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Zur diesjährigen europäischen Ausgabe der KubeCon + CloudNativeCon strömten rund 14 000 Besucher in das Excel-Kongresszentrum nach London – ein neuer Europarekord. Zu den Themen zählte der Umgang mit KI.
Das an der Themse gelegene Kongresszentrum Excel zeigte sich auf dem Hauptgang zuweilen derart voll von Besuchern, dass man sich im Eingangsbereich eines Popkonzerts wähnte. Auch wenn in den Kongresshallen noch weitere Veranstaltungen stattfanden, die KubeCon + CloudNativeCon sorgte für reichlich Zulauf. Chris Aniszczyk, CTO des Veranstalters CNCF, musste bei den Keynotes die Besucherzahlen jeden Tag nach oben korrigieren und landete schließlich hocherfreut bei über 14 000 (Abbildung 1).
Abbildung 1: Chris Aniszczyk, CTO bei der CNCF, eröffnete die KubeCon + CloudNativeCon. Quelle: CNCF
Dass bei den Keynotes Greg Kroah-Hartman von der Linux Foundation für seine Übersicht zum Einsatz von Rust im Linux-Kernel großen Applaus bekam, lag nicht allein an der nonchalanten Art des hünenhaften Kernel-Maintainers. Das Publikum der Konferenz liebt Beiträge von aktiven Entwicklern, die sich zudem keine strenge Compliance auferlegen.
Weltherrschaft wahren
Linux regiert die Welt, ließ Kroah-Hartman das Keynote-Publikum wissen. Von Android über Server, TV-Geräte, Autos, der Raumfahrt bis hin zur Melkmaschine: Linux steckt in irgendeiner Form in nahezu allen aktuellen Technologien, unterstrich er in seinem Vortrag, und die Linux-Developer-Community liefert ununterbrochen Beiträge zum Kernel. Mit 8,7 Änderungen pro Stunde und 40 Änderungen am Tag liegt nach seiner Aussage der Linux-Betriebssystemkern bei den Open-Source-Projekten vorn und funktioniert über die vergangenen 15 Jahre hinweg wie ein Uhrwerk.
Damit das so bleibt, und um Maintainern das Leben zu erleichtern, sprach sich Kroah-Hartman für den Einsatz von Rust aus. Er sei sich sehr wohl bewusst, dass es eine schwierige Aufgabe sei, die Meinung von Entwicklern zu ändern, sagte er. Damit spielte er auf die Vorherrschaft von C im Kernel an und besonders auf die eisernen C-Verfechter unter den Kernel-Entwicklern. Aktuell sind laut Greg KH 34 Millionen Zeilen Code des Kernels in C geschrieben und 25 000 in Rust. Der Zahlenvergleich sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass prominente Bestandteile wie der GPU-Treiber in Rust entwickelt werden, gab er zu bedenken.
Abbildung 2: Greg Kroah-Hartman brach eine Lanze für Rust. Quelle: Computec Media GmbH
Er betonte die Tatsache, dass Rust eine große Zahl von Sicherheitsproblemen bereits beim Build verhindern kann und nicht erst beim Code Review. Das mache das Coden einfacher, die Kontrolle leichter und sorge für weniger Fehler. Nach Kroah-Hartmans Meinung findet idealerweise der Compiler Bugs, bevor der Maintainer damit zu tun bekommt: „People first, compiler second.“ Rust bedeutet laut Kroah-Hartman mehr Spaß für Maintainer und ein sichereres Linux für Anwender. Er räumte ein, dass Rust genauso übel crashen kann wie C. Doch die moderne Sprache vereinfache den Code-Review-Prozess und sei damit ein wichtiger Bestandteil der „Weltherrschaft von Linux“.
Einblicke
Die CNCF hat es sich zur Gewohnheit gemacht, in einer Studie regelmäßig die Akzeptanz von Cloud Native, die Cloud- und Containernutzung sowie die Reichweite von Kubernetes und das Projektwachstum abzufragen. Dazu trugen im Herbst 2024 rund 750 Mitglieder der Gemeinschaft mit ihren Erfahrungen bei [1]. Nach Auswertung der erhobenen Daten konnte die Foundation einen neuen Höchststand in der Akzeptanz vermelden: 89 Prozent der befragten Community-Mitglieder setzen Cloud-Native-Techniken ein. Kubernetes darf ebenfalls auf wachsende Beliebtheit im produktiven Einsatz zählen. Von 66 Prozent im Jahr 2023 stieg der Anteil der Befragten, die Kubernetes im Unternehmen produktiv einsetzen, auf aktuell 80 Prozent.
Auf die Frage, welche Herausforderungen beim Einsatz von CNCF-Projekten in der Produktion aufgetreten oder zu erwarten seien, drückten 46 Prozent die Befürchtungen aus, dass Open-Source-Projekte inaktiv werden könnten (2023: 37 Prozent). Die Komplexität stellt ein weiteres Problemfeld dar. 46 Prozent sagten, die Projekte seien zu kompliziert, um sie zu verstehen oder auszuführen. Auch in dieser Hinsicht sind die Bedenken gewachsen, im Vorjahr waren lediglich 33 Prozent der Anwender dieser Meinung. Nicht zuletzt nannten 45 Prozent der Befragten den Mangel an unterstützender Dokumentation eine Herausforderung.