Oragnisation seit Jahren im Streit.
Die FIBA kooperiert mit der NBA und unterstützt die Europa-Expansion der US-Liga. Der Verband präsentiert sich dabei bislang wie ein Juniorpartner, überlässt die Kommunikation weitestgehend der NBA. Auch bei der EM im September in Riga blockten die FIBA-Spitzen alle Fragen zum Stand der Gespräche über die NBA Europe ab.
Euroleague droht Spaltung – Klub aus Lyon vor dem Absprung
In der EuroLeague gibt es bereits erste Vorboten einer drohenden Spaltung. So fährt Asvel-Villeurbanne, der Klub aus Lyon, inzwischen einen offenen Konfrontationskurs mit der Dachorganisation. Tony Parker, ehemaliger NBA-Superstar und starker Mann beim Klub aus Lyon, hatte sich als einer der ersten Klub-Manager für die neue NBA-Europaliga ausgesprochen.
Alba Berlin, lange Jahre eine feste Größe in der besten Liga Europas, hat sich schon im vergangenen Sommer bewusst von der EuroLeague losgesagt. Alba-Geschäftsführer bezeichnete die EuroLeague und ihre wirtschaftliche Entwicklung als „Auslaufmodell“. Mit dem Wechsel in die Champions League, dem Konkurrenzprodukt der FIBA, brachten sich die Berliner auch für die Europa-Expansion der NBA in Stellung.
NBA Europe – was macht der FC Bayern?
Vom FC Bayern dagegen, der einzige verbliebe deutsche Klub in der EuroLeague, gab es gemischte Signale. Münchens Basketballer sind einer von 13 Gesellschaftern in der EuroLeague, der im Sommer ausgeschiedene Geschäftsführer Marko Pesic hatte sich immer wieder zur Königsklasse bekannt. Zuletzt jedoch wurde Bayern-Präsident Herbert Hainer in der „Bild“ zitiert, man sei mit allen Stakeholdern im Gespräch. Nach Medienberichten soll es Anfang Oktober, beim NBA-Gastspiel im Abu Dhabi, auf Einladung der NBA ein Treffen auch mit Bayern-Abgesandten gegeben haben.
PSG, Manchester City – Spuren zu arabischen Investoren
Darüber hinaus bleibt vieles vage. Die Gerüchte, die um die neue europäische Superliga herumschwirren, drehen sich auch um arabische Investoren. Wie etwa beim von der NBA präferierten neuen Standort in Paris: Dort gibt es mit Paris Basketball zwar einen EuroLeague-Klub, der als Mehrheitseigner sogar einen früheren General Manager von NBA-Klubs hat. Doch die NBA-Strategen sprachen immer wieder von den großen europäischen „soccer brands“, mit denen man Gespräche führe. In Paris kann damit eigentlich nur PSG gemeint sein, der Champions-League-Sieger, geführt von einem mächtigen katarischen Staatsfonds, der für neue Millionen-Investments und Sponsoren-Deals bereit stünde.
Manchester wiederum, bislang nicht unbedingt als aufstrebender Basketball-Standort aufgefallen, ist Heimat der „City Football Group“: Das Besitzer-Konsortium von Manchester City aus Abu Dhabi, das sich noch weitere Fußballklubs hält – und womöglich in Zukunft eine europäische NBA-Filiale werden könnte. Die finanzstarke Tourismusbehörde von Abu Dhabi, mit der angeschlossenen Fluglinie, ist wiederum kürzlich als Großsponsor bei der EuroLeague eingestiegen.
Viele offene Fragen, allen voran beim Salary Cap
Völlig offen bleibt, ob das US-amerikanische Ligenmodell, mit strikten Ausgabengrenzen für Gehälter (Salary Cap) und einer kontrollierten Einnahmenverteilung überhaupt mit der europäischen Rechts- und Wirtschaftsordnung kompatibel ist. Dieses Problem hat inzwischen auch die NBA auf dem Schirm: NBA-Commissioner Adam Silver, der mächtigste Mann der US-Profiliga, gab zuletzt gegenüber ESPN an, die Anwälte grübelten intensiv darüber, wie man die strikten US-Normen, allen voran eine Ausgabenbeschränkung, in das europäische System überführen könne.
