Magdeburg – Die Entscheidung wurde ausgerechnet am Montag bekannt, als der Prozess gegen den Weihnachtsmarkt-Attentäter von Magdeburg begann: Der diesjährige Weihnachtsmarkt darf vorerst nicht stattfinden – weil er laut Behörden nicht sicher ist!
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Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) musste den Stadtrat kurzfristig informieren: Sachsen-Anhalts Landesverwaltungsamt habe die Stadt angewiesen, dem aktuellen Sicherheitskonzept nicht zuzustimmen. Wegen massiver Mängel sei der Markt nicht durchführbar. Er sollte eigentlich am 20. November auf dem Alten Markt beginnen.
Wie die Stadt am Abend mitteilt, stehe in den Ausführungen des Landesverwaltungsamtes unter anderem, dass der Veranstalter mit dem Weihnachtsmarkt „ein potenzielles Anschlagsziel“ schaffe.
Für Borris kam das Verbot überraschend: „Bislang hatte uns niemand in dieser Form mitgeteilt, dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr allein durch seinen Betrieb nicht sicher sein soll. Diese Aussage werden wir sehr ernst nehmen, da die Sicherheit absolute Priorität hat.“
Kritikpunkt: Die Veranstalter sehen eigentlich Polizei und Behörden in der Verantwortung für den Schutz vor Terror und Amok. Das Land sieht das anders. Borris kontert: „Konkrete Terrorabwehr ist eine staatliche Aufgabe.“
Das Amt kritisiert auch den Zugang zum Weihnachtsmarkt und das „Überfahrschutzkonzept“. Die Stadt interpretiert das als Forderung nach Einlasskontrollen und zertifizierten Sperren bis 7,5 Tonnen.
Die OB hält die Kritik für unbegründet, muss sich aber fügen. „Trotz gegenteiliger Rechtsauffassung werden wir vorerst keine Genehmigung erteilen“, sagt Borris.
Die Weihnachtsmarktgesellschaft lehnte bisher zentrale Forderungen des Amtes ab – etwa das Gelände einzuzäunen oder pauschal die Verantwortung für Anschläge zu übernehmen.
„Das wäre eine Kapitulation der Stadtgesellschaft vor dem Anschlag vom 20. Dezember 2024“, erklärt Borris. Andere Städte könnten folgen – Lichterwelten und Weihnachtsmarkt wären dann Geschichte.
Borris will den Markt noch retten – mithilfe des Landes.
Laut Landesverwaltungsamt handele es sich um keine Allgemeinverfügung, sondern um ein Schreiben mit fachaufsichtlichen Hinweisen zum Sicherheitskonzept. Damit solle der Stadt und dem Veranstalter ermöglicht werden, nachzubessern.
Am 20. Dezember 2024 tötete Taleb al-Abdulmohsen (51) auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sechs Menschen, darunter ein Kind. Mehr als 300 wurden verletzt, als der aus Saudi-Arabien stammende Psychiater mit einem Mietwagen durch die Menschenmenge raste.