Nach dem gestrigen Erdbeben gab es in Istanbul auch am Morgen weitere Nachbeben, darunter eines mit der Stärke 4,1. Experten warnen vor weiteren möglichen Beben. Viele Menschen übernachteten im Freien.
Die Erdbebenserie in der türkischen Metropole Istanbul reißt nicht ab. Der Katastrophendienst Afad meldete am Morgen weitere Nachbeben, darunter eines der Stärke 4,1.
Schon gestern hatte in Istanbul die Erde mehrfach gebebt – kurz vor 13 Uhr Ortszeit registrierte Afad das bislang stärkste Beben der Stärke 6,2. Das Epizentrum war im vor der Stadt gelegenen Marmarameer. Zahlreiche Erdstöße der Stärken 4 bis 5 folgten – inzwischen waren es laut Afad mehr als 185.
Verletzungen bei Sprüngen aus Gebäuden
Nach Angaben von Gesundheitsminister Kemal Memişoğl auf der Plattform X gab es insgesamt 236 Verletzte – davon 173 in Istanbul, die übrigen in anderen Provinzen. Ihm zufolge wurden 15 Menschen noch in Krankenhäusern behandelt.
Manche der Betroffenen hätten sich bei dem Versuch verletzt, sich mit Sprüngen aus Gebäuden in Sicherheit zu bringen. Laut dem Istanbuler Gouverneursamt gab es zunächst keine Berichte über eingestürzte Häuser.
Experten warnen vor weiteren möglichen Beben
Die Türkei liegt in einer der seismisch aktivsten Gegenden der Welt. Mehr als eine Million Gebäude in Istanbul gelten als nicht erdbebensicher. Afad warnt vor dem Betreten gefährdeter Gebäude. „Aufgrund der Nachbeben, die nach dem Hauptbeben anhalten, ist es wahrscheinlich, dass Erdbeben bis zu einer bestimmten Stärke für eine gewisse Zeit auftreten werden“, hieß es.
Wissenschaftler halten weitere Nachbeben ebenfalls für möglich. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die unmittelbare Region nun vorerst entspannt und die Seismizität klingt langsam ab, oder die durch das Beben erzeugten Spannungsumlagerungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Erdbeben in der Region“, sagte Marco Bohnhoff vom Potsdamer Helmholtz-Zentrum für Geoforschung. Man beobachte die Vorgänge sehr genau.
Viele Menschen übernachteten draußen
Zahlreiche Menschen verbrachten aus Angst die Nächte im Freien und schlugen etwa in Parks oder auf anderen Grünflächen Zelte auf, wie türkische Medien berichteten.
Für Menschen, die sich nicht trauen, über Nacht in ihre Wohnungen zurückzukehren, hatte das Istanbuler Gouverneursamt auch Schulen, Moscheen und Sporthallen geöffnet. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan sagte gestern in Ankara, alle staatlichen Institutionen seien in Alarmbereitschaft und verfolgten die Lage genau.