Frankreich fordert von der
EU, gegen den chinesischen Online-Modehändler Shein tätig zu
werden. Grund ist der Verkauf von kinderähnlichen Sexpuppen und
verbotenen Waffen auf der Plattform
. „Ich glaube, dass die
Plattform eindeutig gegen die europäischen Regeln verstößt, die
wir 2022 auf Betreiben Frankreichs verabschiedet haben“, sagte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot dem Radiosender
Franceinfo. „Ich glaube, dass die Europäische Kommission handeln
muss. Sie kann nicht länger warten.“

Die französische Regierung schrieb einen Brief an die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen. Darin fordern Finanzminister
Roland Lescure und Digitalministerin Anne Le Hénanff die EU-Kommission auf, unverzüglich zu untersuchen, was zum Verkauf der illegalen
Objekte auf der Plattform geführt habe. „Frankreich
macht die Europäische Kommission und alle Mitgliedsstaaten auf
diese schwerwiegenden Verstöße innerhalb seiner Grenzen
aufmerksam und geht davon aus, dass ähnliche Risiken im
Zusammenhang mit den Aktivitäten dieser Plattform in anderen
Ländern der Europäischen Union bestehen“, heißt es darin.

EU will Vorgang prüfen

Ein Sprecher der Europäischen Kommission bestätigte den
Erhalt des Schreibens. Die Behörde werde den Vorgang prüfen und
über weitere Schritte entscheiden. Shein ist unter dem Gesetz
über digitale Dienste der EU (Digital Services Act) als „sehr
große Onlineplattform“ eingestuft. Deswegen ist die Kommission
befugt, Untersuchungen wegen möglicher Verstöße gegen das Gesetz
einzuleiten.

Der Handelsverband
Deutschland (HDE) fordert angesichts der drohenden Zwangspause
für Shein in Frankreich ein
härteres Vorgehen auch hierzulande. „Verstöße gegen Gesetze und
Vorgaben müssen Konsequenzen haben“, sagte
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der
Nachrichtenagentur Reuters. Wenn längst bekannte Missstände
nicht abgestellt würden, dann sei eine Sperrung eine
wirkungsvolle Maßnahme. „Der unfaire Wettbewerb muss aufhören“,
forderte Genth. „Sollten die Plattformen und Händler aus Fernost
hier nicht überzeugend und massiv nachbessern, dann darf auch in
Deutschland eine Sperrung nicht ausgeschlossen sein. Es braucht
glaubwürdige und konsequente Strafen.“

Shein

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Shein und Temu werden nach Prognose des HDE in diesem Jahr etwa
3,3 Milliarden Euro in Deutschland umsetzen. Der Trend sei
„stark wachsend“.

© Lea Dohle

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Shein hatte am Mittwoch seinen
ersten dauerhaften Shop im Pariser Kaufhaus BHV eröffnet. Die französische Regierung leitete am selben Tag ein Verfahren
zur Aussetzung des Geschäftsbetriebs von Shein ein
.
Daraufhin setzte Shein seinen Marktplatz in Frankreich aus, um
seine Drittanbieter zu überprüfen. Den weltweiten Verkauf von
Sexpuppen mit
kindlichen Zügen hatte das Unternehmen bereits zuvor gestoppt
.

Kindesmissbrauch und Pädophilie

Sexuelle Gewalt gegen Kinder wird noch immer häufig mit Pädophilie gleichgesetzt. Dabei ist nur gut die Hälfte aller Menschen, die Kinder sexuell misshandeln, auch pädophil. Pädophilie ist eine Neigung, bei der erwachsene Menschen sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen, die meist noch vor der Pubertät stehen und jünger als elf Jahre sind. Pädophil zu sein, heißt nicht automatisch, diese Neigung auch auszuleben.

Kindesmissbrauch kennt viele Täterinnen und Täter, beispielsweise Menschen, die traumatisierende Erfahrungen in ihren Familien erlebt haben, unter Persönlichkeitsstörungen leiden, Probleme haben, Empathie zu empfinden, oder dazu neigen, sich und anderen zu schaden. Manche Täter missbrauchen Kinder auch, weil ihnen etwa die sozialen Fähigkeiten fehlen, sexuelle Beziehungen zu Erwachsenen einzugehen.

Wichtig ist auch zu wissen: Missbrauch findet oft in den Familien statt, in denen Kinder ohnehin leben. Der Täter kommt also nicht zwingend von außen.

Mehr zu den Hintergründen gibt es im ZEIT-ONLINE-Sexpodcast mit der Ärztin, Sexual- und Traumatherapeutin Melanie Büttner – zu hören in diesen Folgen:

Prävention von Missbrauch

Bei der Prävention spielt Erziehung eine wichtige Rolle. Die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs formuliert es so: „In der Familie bedeutet präventive Erziehung, den Töchtern und Söhnen mit Liebe und Respekt zu begegnen, ihre Persönlichkeit ernst zu nehmen und ihre Selbstbestimmung zu fördern.“ Auf der Seite der Beauftragten können sich Eltern und andere Erziehende daher über Themen wie körperliche Selbstbestimmung, Sexualerziehung und den Umgang mit Gefühlen informieren.

Das Bundesfamilienministerium hat Informationen rund um das Thema sexueller Missbrauch in der Broschüre Mutig fragen – besonnen handeln zusammengestellt. Dort widmet sich ein ganzes Kapitel der Frage „Wie schütze ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch?“ (ab Seite 83).

Was tun bei einem Verdacht?

Beratungszentren, das Jugendamt, die Polizei, die Kinderschutzambulanz am Krankenhaus – diese Anlaufstellen nennt das Bundesfamilienministerium als direkte Ansprechpartner. Hinzu kommt eine Reihe telefonischer Beratungsangebote und Onlineanlaufstellen (ab Seite 92). Faustregel: Lieber einmal zu viel nachgefragt als einmal zu wenig.

Das Bundesjustizministerium hat ebenfalls Leitlinien zu dem Thema zusammengestellt. In einer Handreichung erklärt das Ministerium, wann und wie sich etwa Erzieherinnen, Lehrer oder andere Mitarbeiter von Kinder- und Jugendeinrichtungen bei einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch an Polizei und Staatsanwaltschaft wenden sollten.

Hilfe für Opfer

Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch des Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bietet zahlreiche Informationen zum Thema sexuelle Gewalt an Kindern im Überblick. Es lässt sich gezielt nach Beratungsstellen, medizinischer und rechtlicher Hilfe in der eigenen Umgebung durchsuchen.

Der Verein N.I.N.A. in Kiel betreibt das bundesweite Hilfetelefon Sexueller Missbrauch. Unter der Nummer 0800 – 22 55 530 gibt es dort kostenlose, anonyme Beratung. Wer seine Fragen lieber schriftlich stellen möchte, erreicht die Onlineberatung von N.I.N.A unter www.hilfe-telefon-missbrauch.online.

Nicht zum Täter werden

Das Präventionsnetzwerk Kein Täter werden ist eine Anlaufstelle für Menschen, die sich zu Kindern hingezogen fühlen und darunter leiden. Kein Täter werden bietet ihnen therapeutische Hilfe an, um zu verhindern, dass sie sexuelle Übergriffe begehen. Gestartet wurde das Netzwerk 2005 an der Berliner Charité, und es hat mittlerweile deutschlandweit Standorte.

Auch das Onlineselbsthilfeprogramm Troubled Desire will Menschen helfen, die eine pädophile Neigung haben. Speziell an Jugendliche, die sexuelle Fantasien über Kinder haben, richtet sich das Präventionsangebot Du träumst von ihnen.