Bei einer Gesprächsreihe im Stuttgarter Schauspiel bestätigen die Fantastischen Vier, dass sie eine große Abschiedstour planen. Auflösen wollen sie sich aber nicht.

Schon früh an diesem Abend liegt etwas in der Luft, das nach Abschied riecht: Die Fantastischen Vier haben eine Ankündigung dabei, die einen Wendepunkt markiert. Bevor sie die Bühne betreten, läuft ein kurzer Ausschnitt aus Thomas Ds „Inferno“ über die Lautsprecher – eine Einführung über Lebenszeit, Wirkung und das, was bleibt. Auf der Bühne stehen mehrere Stehlampen, ein Retro-Fernseher, Teppiche, fünf Sessel. Dann kommen die Fantas hinein. In der Mitte nimmt Moderator Michael Steinbrecher Platz, flankiert von Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon.

Pilot eines neuen Gesprächsformats

„Wenn das meine Mutter noch erleben dürfte, hier im Staatstheater“, sagt Michi Beck und blickt in den Raum. „Das hätten wir uns mal sagen sollen vor 35 Jahren, dass wir hier am Ende sitzen – wo uns damals nicht mal ein Jugendhaus haben wollte“, ergänzt Smudo. Dann erklärt Moderator Michael Steinbrecher, worum es an diesem Abend geht: „Der letzte Bus“ ist der Pilot eines neuen Gesprächsformats von Schauspiel Stuttgart und SWR Kultur, das live aufgezeichnet und später ausgestrahlt wird. Smudo hat dafür private Fotos aus dem „Familienalbum“ mitgebracht – Bilder, die sonst kaum jemand kennt und die den Abend wie eine kleine Reise durch die gemeinsame Vergangenheit strukturieren werden.

Am Anfang standen Irene und Ingrid, die Mütter von Smudo und And.Ypsilon, die die beiden damals zusammenbrachten. Unter dem Namen Zwielichtige Zwei und The Terminal Team probierten sie sich erstmals musikalisch aus. Thomas D kam kurz darauf dazu. Smudo wollte für seine damalige Angebetete einen Birthday-Rap aufnehmen und bat Thomas D und And.Ypsilon im Hintergrund zu beatboxen. Michi Beck kam über die sagenumwobene „HipHop-Party Nummer 2“ auf den Radar. Er hatte dort aufgelegt und gerappt; bis heute hält sich die Anekdote, er habe dabei im Liegen auf der winzigen Bühne performt, während ihm jemand Bier einflößte. Ob das wirklich so passiert ist, könne er heute nicht sagen. Entscheidend sei, dass kurz darauf vier Leute zusammen Musik machten, die sich später die Fantastischen Vier nannten.

US-Rap und „Die Da!?“

Sie erzählen davon, wie stark sie in ihren Anfangsjahren vom amerikanischen Rap geprägt waren – in Stuttgart, so sagt Smudo, sei das durch die frühere Besatzungszone besonders präsent gewesen. Gleichzeitig entwickelten sie ihren eigenen Weg: deutschsprachiger Sprechgesang, zu einer Zeit, in der das in der Szene kaum jemand machte.

Mit „Die Da!?“ ging der Traum, im Radio stattzufinden in Erfüllung, – nachdem viele Sender nach der Neuen Deutschen Welle kaum noch Deutsch spielten. Aus ihrer Radiosendung Die Vierte Dimension wurde später ein Videoprojekt: französische Kostüme, Friedhofsszenen, Poolposen, Weltraumanzüge, die Pornoabteilung einer Videothek – Material, das sie an diesem Abend zeigen und das vor allem eines dokumentiert: vier junge Musiker, die mit spürbarem Vergnügen Quatsch machten.

Die Fantastischen Vier übers Älterwerden

Mit den Jahren verteilten sich die Bandmitglieder über ganz Deutschland, machten Soloalben, legten Pausen ein und hielten es zeitweise sogar für möglich, dass das gemeinsame Kapitel enden könnte. Gefunden haben sie sich am Ende immer wieder. Gleichzeitig wurde das Arbeiten anspruchsvoller. „Wir sind nicht mehr so locker“, sagt Michi Beck, heute dauere es schlicht länger, bis alle zufrieden seien. Das Alter spiele dabei eine Rolle. Smudo spricht über seine gut 700 SWR-Sendungen und witzelt, er wünsche sich als Dank endlich eine eigene Haltestelle: „Nächster Halt: Smudo.“

Letzte Tournee geplant

Dann folgt ein kurzer Videoeinspieler: „Irgendwann ist auch gut.“ Und die Fantastischen Vier sagen bestätigen an diesem Abend, was Mich Beck in einer ARD-Doku bereits vor einem Jahr angedeutet hatte: Sie planen eine Abschiedtour. Nach einer Konzertreise, die von 2026 bis 2028 geht, soll Schluss sein mit dem Live-Programm. Das heißt aber nicht, dass es die Fantas dann nicht mehr gibt: „Wir sind seit 37 Jahren zusammen. Wir können uns gar nicht mehr auflösen“, sagt Michi Beck. „Aber das Kapitel, das man von den Fantastischen Vier kennt – das ist mit Ende der Tour zu.“ Der Saal reagiert erst mit Stille, dann mit minutenlangen Standing Ovations. Ende einer Ära.

Wohnzimmerkonzert im Foyer

Doch der Abend endet nicht mit der Ankündigung. Im Foyer ist bereits aufgebaut: Thomas D & THE KBCS starten ein kompaktes Set, das sich schnell öffnet. Gemeinsam rappen alle vier Fantas „MFG“, und das ganze Foyer singt mit. Als Abschluss folgt – wie könnte es anders sein – „Troy“.

Es ist ein seltener, warmherziger Moment. Und wenn an diesem Abend etwas erkennbar wurde, dann, dass sich diese vier Jungs – bei all allen Highs und Lows – sich selbst und einander bemerkenswert troy geblieben sind.

Die Fantastischen Vier: Final Tour 2026-2028

  • 16.12.2026 Riesa – WT Energiesysteme Arena
  • 17.12.2026 Berlin – Uber Arena
  • 19.12.2026 Hannover – ZAG Arena
  • 21.12.2026 Stuttgart – Schleyerhalle
  • 22.12.2026 Stuttgart – Schleyerhalle
  • 06.01.2027 Frankfurt am Main – Festhalle Frankfurt
  • 07.01.2027 Dortmund – Westfalenhalle Dortmund – Halle 1
  • 09.01.2027 Oberhausen – Rudolf Weber-ARENA
  • 12.01.2027 Köln – LANXESS Arena
  • 13.01.2027 Hamburg – Barclays Arena
  • 16.01.2027 Leipzig – QUARTERBACK Immobilien ARENA
  • 17.01.2027 München – Olympiahalle München
  • 19.01.2027 Zürich – Hallenstadion Zürich
  • 21.01.2027 Mannheim – SAP Arena
  • 04.02.2027 Nürnberg – PSD Bank Nürnberg Arena
  • 05.02.2027 Salzburg – Salzburgarena
  • 06.02.2027 Wien – Wiener Stadthalle – Halle D

Der allgemeine Vorverkauf startet am 12.11. um 10 Uhr. Die Tickets werden exklusiv bei Eventim erhältlich sein. Wer die Band noch vorher live erleben möchte: Im Rahmen ihrer aktuellen Tour treten die Fantastischen Vier zudem am 19. und 20. Dezember 2025 in Stuttgart in der Schleyerhalle auf.