Nina Anhan äußert sich erstmals zur Haftbefehl-Dokumentation. Sie spricht über Kritik, das Frauenbild und Aykut Anhans Genesung.
Nina Anhan hat ihr Schweigen gebrochen und sich erstmals zur Haftbefehl-Dokumentation geäußert, die eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst hat. Diskutiert wird dabei auch ihre Rolle: Neben Verständnis und Empathie gab es Kritik sowohl an ihrer in der Dokumentation gezeigten Entscheidung, an der Seite des Rappers zu verbleiben, als auch an der Darstellungsweise ihrer Treue: Kritiker:innen bemängeln, sie suggeriere ein antifeministisches Frauenbild, wonach weibliche Stärke allein durch Leidensfähigkeit definiert sei. Nina Anhan entgegnet: „Ihr wisst doch gar nichts über uns.“

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„Ganz Deutschland spricht gerade über uns“
Auf Instagram beantwortete Nina Anhan am Wochenende vom 8. November in mehreren Stories Fragen von Nutzer:innen. Sie stellte klar, dass es Haftbefehl inzwischen „sehr gut“ gehe. Auf die Frage nach ihrem eigenen Befinden sagte sie ebenfalls, es gehe ihr „sehr gut“ – sie zeigte sich jedoch auch überrascht über die enorme Resonanz auf die Dokumentation. „Ich hätte niemals gedacht, dass die Doku so einschlägt. Ganz Deutschland spricht gerade über uns, und ich war gar nicht vorbereitet.“
„Jeder sollte vor seiner eigenen Haustür kehren“
Anhan zeigte sich zudem enttäuscht, wie ihre Beziehung zu Haftbefehl und ihr Umgang mit seiner Drogensucht von Zuschauer:innen bewertet werden: „Das war eine 90-minütige Doku und manche denken halt jetzt, über unser ganzes Leben zu wissen. Und das ist ein bisschen schade und auch traurig, weil jeder sollte nach sich gucken und vor seiner eigenen Haustür kehren“, so Nina Anhan konkret auf Instagram.
Suchtkrankheit nicht mit Gewalt gleichzusetzen
Sie betonte zudem, dass Haftbefehl, bürgerlich Aykut Anhan, ihr gegenüber nie handgreiflich geworden sei. „Verbal hatten wir unsere Auseinandersetzungen, ja, aber handgreiflich ist er noch nie, nie, niemals geworden“, erklärte sie. „Manche sagen: ‚Warum bist du nicht gegangen und hast eure Kinder geschützt?‘ Aber das eine ist eine Krankheit. Wenn man eine Frau schlägt, macht man das bewusst. Das ist der Unterschied“, argumentierte sie. Zuvor hatten Zuschauer:innen bezweifelt, ob es richtig war, durch die Abgründe seiner Drogensucht mit den beiden Kindern an seiner Seite zu bleiben. Manche urteilten, wahre Stärke als Frau hätte bedeutet, zum Schutz ihrer selbst und ihrer Kinder die Reißleine zu ziehen.
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„Das sind kleine Ausschnitte – vergesst das nicht“
Dazu sagte Anhan: „Die Menschen wissen ja gar nichts. Sie sehen eine Doku und glauben, alles über uns zu wissen. Ist halt nicht so. Ihr wisst nicht, was davor passiert ist, was danach passiert ist. Ob wir getrennt waren, ob wir noch zusammen sind. Ihr wisst wirklich gar nix. Und die Leute, die schreiben ‚Du hättest gehen sollen‘ – ihr wisst ja nicht, ob ich gegangen bin. Ob ich mich getrennt habe.“ Und weiter: „Das sind kleine Ausschnitte. Vergesst das nicht.“
Kritik am Frauenbild in der Dokumentation
Die Dokumentation und ihre Darstellung der Beziehung von Nina und Aykut Anhan wurden vor der Veröffentlichung nach ihren Angaben von den beiden freigegeben und bewilligt. Darin wird auch auf die Schwierigkeiten im Privatleben des Rappers ein Licht geworfen, der in den vergangenen zwei Jahren einer schweren Drogensucht verfallen und beinahe einer Überdosis erlegen wäre. Zu den Reaktionen auf den Film gehörte Empathie für das Leiden, das Haftbefehl seiner Frau und seinen Kindern verursachte. Während manche Aykut Anhan dafür kritisierten, wie er seine Familie behandelte, und überlegten, dass es für Frau und Kinder besser gewesen wäre, hätte sie ihn verlassen, lobten manche Nina Anhan für ihre Treue und Leidensfähigkeit an der Seite ihres Mannes.
In den sozialen Medien machte sich die Vorstellung breit, jeder Mann verdiene eine Frau wie Nina Anhan – mit der unausgesprochenen Idee, eine Frau müsse die Fehler ihres Partners ertragen. Das sorgte für heftige Kritik. Viele bemängelten, dass Frauenstärke hier allein darüber definiert werde, wie viel Leid sie für einen Mann aushalten. Jungen Frauen damit zu vermitteln, ihre Aufgabe sei es, in Beziehungen zu bleiben, die sie unglücklich machen, sei weniger ein Problem der Doku selbst als der Art, wie sie gesellschaftlich wahrgenommen werde.