Berlin – Die schweren Jungs haben uns umgehauen. Was für ein Spektakel im Olympiastadion! Bitte gleich noch einmal!

31:25 nach Verlängerung – die Indianapolis Colts schlagen die Atlanta Falcons in einem Spiel, das mehr war als nur American Football. Beim Touchdown erklingt „Döpp Döpp“-Party von Scooter. Am Ende läuft der Emotions-Klassiker „Don’t stop believing“. Nicht aufhören, an etwas zu glauben … Guter Rat!

Daniel Jones (28) lenkte als Quarterback das Spiel der Indianapolis Colts und konnte am Ende in Berlin einen spektakulären Overtime-Sieg feiern

Daniel Jones (28, M.) lenkte als Quarterback das Spiel der Indianapolis Colts und konnte am Ende in Berlin einen spektakulären Overtime-Sieg feiern

Foto: Eibner-Pressefoto/Florian Schust

Show, Sport, Musik ist das Rezept

Besser hätte man es nicht singen können. Es war ein Fest der Freundschaft, ein Triumph des Sports, ein Statement für Zusammenhalt – und ein XL-Gänsehaut-Moment für alle, die dabei waren. Das Stadion bebte. Fans hatten mit ihren Fähnchen die Tribünen in US- und Deutschlandfarben gehüllt. Gigantisch war da das NFL-Logo, auch bei schwerer Kurzsichtigkeit zu lesen.

Mehr als 70.000 Fans verwandelten das Olympiastadion schon vor dem Kick-off zum XL-Kunstwerk

Mehr als 70.000 Fans verwandelten das Olympiastadion schon vor dem Kick-off zum XL-Kunstwerk

Foto: Mario Hommes/DeFodi Images

Als der letzte Spielzug gelaufen war, da war auch denen klar, die mit den American-Football-Regeln noch auf Kriegsfuß stehen: Hier ging es nicht nur um Touchdowns und Field Goals. Hier trafen Kulturen und Fan-Herzen aufeinander – und sie feierten sich gegenseitig.

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Berlin wurde zum Mittelpunkt der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Zu einem Ort, an dem Geschichte, Emotion und Leidenschaft verschmelzen. Es geht doch! Auch hier.

Die Vision baut Brücken

Commissioner Roger Goodell hat mit seiner Vision, die NFL global zu öffnen, gezeigt, was Sport im besten Sinne kann: Grenzen überwinden, Menschen verbinden. Die Entscheidung, das „Berlin Game“ im geschichtsträchtigen Olympiastadion auszutragen, war ein Coup – und ein Zeichen.

NFL-Commissioner Roger Goodell (66) und Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner (62) läuteten mit dem „Touchdown Berlin“-Dinner das gigantische Football-Wochenende am vergangenen Freitag ein

NFL-Commissioner Roger Goodell (66, l.) und Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner (62) läuteten mit dem „Touchdown Berlin“-Dinner das gigantische Football-Wochenende am vergangenen Freitag ein

Foto: Niels Starnick/BILD

1990 hatte Goodell es als junger Sportmanager schon einmal getan. Nach dem Mauerfall ein Vorbereitungsspiel der US-Hünen in der heutigen Hauptstadt.

NFL-Star gibt den Takt vorGroße Ehre: Der ehemalige Indianapolis-Colts-Spieler Björn Werner (35) gab mit seinen Hammerschlägen den Takt zum Spiel vor. Es war emotional. Selbst beim schweren Jungen floßen noch Tränchen

Große Ehre: Der ehemalige Indianapolis-Colts-Spieler Björn Werner (35) gab mit seinen Hammerschlägen den Takt zum Spiel vor. Es war emotional. Selbst beim schweren Jungen flossen noch Tränchen

Foto: ddp/Sipa USA

Der Ort, auf dem Geschichte manchmal so schwer lastet, war gefüllt mit Leben. Ex-Profi Björn Werner läutete mit seinen Schlägen auf einen Amboss eine gute Zeit ein. Hier saßen nun US-amerikanische Weltkriegs-Veteranen als Ehrengäste auf Tribünen, von denen einst Adolf Hitler seine Propaganda der Olympischen Spiele von 1936 in die Welt gebrüllt hatte.

