
Der VfB Stuttgart leistet sich im Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg zwei grobe Fehler, kann am Ende aber dank eines „Willensakts“ trotzdem jubeln.
Der VfB Stuttgart hat auch das fünfte Heimspiel der Saison gewonnen und geht als Tabellenvierter in die Länderspielpause. Gegen den FC Augsburg setzten sich die Schwaben letztlich verdient mit 3:2 (2:2) durch.
Wie schon beim 2:0 gegen Feyenoord Rotterdam in der Europa League stellten die Schwaben den Sieg erst in der Schlussphase sicher. Eine echte Energieleistung angesichts des Programms: Das Duell mit dem FCA war das siebte Spiel in den letzten 23 Tagen. Entsprechend zufrieden waren sie beim VfB nach dem Abpfiff.
Ein „Top-Gefühl“ sei es, im heimischen Stadion die weiße Weste gewahrt zu haben, sagte Deniz Undav im Sportschau-Interview. Die Mannschaft sei gerade „im Flow“. Und das, obwohl die VfB-Profis laut Aussage des Angreifers bei dem vollen Terminkalender schon „k.o.“ seien.
Hoeneß über den VfB-Kraftakt
„Erstmal sind wir natürlich richtig glücklich über das Resultat. Wir lagen zweimal hinten und wussten vorher schon, dass es sowieso ein schweres Spiel wird. Wie es gelaufen ist, war es sehr, sehr schwierig. Durch die Rückstände war das Spiel auch mental offen“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. „Wir sind stolz, dass wir es trotzdem gezogen. Es war ein Kraftakt.“
Schwer war es vor allem, weil die Stuttgarter bei den Gegentreffern kräftig mitgeholfen hatten. Vor dem 0:1 durch den früheren Stuttgarter Fabian Rieder ließ sich Finn Jeltsch im Zweikampf mit Anton Kade viel zu einfach abkochen (8. Minute). Auch das 1:2 begünstigte der VfB: Kapitän Atakan Karazor wurde von Alexander Nübel riskant angespielt und verlor gegen Han-Noah Massengo den Ball. Frei vor Nübel schob der Augsburger ein (26.).
Undav und Mittelstädt treffen
Nach dem Sieg überwog aber das Positive: Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav sorgten jeweils für den Ausgleich – ausgerechnet zwei der drei VfB-Profis (neben Angelo Stiller), auf die Bundestrainer Julian Nagelsmann bei den anstehenden Länderspielen verzichtet. Das 1:1 besorgte Verteidiger Mittelstädt, der einen Foulelfmeter souverän verwandelte (18.). Zuvor hatte Keven Schlotterbeck bei einem Eckball Dan-Axel Zagadou gehalten. Schiedsrichter Harm Osmers wurde vom Videoschiedsrichter an den Monitor geschickt und entschied nach Ansicht der Bilder aus Strafstoß – eine diskutable Entscheidung. Beim 2:2 profitierte Undav von der passgenauen Flanke von Bilal El Khannouss und köpfte aus sechs Metern ein (39.).
Hoeneß hatte am Auftritt vor der Pause abseits der Patzer auch grundsätzlich Luft nach oben gesehen. „In der ersten Halbzeit war es ein offenes Spiel, ein wildes Spiel. Zu viele Ballverluste, keine Kontrolle. Das wurde in der zweiten Halbzeit besser“, sagte der 43-Jährige.
VfB: Mit „Willensakt“ zum nächsten Heimsieg
Im zweiten Abschnitt, der mit mehr Kontrolle dann lange nicht mehr so unterhaltsam wie der erste war, sorgte Undav mit seinem Treffer für den Heimsieg der Schwaben. Sein Schlenzer wurde noch von Chrislain Matsima abgefälscht und schlug mittig im Tor der Gäste ein (80.). Kurz zuvor hatte Augsburgs Samuel Essende fahrlässig den dritten Treffer für die Gäste verpasst, als er den Ball freistehend über das Tor jagte (77.).
„Ich bin stolz, dass ich zum Sieg beitragen konnte. Aber im Endeffekt bin ich nicht derjenige, der das Spiel entscheiden hat, sondern wir als Mannschaft“, sagte Undav. „Wir hätten nur etwas mehr Kontrolle haben können oder müssen. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt, aber es war ein bisschen zu wild. Am Ende war es ein Willensakt.“
Die Bescheidenheit ehrt Undav, dennoch ist er bei den Schwaben der Mann der Stunde. Der Angreifer traf im fünften Spiel in Folge und stand gegen Augsburg erneut über die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Undav erhielt in den vergangenen Partien deutlich mehr Spielzeit als angedacht, doch Hoeneß möchte das „Momentum“ nutzen: „Wir sind froh, dass Deniz in wieder in dieser Verfassung ist.“
VfB vor schwerem Auswärtsspiel
Nach eng getakteten Wochen steht nun die Länderspielpause an. Am kommenden Bundesliga-Spieltag tritt der VfB zum Spitzenspiel bei Borussia Dortmund. Beide Teams haben in zehn Spielen 21 Punkte gesammelt und stehen auf den Plätzen drei und vier. Anpfiff der Begegnung am 22. November ist um 15:30 Uhr. Undav warf schon mal einen Blick voraus und setzte das Motto für die Partie: „Fokussiert sein, frisch sein und alles geben“ – wie in den Schlussphasen gegen Feyenoord und Augsburg.
Sendung am So., 9.11.2025 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg