Die Renaissance bereitete der Weg in die Neuzeit – und einer, der ihn miterlebt und auch mitgeprägt hat ist Jakob Fugger (1459 – 1525), dessen 500. Todestag sich am 30. Dezember jährt. Dass man den berühmten Augsburger nicht nur im Lichte seiner sozialen Großtat, der Fuggerei, oder als cleveren und global vernetzten Geschäftsmann sehen kann, zeigt das Festival „Jacobus Fugger Civis Augustae“, das das Forum Alte Musik Augsburg (FAMA) am Samstag, 15. November veranstaltet. Einen ganzen Tag soll dabei die Klangwelt, die Jakob Fugger umgeben hat, die Anna-Kirche erfüllen.
Die Familie Jakob Fuggers stiftete viel Geld für die Musik
„Es gibt viele Indizien, dass in den Fuggerhäusern reichlich Musik erklang, dass von der Familie Fugger auch viel Geld gestiftet wurde, damit Musik erklingt“, erzählt Sabine Lutzenberger, Mitglied im Vorstand von FAMA. Die Klangwelt sei präsent gewesen im privaten wie auch öffentlichen Raum, aber natürlich auch in der geistlichen Musik, führt sie weiter aus. „Es gibt viele Belege, wie die Musik geklungen hat, über Drucke, aber auch Instrumente aus dieser Zeit“, ergänzt ihr FAMA-Vorstandskollege Michael Eberth.
Die Lebenszeit Jakob Fuggers, so erklären Lutzenberger und Eberth, falle in eine Zeit, in der sich in der Musik wie auch in der Kunst überhaupt große Veränderungen ereignet hätten. Durch die Einführung des Notendrucks 1501 durch Ottaviano Petrucci sei die Vervielfältigung von Musik möglich gewesen, was zu einer stärkeren Verbreitung führte. Auch die Instrumente in dieser Zeit veränderten sich, wie im ersten Konzerte des Tages zu Ehren Jakob Fuggers zu erleben sein wird. Denn darin erklingt der Nachbau einer gotischen Orgel, wie sie der junge Jakob Fugger einst gehört hat. Gut 60 Jahre später, als er starb, habe es diese Orgeln nicht mehr gegeben, erläutert Organist Eberth und Kompositionen, die zu jener Zeit entstanden, hätten auf diesen Orgeln auch gar nicht mehr gespielt werden können.

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Der Nachbau einer gotischen Orgel, eine sogenannte „Taubenei-Orgel“, wird in St. Anna zu hören sein.
Foto: Michael Eberth
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Der Nachbau einer gotischen Orgel, eine sogenannte „Taubenei-Orgel“, wird in St. Anna zu hören sein.
Foto: Michael Eberth
Aus Österreich wird nun extra die Nachbildung einer Taubenei-Orgel nach Augsburg in die Anna-Kirche gebracht. Der Name geht darauf zurück, dass ihre Pfeifen von der Bass- bis zur Diskant-Pfeife den Durchmesser eines Taubeneis haben. „Das führt dazu, dass die Basspfeifen etwas rau, rauschig, streicherartig klingen und die hohen Pfeifen einen grundtönig flötigen Klang haben. Im Gesamtergebnis wirkt es, als ob man mit zwei Manualen spielt“, stellt Eberth dar.
Von der Dreistimmigkeit zur Vierstimmigkeit
Auch im Hinblick auf die Kompositionen habe sich etwas geändert in der Lebenszeit Jakob Fuggers. Im 15. Jahrhundert, als Fugger geboren wurde, habe noch die dreistimmige Musik vorgeherrscht, zu seinem Lebensende sei dann die Vierstimmigkeit etabliert gewesen. „Das ist eine der größten Veränderungen, die sich damals ereigneten“, erklärt Michael Eberth. Die offizielle Musik war sehr prächtig, mit vielen Mitwirkenden, ergänzt Sabine Lutzenberger im privaten Bereich waren es dann die verschiedenen Tabulaturen, die zu jener Zeit bei Orgeln und Lauten hinzukamen, die die Vielstimmigkeit auf einem Instrument erzeugten.
Als Zuhörer und Mäzen förderte Jakob Fugger die Musik seiner Zeit in hohem Maße und gab auch Kompositionen in Auftrag. Besonders schätzte er die Musik Paul Hofhaimers. Der war nicht nur als Komponist anerkannt, sondern auch als Lehrerpersönlichkeit, als „Organistenmacher“, wie Michael Eberth es ausdrückt. Und auch die Hofkapelle Kaiser Maximilians war häufig zu Gast in den Häusern Jakob Fuggers. „Dadurch, dass Fugger in Venedig erzogen wurde, kannte er die italienische Musik sehr gut und lud immer wieder Musiker und Komponisten aus Italien nach Augsburg ein“, sagt Sabine Lutzenberger. Auch dieser Aspekt wird in einem Konzert des Festivals zu hören sein.
Das Fugger-Festival
- Das Festival „Jacobus Fugger Civis Augustae“ findet am Samstag, 15. November von 11.30 bis 21 Uhr in St. Anna statt
- „Pfeifen und Saiten im Dialog“: Italienische und süddeutsche Tastenmusik zur Zeit Jakob Fuggers (11.30 bis 12.15, Fuggerkapelle, Eintritt frei)
- Führung zur von Jakob Fugger gestifteten Orgel mit Gregor Nagler und Hans Ganser (Fuggerkapelle 12.30 bis 14 Uhr)
- „Piccola Venezia“: Italienische Liebeslyrik im Hause Fugger (im Innenhof, bei schlechtem Wetter im Ostchor, 16 bis 17 Uhr)
- „Das Augsburger Liederbuch, der Codex Pernner und die Fugger-Handschrift“: Musikschätze im Umkreis Jakob Fuggers (19 bis 20 Uhr in der Kirche)
- Es gibt Karten zu den einzelnen Konzerten und der Führung oder einen Festivalpass für alle Veranstalten an der Konzertkasse in St. Anna am Veranstaltungstag sowie im Vorverkauf in der Tourist Information am Rathausplatz
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Birgit Müller-Bardorff
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