Bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord wurden gedanklich Kisten gepackt, mit Dingen, die wegkönnen und solche die mit müssen: Themen, Arbeitsbereiche, Projekte, Ideen. Denn zum einen fand am Samstag die letzte Synode des Kirchenkreises statt, der zum neuen Jahr in den Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch aufgeht und zum anderen steht ein Umzug an. Denn die dann gemeinsame Superintendentur des Kirchenkreises Köln-Linksrheinisch wird ab Dezember dieses Jahres nicht mehr in Niehl, sondern zunächst im Haus der Kirche in der Kartäusergasse beheimatet sein, bevor sie Anfang 2027 schließlich in den Campus Kartause umzieht. Da der Kirchenkreis Köln-Nord bereits in wenigen Wochen mit den Kirchenkreisen Köln-Süd und Köln-Mitte zum Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch fusionieren wird, war die Kreissynode im evangelischen Gemeindezentrum Pesch die letzte des Kirchenkreises Köln-Nord, geleitet von Superintendent Markus Zimmermann. „Es ist schon ein bewegender Moment“, sagte er. Markus Zimmermann ist ab Januar der Vorsitz des Bevollmächtigtenausschusses übertragen, der dann bis zur Wahlsynode 2028 den neuen linksrheinischen Kirchenkreis leiten wird.
Kraft für die Abschiedssynode hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu Beginn des Morgens bei einem gemeinsamen Gottesdienst in der Kirche St. Elisabeth getankt. Sein Thema: „Jeder Mensch ist geschaffen in Wert und Würde.“ Claudia Malzahn, langjährige Pfarrerin in der Gefangenenseelsorge, gab dies den Teilnehmenden als Ermutigung, Auftrag und Gegenbotschaft zu Krieg und Zerstörung und zur Krisenstimmung in der Welt mit auf den Weg. Zusammen mit ihrer Kollegin Pfarrerin Janneke Botta sowie ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Gefangenenseelsorge gestaltete sie den Gottesdienst.
Im Zentrum der Synode stand der 17. und jetzt auch letzte Jahresbericht von Markus Zimmermann. Der Superintendent blickte zurück auf die Geschichte des Kirchenkreises, der 1964 gegründet wurde, und ging dabei auch auf den Umgang mit gesellschaftlichen Krisen in der Vergangenheit bis heute ein. Der Kirchenkreis Köln-Nord habe in den sechs Jahrzehnten seines Bestehens ein klares Profil herausgebildet, betonte Zimmermann. „Stets hat der Wille, die Relevanz des Evangeliums in der Welt sichtbar und erlebbar zu machen, sein Reden und Tun bestimmt, für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten.“
Zimmermann nannte viele wichtige Beispiele von der Vergangenheit bis heute: „Wir haben ermöglicht, bis zu fünf Prozent der Haushaltsmittel der Kirchengemeinden für gemeinsame Aufgaben des Kirchenkreises zur Verfügung zu stellen, so dass man bei dringendem Handlungs- und Vertretungsbedarf kurzfristig reagieren sowie neue Impulse aufnehmen konnte. „Und das immer mit einstimmiger Unterstützung der Kreissynode, betonte Zimmermann. Die „Fünf-Prozent-Mittel“ waren ein erfolgreiches System, das auch im neuen Kirchenkreis wünschenswert wäre. „Dafür werden wir in der neuen Synode werben. Ohnehin wurden die Mittel niemals ganz ausgeschöpft, sondern immer ein beträchtlicher Rest wieder an die Kirchengemeinden zurückgegeben“, sagte Zimmermann.
Superintendent Markus Zimmermann
Bereits in den 60er Jahren haben Menschen aus dem Kirchenkreis Köln-Nord, darunter Marie Veit, Dorothee Sölle und Fulbert Steffensky im engen Schulterschluss mit dem Kirchenkreis Köln-Mitte sowie engagierten katholischen Christ*innen die Gottesdienstform des Politischen Nachtgebetes mitentwickelt, die es bei Bedarf bis heute – wenn auch unregelmäßiger – gibt. Dies sei der Startpunkt für eine neuere, freiere und stärker am Leben der Menschen orientierte Gottesdienstformen und Liturgien gewesen. Die politische Dimension des Evangeliums und die Verantwortung für Frieden, Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit habe Anfang der siebziger Jahre auch zu der Entscheidung geführt, aus Kirchensteuermittel auch die Arbeit von Gruppen zu unterstützen, die aktiv im Widerstand zu den Apartheid-Regimen in Südafrika standen. Fast 30 Jahre lang habe der Kirchenkreis zudem über das Hilfswerk Brot für die Welt mit Menschen vor Ort in Indien das Entwicklungsprojekt „Rangpur“ gefördert. Aus dem anfangs kleinen Brunnenbauprojekt sei im Laufe der Zeit eine große Entwicklungshilfe entstanden, die viele Dörfer in Indien zu Selbstständigkeit und ökonomischer Unabhängigkeit verholfen hat.
