Die Empörung über das drohende Aus des Architekturstudiengangs an der Bergischen Universität Wuppertal ebbt nicht ab. Am vergangenen Mittwoch zogen betroffene Studierende durch Düsseldorf und forderten mit anderen Hochschülern aus ganz NRW das Ende der geplanten Sparpolitik.
Besonders sichtbar war dabei die Studierendeninitiative „fundament.tal“ aus Wuppertal, die um die Zukunft des traditionsreichen Architekturstudiengangs am Campus Haspel kämpft. Dort droht der schleichende Auslauf – in den nächsten Jahren gehen acht von elf Professuren in Rente, Nachbesetzungen stehen auf der Kippe. Bereits zum nächsten Winter könnte es mit neuen Erstsemesterstudenten Schluss sein. Gegen die Einstellung hat die Gruppe am Dienstag eine Petition im Internet gestartet. In den ersten 24 Stunden sammelten die Studierenden bereits vierstellige Unterstützerzahlen.
Zudem sorgt ein offener Brief an das Rektorat für Aufsehen. Dort heißt es, das Aus wäre „das völlig falsche Signal“ angesichts der Klimakrise, des Sanierungsstaus und des Fachkräftemangels. Den Brief unterstützen neben den Architektur-Verbänden BDA NRW und BDB NRW zahlreiche Unternehmen, wie etwa die Akzenta-Supermärkte, und lokale Persönlichkeiten, unter anderem Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordneter Helge Lindh.
Die Verbände verweisen darauf, dass Nordrhein-Westfalens Wirtschaft seit Jahren qualifizierte Planungs- und Bauberufe sucht. Allein seit dem 1. September listet die Stellenbörse der Architektenkammer NRW laut Brief über 100 offene Stellen. Und weiter: Der Wuppertaler Studiengang habe eine bundesweit besondere Rolle. Die Uni holte 2022 den Hochschulwettbewerb Solar Decathlon Europe nach Deutschland und ist seit den 1990er Jahren auf nachhaltiges Bauen spezialisiert. Der Studiengang schneidet im CHE-Ranking regelmäßig überdurchschnittlich ab.
Die Unterzeichner argumentieren, die Schließung würde nicht nur Forschung und Lehre treffen, sondern die gesamte regionale Wertschöpfungskette: Kommunen, Wohnungswirtschaft, Bauindustrie und Planungsbüros. Statt Abwicklung fordern sie „profiltreue Konsolidierung“ – etwa mehr Verzahnung mit Bauingenieurwesen und Mobilität, berufsbegleitende Weiterbildungsangebote und Partnerschaften mit Kommunen und Wirtschaft. Die Universität verfüge mit dem Studiengang Architektur über ein „Aushängeschild, das inhaltlich präzise zur größten Aufgabe unserer Zeit passt“.
Der Dekan des Architekturstudiengangs, Christoph Grafe, stellt indessen in Aussicht, dass in den kommenden Tagen Gespräche mit dem Rektorat stattfinden werden. Ziel sei es, Kompromisse zu verhandeln, die den Fortbestand eines voll kammerfähigen Architekturstudiengangs sichern.