Der Ausbau des SSB-Netzes wird verlangsamt. Aber anders als in anderen Städten, wird der Takt bei Bus und Bahn nicht reduziert. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich
Die Stadt drosselt das Tempo beim Ausbau des Nahverkehrs. Angesichts leerer Kassen ist das klug – solange diese Sparsamkeit nicht langfristig in die Reduzierung des Angebots mündet.
Im öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart gibt es eine Zweiklassengesellschaft. Wer mit Bussen und Bahnen der SSB durch die Stadt fährt, kommt meist pünktlich und ohne Zwischenfälle ans Ziel. Wer bei der Reise auf die S-Bahn angewiesen ist, hat hingegen häufig das Nachsehen. Weichen zicken, Signale verweigern den Dienst oder der Zug will nicht so.
Von diesen Zuständen sind die Stuttgarter Straßenbahnen weit entfernt – auch weil die SSB anders als die große Eisenbahn ihr Netz gepflegt und instandgehalten hat. Das alles kostet viel Geld. Anders als in der Vergangenheit wird die städtische Nahverkehrstochter mit weniger Schwung in die Zukunft gehen. Die Kassen im Rathaus sind leer, das Defizit der SSB wächst weiter.
Deswegen ist es vernünftig, dass die Stadt mit dem neuen Nahverkehrsplan das Tempo aus dem weiteren Ausbau herausnimmt. Es geht dabei nicht um Kürzungen, die anderswo durchaus im Raum stehen. Selbst in der ÖPNV-Vorzeigekommune Karlsruhe ist eine Reduzierung des Angebots im Gespräch. Gemessen daran ist Stuttgart noch eine Insel der Seligen.
Sinnvoll geschnürtes Sparkpaket
In der Landeshauptstadt werden weder Takte ausgedünnt noch Linien ganz eingestellt. So misslich das für die davon Betroffenen auch sein mag: die zeitliche Streckung von Ausbauten, das Verschieben der Einführung neuer Linien auf die weitere Zukunft ist etwas gänzlich anderes, als ein Kahlschlag bei Bus und Bahn. Der Stuttgarter Gemeinderat weiß, was er an der SSB hat und schätzt die Bedeutung des Nahverkehrsangebotes für die Bevölkerung richtig ein. Allerdings können die Räte im Keller des Rathauses nicht die Gelddruckmaschine anwerfen.
Plan darf kein Einstieg in den Abbau sein
Der Nahverkehrsplan für die kommenden fünf Jahre, der im Dezember verabschiedet werden soll, ist angesichts der Finanzlage der Stadt und der SSB eine vernünftige Grundlage. Was er nicht sein darf: der Einstieg in eine tatsächliche Reduzierung des Angebots in den Jahren danach.