Die „Kinder von Albstadt“, deren Schwarzweißporträts in der Technologiewerkstatt die Wände schmücken, sind aus Tailfingen, Lautlingen oder Ebingen – und genauso alt wie die Stadt, in der sie leben und die im Zuge der Kommunalreform in ihrem Geburtsjahr aus dem Zusammenschluss von neun Gemeinden hervorging. Sie leben gern in dieser Stadt, gehen spannenden Hobbys nach, die sie mit der Stadt und ihren annähernd 300 Vereinen verbinden, und stehen für erfolgreiche Familienunternehmen, traditionsreiche Handwerksfirmen und landwirtschaftliche Betriebe.
Ihnen allen hat Tal-Gang-Art ein fotografisches Denkmal gesetzt: beim Arbeiten hoch über den Dächern der Stadt, beim Wandern oder Biken in der Natur, beim Spielen mit dem Hund oder der physischen Ertüchtigung auf dem Sportplatz. Erfolgsgarant für das einzigartige Projekt war der geschulte, präzise Blick der Fotografin Gabriele Hepp, einer gebürtigen Kölnerin, die seit 25 Jahren auf der Schwäbischen Alb lebt.
Das Projekt findet Anklang beim Publikum: Bei der Vernissage am Freitag vermochten die langen, lichtdurchfluteten Flure und das Foyer der Technologiewerkstatt die vielen Besucher kaum zu fassen. Die ausgelassene Stimmung erinnerte an Jahrgangsfeiern oder Klassentreffen; gekommen waren nicht nur die porträtierten „Geburtstagskinder“ selbst, sondern auch deren Partner, Eltern, Kinder, Freunde, weitere Jahrgänger und dazu noch viele Kunstfreunde aus der gesamten Stadt. Man traf sich mit großem „Hallo“, nahm sich in die Arme, freute sich über das Wiedersehen – in nicht einigen Fällen nach Jahrzehnten. So lange hatten sich manche Altersgenossen nicht mehr getroffen.
Mit akkuratem Pony oder mit geflochtenen Zöpfen
Zu jedem erwachsenen Albstädter „Kind“ präsentierte die Ausstellung neben einer prägnanten Biografie ein Jugendfoto. Jungs im weißen Hemd, in Sonntagshosen und mit akkuratem Pony, Mädchen in der Bluse und mit geflochtenen Zöpfen. „Zur Sicherheit“, merkte Stadtrat Lambert Maute an, „für den Wiedererkennungseffekt.“ Er vertrat, da Oberbürgermeister Roland Tralmer verhindert war, die Stadt und strahlte übers ganze Gesicht: „Sie haben mit diesem Stück Stadtgeschichte den Nerv getroffen.“
Dreimal Nina Setzepfand-Clavijo: als Besucherin der Ausstellung, im Porträt von Gabriele Hepp und als Albstädter Kind Foto: Weiger-Schick
Zuvor hatte Anette Ganter namens des Vorstands die Gäste begrüßt und die intensive Arbeit an dem von der Stadt geförderten Kulturprojekt geschildert. Die Tal-Gang-Art-Mitglieder waren einer Anregung der früheren Museumschefin Susanne Goebel gefolgt und insgesamt 40 ein halbes Jahrhundert alte „Kinder“ interviewt. Sie haben damit, darin waren sich die Gäste einig, zugleich ein Porträt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt geschaffen, das Zusammenleben der Menschen in allen ihren Teilorten und mit all seinen Facetten dokumentiert und die Vielfalt einer ganzen Generation sichtbar gemacht.
Die Fotografin dankt fürdas geschenkte Vertrauen
Anette Ganters besonderer Dank galt Gabriele Hepp, die für die künstlerische Konzeption verantwortlich zeichnete: Sie habe weder Mühen noch Aufwand gescheut. Die Fotografin gab den Dank an die „erwachsenen Kinder“ weiter – und zwar dafür, dass sie ihr Vertrauen geschenkt hätten. „Ohne das geht es nicht. Ich muss ein Gefühl für die Menschen vor meiner Kamera entwickeln können.“ Keine Frage, mit den 40 Albstädter 50-Jährigen ist ihr das gelungen.
Volles Haus in der Tailfinger Technologiewerkstatt: Die „Albstädter Kinder“ lockten viele Kunstinteressierte an. Foto: Weiger-Schick
Die Ausstellung in der Technologiewerkstatt wird bis Sonntag, 21. Dezember, gezeigt, und zwar von Montags bis Donnerstag zwischen 8 und 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr. Am Samstag, 13. Dezember, ist die Technologiewerkstatt von 14 bis 17 Uhr geöffnet.