Radikaler Umbau: So lebt der Designer Harry Nuriev in der Toskana.

In der Küche: Nuriev und Billinger (re.) tragen Hosen von Balenciaga, T-Shirts von La Terra di Neena und The Frankie Shop.
Ludovic Balay
Sanft geschwungene Hügel, schlanke Zypressen, dazwischen stahlgraue Felsen – dieses Haus in der Nähe des Dorfes Roccalbegna wirkt wie das Bild aus einem Traum. „Es hat tatsächlich was von einem Postkartenmotiv“, sagt Harry Nuriev und lacht. Von außen ein traditionelles toskanisches Steinhaus, ist drinnen aber alles anders. Der Designer hat es radikal umgestaltet, als Familiendomizil für sich, seinen Partner Tyler Billinger und Tylers Eltern. Eines der Lieblingswörter des Gründers von Crosby Studios aus New York ist Transformismus – so beschreibt er seine Arbeiten, die oft nicht das sind, was sie zu sein scheinen (AD 9/25). Seit er 2014 ins Rampenlicht trat, hat er ein Sofa aus Balenciaga-Rückläufern gebaut, Sammlermöbel mit Jeansstoff bezogen, einer Anrichte die Form eines Bürodruckers gegeben und Boxershorts in Bettdecken genäht. Seine Entwürfe lassen niemanden kalt: Entweder man liebt sie, oder man lehnt sie komplett ab. So oder so, in ihnen pulsiert die Gegenwart. Oder wie Nuriev es ausdrückt: „Mir wird schnell langweilig.“

Das Haus von Harry Nuriev und seinem Partner Tyler Billinger der Auffahrt aus gesehen.
Ludovic Balay
In der Toskana verfolgten Nuriev und Billinger, der Chief Marketing Officer von Crosby Studios, einen lang gehegten Plan: Sie wollten Tylers Eltern dazu verführen, sich zumindest zeitweise in Italien niederzulassen – die beiden leben eigentlich in der Bay Area um San Francisco. Also fuhren sie am Geburtstag von Tylers Mutter Nina zum ersten Mal hierher. „Alle waren sofort verliebt“, erinnert sich Billinger. So irre schwer kann das nicht gewesen sein: Ninas Familie stammt mütterlicherseits aus Norditalien. Das alte Bauernhaus, das zwischenzeitlich zu einer Pension umgebaut worden war, bevor Nuriev und Billinger es erwarben, steht auf einem 53 Hektar (!) großen Grundstück mit etwa 1000 Olivenbäumen. Und so hatten Tylers Eltern kurz nach ihrer Pensionierung eine neue Aufgabe – den Olivenanbau (das Öl wird unter ihrem neuen Label La Terra di Neena verkauft, ein Wortspiel mit dem Namen von Billingers Mutter). Inzwischen verbringen sie sechs Monate im Jahr auf dem Anwesen.