Uticha Marmon weiß, was junge Menschen gerne lesen. Foto: Roberto Bulgrin
Die Freiburger Kinderbuchautorin Uticha Marmon ist in Esslingen zur Schule gegangen. Mit ihrem jüngsten Kinderbuch ist sie nun für eine Lesung zurückgekehrt.
Sie hat in ihrer Autorinnen-Karriere schon 18 Bücher für junge Leserinnen und Leser veröffentlicht, und wenn es nach Uticha Marmon geht, dann sollen in den nächsten Jahren noch viele weitere Titel hinzukommen. Den Viertklässlern der Esslinger Lerchenäckerschule wäre das gewiss nicht unrecht, denn die durften die Freiburger Autorin, die ihre Gymnasialzeit in Esslingen verbracht hatte, live im Klassenzimmer erleben. In zwei Schullesungen und einem öffentlichen Auftritt hat Uticha Marmon ihr jüngstes Kinderbuch „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ in Esslingen vorgestellt – die Literaturtage Lesart haben es möglich gemacht.
Für die Lerchenäckerschüler war’s ein Erlebnis, schließlich durften sie nicht nur eine Autorin erleben, die weiß, wie man ein junges Publikum begeistert – hinterher hatten sie auch noch ausgiebig Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was es heißt, Bücher zu schreiben.
Und ewig lockt der Reiz des Neuen
Literatur mit einem Lächeln: Uticha Marmon. Foto: Gabi Waldmann
Ihre Bücher zeigen, dass Uticha Marmon ganz nah dran ist an der Lebenswirklichkeit ihrer jungen Leserinnen und Leser. Und sie scheut sich auch nicht, knifflige Themen anzupacken – so wie vor Jahren in ihrem Buch „Mein Freund Salim“, in dem sie einfühlsam das Schicksal eines Flüchtlingskindes aus dem Kriegsgebiet Syrien lebendig werden lässt. Zwei Jahre lang hatte sie bis zur Veröffentlichung 2015 an dieser Geschichte gearbeitet, weil es ihr wichtig war, bis ins Detail authentisch zu sein. „Ich habe zum Glück Krieg nie selbst erleben müssen und weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn man seine Heimat verlassen muss“, verriet sie den Lerchenäckerschülern. „Da musste ich erst mal ganz viel herausfinden. Aber genau das reizt mich.“
In ihrem jüngsten Kinderbuch „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ (Carlsen Verlag, 14 Euro), das Uticha Marmon nach Esslingen mitgebracht hatte, geht es ebenfalls um Krieg und Frieden und um die Frage, warum Menschen immer wieder streiten müssen, obwohl doch jeder weiß, dass Zwist und Ärger am Ende allen nur das Leben schwer machen. Anders als in „Mein Freund Salim“ geht es in Uticha Marmons neuem Kinderbuch jedoch um Alltagsstreitereien: Keiner weiß, warum sich durch das Dörfchen Elend eine Grenze zieht und weshalb sich die Nord- und die Südelender ständig gegenseitig das Leben schwer machen. Als die Kuh Angela aus Südelend mitten auf der Grenze ein Kälbchen zur Welt bringt, nimmt das Unheil seinen Lauf, schließlich kommt als Vater nur der Stier Bronco aus Nordelend in Frage. Natürlich melden beide Seiten sogleich exklusive Besitzansprüche an. Der Streit eskaliert immer weiter und mündet schließlich sogar in eine Gülleschlacht. Irgendwann hat Friedas Freund Nikki die Faxen dicke. Als er eines Tages mit dem Kalb verschwindet, müssen sich die Nord- und die Südelender irgendwie zusammenraufen …
Eine turbulente Story wird lebendig
Die Lerchenäckerschüler lauschten aufmerksam. Foto: Roberto Bulgrin
Uticha Marmon erzählt von Frieda, Nikki und der Grenzkuh kurzweilig, augenzwinkernd und mit dem nötigen Ernst. Die vermeintlich alltägliche Geschichte weitet elegant den Blick für große Themen wie Krieg und Frieden, Besitzansprüche und Geheimnisse. Für Leser ab neun Jahren ist es ein Vergnügen, selbst zu lesen. Noch viel vergnüglicher ist es jedoch, wenn die Autorin vorliest. Dank ihrer Erfahrung als Theaterdramaturgin weiß sie, wie man eine so turbulente Story nicht nur rezitiert, sondern lebendig werden lässt – jeder Figur verleiht sie einen eigenen Charakter und eine eigene Stimme.
Als Uticha Marmon die Fragerunde in der Lerchenäckerschule eröffnet, recken sich viele Hände, weil jeder ganz genau wissen will, was man als Autorin erlebt, wie man zu seinen Geschichten kommt, welcher Aufwand nötig ist, bis ein Buch im Laden liegt und – ganz wichtig – wie es mit den Verdienstaussichten aussieht. Und als Uticha Marmon erzählt, wie viele Menschen an der Entstehung eines Buches beteiligt sind, kommt eine Viertklässlerin zu dem Schluss: „Dann sind Bücher ja eigentlich gar nicht so teuer.“