Emotional: NFL-Chef Roger Goodell (hinten, M.) begrüßte vor dem Spiel auch fünf US-Veteranen, die durch ihren Einsatz im Zweiten Weltkrieg zur Befreiung Europas von den Nazis beigetragen hatten

Emotional: NFL-Chef Roger Goodell (hinten, M.) begrüßte vor dem Spiel auch fünf US-Veteranen, die durch ihren Einsatz im Zweiten Weltkrieg zur Befreiung Europas von den Nazis beigetragen hatten

Foto: Christian Spreitz/BILD

100 Jahre alte Männer, die einst für die Freiheit Europas kämpften, erlebten im vereinten Deutschland: Es hat sich gelohnt. Vereint, versöhnt. Fast 90 Jahre später hat die Begeisterung sie wieder jung werden lassen. Würdevoll. Bewegend. Unvergesslich.

Berlin wurde an diesem Sonntag zur Bühne der Emotionen. Diese Stadt kann es doch, wenn sie will. Sie ist Symbol für Wandel, Zusammenhalt, Hoffnung.

Von allen Mannschaften der NFL waren deutsche und internationale Fans ins Olympiastadion gekommen, feierten friedlich mit dem Colts-Maskottchen

Von allen Mannschaften der NFL waren deutsche und internationale Fans ins Olympiastadion gekommen, feierten friedlich mit dem Colts-Maskottchen

Foto: WITTERS

Wenn Fans in Colts-Blau und Falcons-Rot gemeinsam „Berlin loves Football!“ rufen, dann ist das mehr als ein Slogan – es ist gelebte Freundschaft. Überall: Trikots fast aller anderen Liga-Vereine, auch das ein oder andere Fußballtrikot. Alles erlaubt! Und das ist gut so. Krawall, Randale, Hooligans? Gibt es beim American Football nicht. Zur Sache geht’s auf der Wiese. Fans feiern mit- und nicht gegeneinander.

Ausgelassene Stimmung, keine Randale: Berlin wurde für einen Moment zum Zentrum des weltweiten American Football-Wahnsinns

Ausgelassene Stimmung, keine Randale: Berlin wurde für einen Moment zum Zentrum des weltweiten American Football-Wahnsinns

Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Und der Sport? Was für ein Game! Spannung bis zur letzten Sekunde, ein Verlängerungs-Krimi wie aus dem Hollywood-Drehbuch. So etwas will man wiedersehen, wiederfühlen, wiedererleben! Mehr Spiele, Verlängerung fürs Herz.

Jungs, kommt bald wieder!

Roger Goodell und die NFL haben es vorgemacht. Football passt hier rein. Berlin hat geliefert. Und die Fans? Die haben bewiesen, dass sie bereit sind für die nächste große Overtime der Emotionen.

Indianapolis-Colts-Star-Runningback Jonathan Taylor (26) jubelt nach seinem Wahnsinnsspiel und dem dritten Touchdown mit Blue, dem offiziellen Maskottchen des Teams. Das blaue Pferdchen kann es noch gar nicht glauben

Indianapolis-Colts-Star-Runningback Jonathan Taylor (26) jubelt nach seinem Wahnsinnsspiel und dem dritten Touchdown mit Blue, dem offiziellen Maskottchen des Teams. Das blaue Pferdchen kann es noch gar nicht glauben

Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Also, Jungs: Kommt bald wieder!

Oder, wie man auch sagen könnte: American Football ist ein einfacher Sport. Es stehen 22 Mann auf dem Platz, und am Ende gewinnt immer die Freundschaft.