10.11.2025 – Der Markt für Power Purchase Agreements (PPAs) in Europa hat sich in diesem Jahr deutlich abgekühlt und sorgt damit für große Besorgnis in der Branche. Die Zahl der unterzeichneten Verträge ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent gesunken, das vertraglich gesicherte Volumen liegt 40 Prozent unter dem Wert von 2024.
Die RE-Source Plattform (European platform for corporate renewable energy sourcing) bezeichnet diese Entwicklung als paradox: Europa könne weder Energieversorgungssicherheit noch Wettbewerbsfähigkeit erreichen, ohne seine Wirtschaft zu elektrifizieren. Dies sei grundlegend, um sich vor Energieschocks zu schützen und den Ausbau von Wind- und Solarenergie im großen Maßstab zu ermöglichen. Dennoch stößt der Markt weiterhin auf erheblichen Gegenwind.
Zentrale Hürden
Netze – Europa baut seine Netz- und Speicherinfrastruktur nicht schnell genug aus. Die Netzanschlussgenehmigung bleibt ein zentrales Nadelöhr für Erneuerbare, hunderte Gigawatt an Projekten warten weiterhin auf den Anschluss.
Genehmigungen – Die Genehmigungsverfahren für Erneuerbare sind weiterhin zu langsam. 26 EU-Mitgliedstaaten verstoßen derzeit gegen EU-Recht, weil sie die Genehmigungsregeln der Erneuerbare-Energien-Richtlinie nicht anwenden.
Elektrifizierung – Europa elektrifiziert nicht schnell genug. Direkte Elektrifizierung ist der kosteneffizienteste und effektivste Weg zur Dekarbonisierung und zentral für Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Dennoch bleibt der Fortschritt aus, die Elektrifizierungsraten stagnieren.
Negative Preise – Die zunehmende Häufigkeit negativer Strompreise erschwert die PPA-Abschlüsse und macht den dringenden Bedarf an schnell einsetzbaren Energiespeicherlösungen deutlich.
PPAs treiben Dekarbonisierung voran
„Der Clean Industrial Deal benennt PPAs zu Recht als Schlüssellösung. Ohne sie riskieren wir den Verlust der industriellen Wettbewerbsfähigkeit – und das Verfehlen unserer Klimaziele. PPAs sind nicht nur ein Compliance-Instrument, sondern ein Grundpfeiler der industriellen Dekarbonisierung Europas“, unterstreicht RE-Source in einer Erklärung.
PPAs böten Unternehmen Preissicherheit. Sie ermöglichten neuen Wind- und Solarprojekten die Finanzierung und helfen Käufern, ihre Risiken gegenüber volatilen Energiemärkten zu reduzieren“.
EU setzt verstärkt auf PPAs
Bereits Anfang des Jahres hat die Europäische Kommission ihren überarbeiteten Beihilferahmen zur Unterstützung des Clean Industrial Deal (CISAF) veröffentlicht. Nationale Regierungen können nun vorübergehende Entlastungen bei den Strompreisen für stromintensive Industrien gewähren, sofern diese beispielsweise in Erneuerbare, Speicher oder direkte Elektrifizierung investieren – etwa über die von RE-Source geforderten PPAs.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) startet ein Pilotprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro zur Unterstützung von Unternehmens-PPAs für mittelständische Unternehmen. Gleichzeitig hat die Europäische Kommission sogenannte Dreiparteienverträge für Offshore-Wind- und hybride Solar-Batterie-Projekte vorgeschlagen, die es Regierungen ermöglichen, als dritte Partei einzusteigen, um Risiken zu teilen und die Kosten für Erneuerbaren-Stromerzeuger und die abnehmenden Unternehmen zu senken.
„Europas Unternehmen wollen sauberen Strom. Europa will Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Lassen Sie es uns möglich machen“, fordert die RE-Source Plattform von den Regierungen der Mitgliedsstaaten der EU. Zu den Mitgliedern der Branchenorganisation zählen unter anderem SolarPower Europe und WindPower Europe. hcn