Brezelpause im Architekturbüro Auer Weber im Stuttgarter Osten. Der Raum ist hell und luftig, die Einrichtung so zeitlos wie die Kleidung der Architektinnen und Architekten. Sie sitzen vor iMacs, zwischen Trennwänden voller Zeichnungen, zwischen Regalen mit Büchern und Gebäudemodellen. Und sie stehen vor einer Zeile mit Brezeln, Butter und Marmelade.
Mittendrin: Aylin und Leolo. Mit 29 und 27 Jahren gehören sie zu den Jüngsten im Team. Wie sieht ihre Arbeitsalltag aus? Und wie hoch ist ihr Gehalt?
Treffen im Stuttgarter 42er-Bus: „Es ist sehr familiär hier“
Oft trifft Leolo seine Kolleginnen und Kollegen schon, bevor er an seinem Schreibtisch ankommt: im 42er, der Buslinie, die Stuttgarter Süden, Westen und Mitte mit dem Osten verbindet. „Es ist sehr familiär hier“, sagt Leolo über das renommierte Architekturbüro. Der Stuttgarter fühlt sich sichtlich wohl in der Haußmannstraße, wie auch sein Lebenslauf zeigt. Er fing als Praktikant an, machte als Werkstudent weiter und ist nun AiP, Architekt im Praktikum; das ist der Status vor der Aufnahme in die Architektenkammer.
Das Büro von Auer Weber Architekten ist offen, alle arbeiten in einem Raum. Nur ein paar Schreibtische stehen abgetrennt in einem zweiten, kleineren Zimmer – dem sogenannten Wettbewerbsraum und Arbeitsplatz von Leolo. „Hier kann es auch mal lauter werden“, sagt der 27-Jährige. Wenn er und seine Kolleginnen und Kollegen über die Konzepte diskutieren, mit denen sich das Architekturbüro auf Ausschreibungen bewirbt. Oder wenn alle im Raum Sportübungen machen, während der eine Kollege draußen rauchen ist. „Wir kompensieren das für ihn“, erklärt Leolo und lacht.
Auch Aylin ist AiP. Bei Auer Weber ist sie Teil des Ausführungsteams. Dabei erstellt sie detaillierte Pläne für Bauvorhaben, wählt Materialien aus und achtet darauf, dass sie miteinander harmonieren. Die Begeisterung für den Beruf merkt man der 29-Jährigen – wie Leolo – schnell an: „Ich wollte einen kreativen Job, aber nicht komplett losgelöst“, sagt sie.
Das Zusammenspiel von Architektur, Mensch und Gesellschaft begeistert sie. Außerdem arbeitet sie gern im Team – eine wichtige Voraussetzung für den Job, wie sie findet. „Wir sind eigentlich immer hier im Büro, Homeoffice ist die Ausnahme“, sagt sie. Die Arbeit an sich funktioniert oft nur in der Gruppe. Zudem können die Jungen die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen jederzeit um Rat fragen, wenn sie beisammen sind.
Architekten im Praktikum in Stuttgart: 2500 Euro netto
Das übliche Gehalt von Architekten in Praktikum in Stuttgart liege bei 40.000 und 45.000 Euro brutto im Jahr, sagen Aylin und Leolo. „Netto bleiben etwa 2500 Euro übrig, damit kann man gut leben“, sagt Leolo. Dazu kommen Nebenleistungen, die ihnen Auer Weber zahlt: Fortbildungen und das Jobticket etwa. Wenn sie Mitglied in der Berufskammer sind, werden Aylin und Leolo mehr verdienen. Über die genaue Höhe werden die beiden dann verhandeln. Das Ergebnis hängt dabei auch von der wirtschaftlichen Lage ab.
Architektur würden beide wieder studieren, auch wenn Studium und Job nicht immer ein Zuckerschlecken sind. „Ich fand das Arbeiten neben dem Studium hart“, sagt Aylin. An ihrem jetzigen Job im Ausführungsteam schätzt sie, dass er strukturiert und berechenbar ist. Um 17.30 Uhr macht sie Feierabend. Leolo wiederum schwärmt vom Studium, dafür aber weniger von seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten im Wettbewerbsteam. „Wenn wir eine Abgabe haben, arbeiten wir teilweise das ganze Wochenende durch“, sagt er. Dann wiederum gebe es Wochen, in denen fast nichts zu tun sei. Das mache es schwer, Urlaube zu planen.
Was Leolo auffällt: „Man bleibt schon sehr in seiner Bubble, ich weiß nicht, ob das in anderen Berufen auch so ist?“ Manchmal findet er das schade. Gleichzeitig genießt er es, dass es mit seinen Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen so entspannt ist. „Das sind alles offene Menschen“, sagt Aylin. So kommt es, dass das Team von Auer Weber nicht nur auf dem Weg zur Arbeit zusammen im Bus sitzt. „Wir gehen sogar zusammen Ski fahren!“
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