
Israel hat nach forensischen Untersuchungen die Identität einer von der militant-islamistischen Hamas ausgehändigten Leiche bestätigt. Es handele es sich um einen Soldaten, der bereits 2014 im Gazastreifen getötet wurde.
Die Terrorgruppe Hamas hat die Leiche des vor 11 Jahren getöteten israelischen Soldaten Hadar Goldin an Israel übergeben. Israel bestätigte nach forensischen Untersuchungen, dass es sich bei den Überresten um Goldin handelte. Die Hamas erklärte, sie habe Goldins Leiche am Samstag in einem Tunnel in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens entdeckt, und übergab sie heute an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.
Der damals 23-jährige Soldat war am 1. August 2014 getötet worden, zwei Stunden nach Inkrafttreten einer Waffenruhe, die den Krieg zwischen Israel und der Hamas in jenem Jahr beendete. Seine Leiche befand sich seitdem im Gazastreifen. Sie war die am längsten im Gazastreifen zurückgehaltene Leiche einer Geisel.
Großes Leid für die Familie
Zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung sagte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, die Zurückhaltung des Leichnams habe Goldins Familie großes Leid zugefügt. Nun könne sie ein jüdisches Begräbnis für ihn ausrichten.
Goldins Familie hatte gemeinsam mit der Familie eines anderen Soldaten, dessen Leichnam 2014 verschleppt worden war, die Bemühungen angeführt, die Söhne nach Hause zu holen. Israel barg die sterblichen Überreste des zweiten Soldaten in diesem Jahr.
Hamas-Terroristen wollen nicht kapitulieren
Nach israelischen Medienberichten hatte die Hamas im Gegenzug für die Übergabe von Goldins Leiche freies Geleit für etwa 200 Hamas-Terroristen gefordert, die sich in einem Tunnel befinden sollen, der in Rafah, einem von Israel kontrollierten Gebiet des Gazastreifens, liegt. Generalstabschef Ejal Zamir hatte dem Sicherheitskabinett jedoch am Donnerstag Medienberichten zufolge gesagt, es gebe keinen Deal in der Frage. Die Terroristen müssten sich ergeben „oder wir werden sie ausschalten“, sagte Zamir demnach.
In einer Mitteilung der Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas, hieß es jedoch, Kapitulation der in Rafah eingekesselten Hamas-Mitglieder sei keine Option: „Der Feind muss wissen, dass das Konzept der Kapitulation und der Übergabe im Wörterbuch der Al-Kassam-Brigaden nicht existiert“, hieß es in einer Mitteilung. Die internationalen Vermittler müssten einen Kompromiss finden und die Fortsetzung der Gaza-Waffenruhe gewährleisten, forderte die Hamas.
Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe war das Gebiet um Rafah im Süden des Gazastreifens Schauplatz von mindestens zwei Angriffen auf israelische Streitkräfte. Israel machte die Hamas dafür verantwortlich, die eine Beteiligung jedoch bestritt. In Rafah kam es zur schwersten Gewalt seit Beginn der Waffenruhe. Drei israelische Soldaten wurden getötet, was zu israelischen Vergeltungsmaßnahmen führte, bei denen Dutzende Palästinenser ums Leben kamen.
Abkommen sieht Rückgabe aller Leichen vor
Das im Oktober vereinbarte Waffenruheabkommen verlangt von der Hamas die Herausgabe der sterblichen Überreste von insgesamt 28 getöteten Geiseln. Auch Goldin stand auf dieser Liste. Bei den übrigen 27 handelt es sich um Menschen, die beim Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt wurden. Aktuell befinden sich nun noch die Überreste von vier Geiseln im Gazastreifen.
Kürzlich freigelassene Geiseln der Hamas hatten am Samstagabend bei einer Demonstration in Tel Aviv die Rückgabe aller noch im Gazastreifen verbliebenen Leichen von Entführten gefordert. „Es ist an der Zeit, alle rauszuholen, die in Gaza zurückgelassen wurden“, sagte Rom Braslavski, einer von 20 Geiseln, die im Rahmen des Waffenruheabkommens von der islamistischen Terrororganisation freigelassen worden waren. „Auch wenn es 20 bis 30 Jahre dauert, werden wir weiter für alle kämpfen.“