Essen – Acht Jahre Ungewissheit. Acht Jahre Angst vor der Nachricht, die die letzte kleine Flamme Hoffnung dann doch erstickt. Die Familie von Ralf K. hat eine schwere und belastende Zeit hinter sich. Jetzt weiß sie: Der geliebte Mensch, der 2017 spurlos verschwand, ist tot.
Im Februar vor acht Jahren war der Gebietsleiter der bekannten Biermarke „König Pilsener“ mit seinem Dienstwagen davongefahren und nie zurückgekehrt. Jetzt wurde sein Mercedes zufällig in einer Garage in Essen (NRW) entdeckt. Im Auto: der Leichnam von Ralf K. – offenbar hatte er, damals 42 Jahre alt, sein Leben beendet.
BILD berichtet normalerweise nicht über Suizide, um Nachahmungseffekte zu vermeiden und die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen. In diesem Fall sind die Umstände jedoch besonders: Das rätselhafte Verschwinden, die jahrelange Ungewissheit für die Familie und der nun zufällige Fund nach so langer Zeit bewegen viele Menschen – deshalb berichtet BILD über diesen Fall.
DNA-Analyse brachte Gewissheit
Es ist tragisch, wenn ein Mensch keinen anderen Ausweg mehr sieht. Doch ein Suizid ist nie eine Lösung – es gibt immer Hilfe, Hoffnung und Wege zurück ins Leben. Ralf K. hat diese Hilfe offenbar nicht gesucht oder nicht gefunden. Seine Familie, Freunde und Kollegen blieben acht Jahre lang voller Fragen und Hoffnung zurück – bis jetzt.
Ein Sprecher der Polizei zu BILD: „Eine Immobilienverwalterin, die einen Leerstand überprüfen wollte, hatte die Garage in Essen-Borbeck geöffnet.“ Diese war offenbar acht Jahre lang nicht betreten worden. Eine DNA-Analyse brachte Gewissheit, dass es sich bei dem Toten auf dem Fahrersitz um Ralf K. handelt.
Mit diesen Plakaten suchte die Familie nach Ralf K.
Foto: Polizei
Er war bekannt und beliebt
Bei Ermittlungen in dem Vermisstenfall waren Polizisten bereits 2017 der Frage nachgegangen, ob der Mann möglicherweise eine Garage angemietet hatte. Es ergaben sich damals jedoch keine Hinweise darauf. Die Gerichtsmediziner schlossen jetzt nach der Obduktion eine Fremdeinwirkung als Todesursache aus.
Ralf K. galt als fürsorglich und zuverlässig. In der Gastro-Szene war er durch seine Arbeit bei dem Getränke-Großhändler bekannt und beliebt. Fotos von einem Stadtfest zeigen ihn bei einem Interview auf der Festival-Bühne als Vertreter des Bier-Sponsors.
Am Tag seines Verschwindens hatte er sich zuletzt aus dem Raum Duisburg gemeldet, wo er beruflich unterwegs war. Nach einer Betriebsfeier in Mülheim-Styrum, wo seine beiden Handys zur gleichen Zeit offline gingen, verlor sich seine Spur.
Mehr zum ThemaFamilie bat immer wieder um Hinweise
Die Familie von Ralf K. hatte wiederholt auf Facebook um Hinweise gebeten – jedoch ohne Erfolg. Freunde und Angehörige konnten sich sein Verschwinden nie erklären. Acht Jahre lang blieb nur Hoffnung. Warum offenbar niemand von der Garage wusste, ob und wie die Miete bezahlt wurde und warum erst jetzt jemand dort nachschaute, ist bislang unklar – ebenso wie die Gründe, die Ralf K. zu diesem Schritt brachten.
Zurück bleiben Menschen, die ihn liebten, die suchten, bangten – und die nun trauern.
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