In den 80er Jahren habe sich – ausgehend vom damaligen Kirchentag 1985 in Düsseldorf – unter dem Motto „Frieden wagen“ ein breites Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung entwickelt. „Das Thema hat bedauerlicherweise unter neuen, in ihrer Dramatik eigentlich nicht mehr für möglich gehaltenen weltpolitischen Rahmenbedingungen bis heute eine hohe Relevanz“, betonte Zimmermann. So hätten die Kirchengemeinden bei der diesjährigen Bundestagswahl Haltung gezeigt und sich klar von rechtsextremen, menschen- und demokratiefeindlichen sowie antisemitischen Tendenzen distanziert. Entsprechend habe auch das Motto des diesjährigen Kirchentages in Hannover gelautet „Stark mutig beherzt“. Zu einer solchen Haltung gehöre es auch weiterhin, an der Seite derer zu stehen, die als Geflüchtete ins Land gekommen sind und ein Recht auf eine humane Behandlung sowie faire rechtliche Verfahren haben.
Man müsse angesichts der gesamtpolitischen Herausforderungen die Glaubwürdigkeit der Kirche stärken oder auch zurückgewinnen, sagte der Superintendent weiter. So sei es beispielsweise wichtig, die Arbeit der Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt weiterzuführen. Wesentlich sei angesichts der fortschreitenden Klimaveränderungen auch weiterhin das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung und für Nachhaltigkeit. Viele der Gemeinden hätten nach und nach Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet und prüfen, inwieweit Gebäude weiter energetisch saniert werden können.
Wichtig für den Kirchenkreis sei auch immer der internationale Austausch in der Ökumene gewesen: So mit der United Church of Chapel Hill in North Carolina und zur indonesischen Kirche der WKJB auf Java. Die Partnerschaften sollen im neuen Kirchenkreis fortgeführt werden.
Markus Zimmermann ging auch auf andere profilierte Arbeitsbereiche des Kirchenkreises ein. So nannte er beispielsweise die wichtigen Fortbildungen für Ehrenamtliche, die profilierte kreiskirchliche Kirchenmusik bis hin zur Kreiskantorei und Kinderkantorei sowie die Kinder- und Jugendarbeit. So wurde auch – ausgehend vom Kreissynodalvorstand und dem damaligen kreiskirchlichen Jugendreferat – gemeinsam mit dem Kirchenkreis Köln-Mitte vor fünfzehn Jahren die Evangelisch GmbH gegründet. „In diesem Jahr hat sich nun auch der Ev. Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch dazu entschlossen, Mitgesellschafter zu werden“, berichtete Markus Zimmermann.
Der gesamte Bogen an Tätigkeitsfelder reiche sehr weit. „Im neuen Kirchenkreis wird es auch weiterhin die bisherigen Synodalbeauftragungen geben“, so der Superintendent. „Manches wird zukünftig in größeren Teams passieren oder kann auch gebündelt werden.“ Und so würdigte er die vielen haupt- und ehrenamtlich arbeitenden Menschen in seinem Kirchenkreis.
Zum Schluss seines Rückblicks nutzte Superintendent Markus Zimmermann die Gelegenheit, um den vielen Menschen im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord seinen Dank auszusprechen – für Engagement, Durchhaltevermögen und Glaubensstärke in bewegten Zeiten. Mit großer Wertschätzung würdigte er das vielfältige Wirken der Haupt- und Ehrenamtlichen in Gemeinden, der Synode und Ausschüssen, in der Kinder- und Jugendarbeit, bei Veranstaltungen, Schulungen und Projekten auf Kreisebene. Sie alle hätten dazu beigetragen, Kirche unter sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen aktiv zu gestalten, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Wege zu gehen – etwa bei der Umstrukturierung kirchlicher Gebäude oder in der Entwicklung innovativer Ideen für die Zukunft.
Seinen besonderen Dank richtete Zimmermann an seine Stellvertreterin Monika Crohn, an Skriba Gebhard Müller sowie die Mitglieder des Kreissynodalvorstands für ihre Unterstützung, gute Entscheidungen und kreativen Impulse. Hervorgehoben wurde auch das außerordentliche Engagement von Gaby Orbach, die über viele Jahre den Finanzausschuss des Kirchenkreises leitete und diese Verantwortung nun auch im neuen Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch sowie im Ev. Kirchenverband Köln und Region wahrnimmt. Außerdem arbeitet sie im landessynodalen Finanzausschuss mit. Dank galt zudem den Mitarbeitenden der Superintendentur und des Verwaltungsverbandes für ihre verlässliche und professionelle Arbeit.
