Er springt, er tanzt, er lässt die Hüften kreisen, er singt, er glänzt, er zeigt sein Brustfell. Und Cello spielt er auch. Damit hat schließlich alles angefangen bei „Hauser“, dem kroatischen Bühnencharismatiker, der auf seiner „The Rebel is Back“-Tour die europäischen Hallen füllt. München ist die einzige deutsche Stadt, der Hauser einen Besuch abstattet. Keine schlechte Wahl, das Publikum in der Olympiahalle lässt sich jedenfalls gerne begeistern von der Show.

Denn das will Hauser: ein Spektakel, das Musik mit einer wilden, bewegten Bühnenshow verbindet – Cello-Spiel als Kalorienverbrennungsprogramm. Doch wer noch keine Hauser-Erfahrung hat, wird langsam eingeführt: Es ist, als wollte er noch einmal an den Cellisten erinnern, der als Stjepan Hauser mit dem legendären Mstislaw Rostropowitsch bekannt wurde, bei Bernard Greenhouse vom Beaux Arts Trio Unterricht hatte und seinerseits mit dem Greenwich Trio auch konservative Hörer zufriedengestellt hat.

Hauser spielt Albinonis (beziehungsweise Remo Giazottos) Adagio und spielt das schön. Er hat nicht vergessen, wie man organisch weite Phrasen spinnt. Vom Cellisten Hauser ist also noch einiges da, selbst wenn das Cello nur noch in einer Skelett-Variante auf die Bühne darf, als elektrisches Instrument. Schließlich soll es heute noch laut werden. „Later we’re gonna go crazy“, verspricht Hauser.

„Schwanensee“-Einlage mit der Balletttänzerin Angelica Gismondo.„Schwanensee“-Einlage mit der Balletttänzerin Angelica Gismondo. (Foto: Florian Peljak)

Ein bisschen bunter wird es bald. Denn während Hauser auf seinem E-Cello die Olympiahalle mit Tschaikowskis „Schwanensee“-Thema flutet, hüpft eine Tänzerin auf die Bühne. Nur im ersten Moment muss man sich vergewissern, dass die Frau in dem rührend klischeehaften Tutu keine KI-Kreation ist. Es ist Angelica Gismondo, die Pirouetten dreht und vom spielenden Hauser breit lächelnd beäugt wird. Denn neben klassischer Ausbildung und extrovertierten Spielbewegungen gehört ein wenig Machismus zu Hausers Bühnenpersona.

Er zwinkert in die Kamera. Und falls es jemand verpasst haben könnte, zwinkert er nochmals. Dabei stößt er, Cello in Händen, das Becken in die Luft. „Kann man gut anschauen“, meint eine Frau im Publikum über den Kroaten. In einem Interview sagte der einmal, dass es letztlich keinen Unterschied zwischen Cello-Spiel und Sex gebe. Ganz glauben möchte man ihm zwar immer noch nicht. Aber man versteht, was er meint.

„My Heart Will Go On“: Hauser im Duett mit der amerikanischen Geigerin Caroline Campbell.„My Heart Will Go On“: Hauser im Duett mit der amerikanischen Geigerin Caroline Campbell. (Foto: Florian Peljak)

Natürlich kann man das alles abwerten, das Frauenbild ebenso wie Hausers Rebellentum, das so rebellisch ist wie ein 14-Jähriger, der sich weigert, seine Bettwäsche zu wechseln. Aber bei aller berechtigten Kritik muss man neidlos anerkennen, mit welcher Professionalität hier ein Künstler nach dem Ende des erfolgreichen Duos „2Cellos“ eine eigene Sprache gefunden hat. Eine Sprache, die alte Vokabeln aufgreift – Hauser ist sich nicht zu schade, mit der amerikanischen Geigerin Caroline Campbell „My Heart Will Go On“ zu fiedeln oder noch einmal das „Fluch der Karibik“-Titelstück stampfen zu lassen. Aber eine Sprache, die sein Publikum versteht und die es aus der Kältestarre lösen kann.

Wenn am Ende des zweistündigen Parforceritts durch die Klassiker der Klassik und der Filmmusik Bon Jovis „Livin’ on a Prayer“ dröhnt, bleibt niemand auf seinem Sitz. Vom Cello hört man da allerdings nichts mehr.