Es ist wieder Weihnachtsgeld-Zeit. Bosch, Mercedes, Stihl und andere Firmen zahlen einen Extra–Groschen. Doch nicht überall profitieren die Beschäftigten gleichermaßen.

Bei vielen Beschäftigten in der Region Stuttgart klingelt im November das Konto lauter als sonst – das Weihnachtsgeld ist da. Laut Hans-Böckler-Stiftung erhalten bundesweit 52 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine solche Sonderzahlung, in tarifgebundenen Betrieben sogar 77 Prozent. In der Region zeigt sich deutlich: Wo Tarifverträge gelten, fällt das Extra üppig aus.

Weihnachtsgeld: Bosch und Mercedes zahlen bis zu 55 Prozent extra

In der Auto- und Zuliefererregion Stuttgart profitieren Zehntausende von den Metalltarifverträgen.

Bosch mit Stammsitz in Gerlingen zahlt tarifgebundenen Mitarbeitenden – etwa 70 Prozent der Belegschaft – bis zu 55 Prozent eines Monatsgehalts als Weihnachtsgeld. Der Technikkonzern beschäftigt 130.000 Menschen in Deutschland.

Auch bei Mercedes-Benz und bei Daimler Truck (mehr als 30.000 Tarifbeschäftigte) liegt die Zahlung zwischen 25 und 55 Prozent, abhängig von der Betriebszugehörigkeit.

Der Zulieferer Mahle (Stuttgart, etwa 10.000 Beschäftigte in Deutschland) und der Maschinenbauer Dürr in Bietigheim-Bissingen orientieren sich am gleichen Tarif.

Auch Siemens zahlt bis zu 55 Prozent eines Monatslohns.

Stihl und Kärcher mit eigenen Extras

Der Waiblinger Familienkonzern Stihl (rund 6000 Mitarbeitende in Deutschland) gewährt allen Beschäftigten Weihnachtsgeld, auch ohne lange Betriebszugehörigkeit. Die Spanne reicht von 10 bis 55 Prozent eines Monatsgehalts. Zusätzlich gab es im Frühjahr eine Erfolgsprämie von 40 Prozent eines Monatslohns.

Auch Kärcher in Winnenden zahlt übertariflich: Zum regulären Anteil kommt ein „Kärcher-Weihnachtsgeld“, das mit der Betriebszugehörigkeit wächst.

Handel: Freiwillige Zahlungen bei Breuninger und Würth

Im Einzelhandel hängt das Weihnachtsgeld stark vom Tarifvertrag ab. Lidl (Hauptsitz Neckarsulm, rund 100.000 Mitarbeitende in Deutschland) zahlt nach den jeweiligen Einzelhandelstarifen.

Bei der Drogeriemarktkette dm erhalten alle Beschäftigten und Auszubildenden Weihnachtsgeld, das mit dem Einkommen steigt. dm hat in Deutschland über 63.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Stuttgarter Modehändler Breuninger (rund 6000 Mitarbeitende, davon 2500 in Stuttgart) zahlt freiwillig 50 Prozent des Bruttogehalts als Weihnachtsgeld.

Die Würth-Gruppe (Künzelsau, über 27.000 Mitarbeitende in Deutschland) kombiniert Urlaubs- und Weihnachtsgeld mit einer Betriebsergebnisprämie.

Banken und Versicherungen: Das 13. Monatsgehalt lebt

Bei Banken und Versicherern bleibt das Weihnachtsgeld fest verankert.

Die LBBW in Stuttgart (rund 10.000 Beschäftigte bundesweit) zahlt wie jedes Jahr ein 13. Monatsgehalt.

Bei der Wüstenrot & Württembergischen Gruppe in Ludwigsburg erhalten Versicherungsangestellte 80 Prozent eines Monatsgehalts, im Bankbereich ein volles Monatsgehalt.

Die Allianz zahlt 0,8 Monatsgehälter zusätzlich – eine tarifliche Sonderzahlung für nicht-leitende Angestellte. Am Standort in Stuttgart beschäftigt der Konzern insgesamt 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

EnBW, Züblin und Klinikum Stuttgart zahlen kräftig

Bei der EnBW (Karlsruhe/Stuttgart, rund 30.000 Mitarbeitende) gibt es für alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden ein volles Monatsgehalt als Weihnachtsgeld – seit Jahren konstant.

Im Baugewerbe fällt die Zahlung sogar höher aus: Die Strabag und ihre Tochter Züblin (Stuttgart, zusammen etwa 15.000 Beschäftigte) überweisen 72 Prozent eines Monatslohns.

Auch der öffentliche Dienst zeigt sich großzügig

Bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) mit rund 3.900 Mitarbeitenden gilt der Tarifvertrag des kommunalen Nahverkehrs, der eine Sonderzuwendung vorsieht.

Das Klinikum Stuttgart, größtes kommunales Krankenhaus im Südwesten, zahlt rund 8000 seiner 9500 Beschäftigten Weihnachtsgeld nach TVöD-K. Kein Extra-Groschen erhalten Ärztinnen und Ärzte sowie Beamtinnen und Beamte. Für diese Berufsgruppen wurden die Jahressonderzahlungen vor einigen Jahren abgeschafft und in die monatlichen Entgelte eingerechnet. Ausgenommen sind auch außertariflich Beschäftigte.

Tech-Unternehmen setzen auf Boni statt Weihnachtsgeld

In der IT-Branche sieht es anders aus: SAP verzichtet auf klassisches Weihnachtsgeld und setzt auf Boni und Mitarbeiteraktien.

Auch TeamViewer in Göppingen bietet Jahresboni und Aktienprogramme, statt die traditionelle Dezemberzahlung.

Fazit: Tarifbindung bringt den Nikolaus

In der Region Stuttgart zeigt sich ein klares Bild: Wer nach Tarif bezahlt wird, hat gute Chancen auf ein kräftiges Plus zum Jahresende.