Am Ende seines letzten Berichts für den Kirchenkreis Köln-Nord erinnerte Markus Zimmermann besonders dankbar an seine Vorgänger Manfred Kock und Ernst Fey, deren Wirken den Kirchenkreis über Jahrzehnte geprägt hat. Der Tod Manfred Kocks im September habe ihn auch persönlich sehr bewegt, da Kock bis zuletzt immer Anteil an der Entwicklung der Kirche und des Kirchenkreises Köln-Nord genommen habe. Zimmermann schloss mit einem hoffnungsvollen Ausblick: Trotz aller Veränderungen bleibe die Kirche getragen von einem festen Glauben und einer „verwegenen Zuversicht“, wie Luther es nannte. Kirche werde auch künftig Bedeutung und Relevanz haben – nach innen wie nach außen, in Gesellschaft und Welt. „Wir haben allen Grund mit Zuversicht nach vorne zu schauen“ Mutig, stark und beherzt gehen wir in eine für den Kirchenkreis neue Zeit.
Ein weiteres wichtiges Thema der Synode war die Gebäudebedarfsplanung des Kirchenkreises, die gemäß Klimabeschluss der Landessynode alle Ebenen der Landeskirche bis 2027 erstellen müssen, um das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen. Auf dieser Basis soll entschieden werden, welche energetisch instandgesetzt oder aufgegeben werden. Ronja Voldrich und Jörg Krautmacher stellten nun das Ergebnis den ersten Gebäudebedarfsplan vor. Pfarrerin Voldrich erläuterte, dass man ein ganzes Stück weitergekommen sei.
Pfarrerin Ronja Voldrich und Jörg Krautmacher
Voldrich und Krautmacher stellten zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Gemeinden drei „Best-Practice-Beispiele“ vor, die für eine möglichst gute Weiternutzung des Gebäudebestandes stehen. Pfarrerin Reinhild Widdig erläuterte die Pläne der Nathanaelkirchengemeinde in Bilderstöckchen, die „Nathanaelkirche im Liebigquartier“. Sie soll zu einem Begegnungsraum für das Veedel umgestaltet werden. Auf einem Teil des Grundstückes sollen 20 Wohnungen errichtet werden. Pfarrer Torsten Sommerfeld aus der Kirchengemeinde Ehrenfeld erläuterte die Pläne für die Emmauskirche in Vogelsang. Die Kirche soll als Raum für Aktivitäten der Gemeinde umgebaut werden. Der weitere Teil des Grundstückes soll anderweitig bebaut werden. Mit einer Wohnbebauung soll der Umbau der Kirche finanziert werden. Susanne Zimmermann, Pfarrerin der Begegnungsgemeinde Köln, stellte die Pläne für die geplante Neubebauung der Gemeindefläche in Longerich vor: Eine „Cafédrale“ soll dort entstehen, ein besonderer Begegnungsort, umgeben von einem einladenden Platz: „Menschen können dort einen Kaffee trinken und beten“, erläuterte Zimmermann „oder betend Kaffeetrinken.“ Die benachbarte Kita bleibt bestehen. Der übrige Teil des Grundstückes ist für Wohnungsbau vorgesehen.
Die Synode stimmte allen Beschlüssen auf dem Weg zum neuen Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch zu bzw. nahm die Schritte zustimmend zur Kenntnis. Dazu zählte die Liste der neuen Synodalbeauftragungen, die Besetzung der Kreissynode Ende Februar 2026 und den geänderten Gesellschaftervertrag der Evangelisch GmbH.
Gaby Orbach stellte die Jahresabschlüsse der vergangenen beiden Jahre vor. Die Synode erteilte die Entlastung für die Abschlüsse der Jahre 2022 und 2023. Der Jahresabschluss 2024 weist einen Überschuss in Höhe von 234.509,50 € Euro aus. 10% des Überschusses wird an drei Projekte gespendet, der Rest des Geldes wird an die Gemeinden ausgezahlt. Der Plan für den Haushalt 2026 wurde zur Kenntnis genommen.
Superintendent Markus Zimmermann wies am Ende der Synode die Synodalen auf die konstituierende Synode Köln-Linksrheinisch am 28. Februar 2026 in Bergheim (MEDIO.RHEIN.ERFT). Die Herbstsynode Köln-Linksrheinisch findet am 07. November 2026 voraussichtlich in Braunsfeld statt. Doch bevor er sich von den Synodalen mit jeweils einer Rose verabschiedete, würdigte ihn die Versammlung mit einem umgeschriebenen, kölschen Lied. Darin erinnerten Kreiskantor Thomas Pehlken und Pfarrer Gebhard Müller zusammen mit allen Anwesenden an seine Stationen als Superintendent und bescheinigten ihm: „Du warst super und jetzt kommt der Schlussakkord, wir danken dir, das war’s jetzt mit Köln-Nord.“
Text: Susanne Esch
Foto(s): Susanne Esch / APK