Die CDU will die Möglichkeiten der Esslinger Steillagen noch besser nutzen. Foto: Roberto Bulgrin
Noch ist umstritten, ob Esslingen künftig eine Beherbergungssteuer erheben soll. Die CDU will mögliche Einnahmen in die Attraktivität der Stadt investieren.
Kurz vor der Entscheidung des Gemeinderats über eine neue Beherbergungssteuer kommt Bewegung in die Debatte. Die CDU-Ratsfraktion, die zum Zünglein an der Waage werden könnte, signalisiert Bereitschaft, über die neue Abgabe nachzudenken. Allerdings wollen die Christdemokraten nur zustimmen, wenn sich der Gemeinderat verpflichtet, Mehreinnahmen „nur für Maßnahmen zu verwenden, die die touristische Attraktivität und wirtschaftliche Stärke des Standorts Esslingen nachhaltig fördern“.
Für Fraktionschef Tim Hauser ist klar, dass eine Beherbergungssteuer – wenn überhaupt – nur pauschal und nicht prozentual erhoben werden darf, um den bürokratischen Aufwand zu begrenzen. Außerdem soll sich der Gemeinderat verpflichten, die Einnahmen „vorrangig für die Planung, Finanzierung, Realisierung und Unterhaltung einer gastronomisch betriebenen Aussichtsplattform in den Esslinger Weinbergen“ zu verwenden. Die CDU verweist auf die Luitenbächer Höhe, die zur Remstal Gartenschau 2019 gebaut worden war. Die Stadt Weinstadt spricht von einem „Publikumsmagneten“.
Die Luitenbächer Höhe in Weinstadt könnte zum Vorbild für Esslingen werden. Foto: privat Esslinger Weingärnter sollen ins Boot
Für Esslingen stellt sich die CDU eine Aussichtsplattform vor, die auf gastronomische Nutzung und Veranstaltungen ausgelegt, aber auch öffentlich zugänglich ist. Sie soll in Kooperation mit Weingärtnern, Gastronomen sowie Kultur- und Veranstaltungsbetrieben bespielt werden. Als Standort werden Weinberg-Lagen mit Blick auf Altstadt und Marktplatz favorisiert. Die Verwaltung soll dem Gemeinderat bis Mitte 2026 ein konkretes Realisierungskonzept vorlegen inklusive Standortvorschlag, Kostenrahmen, Fördermöglichkeiten und Betriebskonzept.
„Wir müssen mehr Angebote schaffen“, sagt Tim Hauser und verweist auf den Hotel– und Gaststättenverband (Dehoga), der ihm genau wie einzelne Hoteliers bestätigt habe, dass die Stadt noch deutlich Potenzial habe. „Hier besteht klarer Handlungsbedarf, in dieses und in weitere touristische Angebote zu investieren“, so Hauser. „Genau dafür sollten wir die Mittel verwenden – sonst macht eine Beherbergungssteuer keinen Sinn für uns.“
Esslingen verfüge über ein außergewöhnliches Stadtbild mit historischem Marktplatz, imposanten Weinbergen und reizvoller Neckarlage. „Potenziale, die bislang nur punktuell touristisch genutzt werden“, sagt Hauser. Um das zu ändern, bedürfe es gezielter Investitionen in touristische Infrastruktur mit langfristigem Mehrwert. Eine Plattform in den Weinbergen könne einen identitätsstiftenden Ort mit überregionaler Strahlkraft schaffen, den Wein- und Genusstourismus ebenso fördern wie den Rad- und Tagestourismus, Übernachtungen generieren sowie zu Pflege und Aufwertung der Weinberg-Lagen beitragen.
Erste Unterstützer für Aussichtsplateau in Esslingen
„Wir Grüne begrüßen die Idee, die Einnahmen gezielt für die touristische Infrastruktur zu nutzen“, erklärt Stadtrat Andreas Fritz. „Einen prägnanten, sichtbaren Ort zu schaffen, finden wir sehr gut. Die Idee hätte auch von uns kommen können. Grüne und CDU haben sich schon mehrfach für das Thema Weinberge gemeinsam eingesetzt. Wichtig ist uns, dass der Platz öffentlich zugänglich und vielfältig nutzbar bleibt.“
Der Gemüse- und Weinbauer Andreas Rapp betont: „Wir brauchen Orte, die zeigen, was Esslingen ausmacht: Kulturgut, Natur und Gastfreundschaft. Ich kann mir gut vorstellen, dass dort auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden und dass viele Bereiche von so einer einmaligen Fläche profitieren.“ Und der Weingärtner und Gastronom Adolf Bayer erklärt: „Eine Plattform mit Blick über Esslingen wäre ein Gewinn – für Besucher von auswärts und für Esslinger. Wenn man dort regionale Produkte und den Blick über die Stadt genießen und Veranstaltungen besuchen kann, kommt alles zusammen, was Esslingen ausmacht.“