Killesberg in Stuttgart: Kein Verkehrskonzept für die IBA, aber der Weißenhof wird zur Einbahnstraße An exponierter Stelle direkt vor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste auf dem Killesberg entsteht das neue Weißenhof Forum. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das neue Besucherzentrum der Internationalen Bauausstellung sorgt für eine neue Straßenführung auf dem Killesberg. Gäste sollen zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Von 24. April bis 30. Oktober 2027 soll die Internationale Bauausstellung Stuttgart und Region 2027 (IBA) zahlreiche Architekturbegeisterte aus aller Welt nach Stuttgart locken. Als einer der Anziehungspunkte dient das neue Besucherzentrum auf dem Killesberg sowie die benachbarte, weltberühmte Weißenhofsiedlung aus dem Jahr 1927, die zu ihrem 100. Geburtstag den Ausschlag für die Zusage an die Landeshauptstadt gab.

Doch von einem klaren Verkehrskonzept, um den befürchteten Ansturm in klare Bahnen zu lenken, war in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats Nord nichts zu erkennen. Vielmehr wurden die Lokalpolitiker und Anwohner von einer neuen Idee wie vor den Kopf gestoßen. Aufgrund der Ausmaße des Neubaus soll die Straße Am Weißenhof aus Sicherheitsgründen zur Einbahnstraße werden.

Weißenhof Forum wird größer – Sicherheit im Verkehr gefährdet

Derzeit wächst das neue Besucherzentrum, das nun Weißenhof Forum heißt, an exponierter Stelle auf dem Killesberg, direkt vor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste. „Die Bebauung ist deutlich größer als bisher“, erklärte die städtische Verkehrsplanerin Melanie Döllgast. Zuvor war an dieser Stelle ein kleiner Imbiss gestanden. Das größere Bauvolumen hat zur Folge, dass es insbesondere für große Fahrzeuge in den Kurven beim Einbiegen zu eng wird. Die Konsequenz: Die Straße Am Weißenhof muss aus Sicherheitsgründen zur Einbahnstraße werden. Um einen möglichen Parksuchverkehr der IBA-Gäste zu vermeiden, soll die Fahrtrichtung zur Birkenwaldstraße hin verlaufen.

So soll das neue Weißenhof Forum einmal aussehen. Das Problem: Für den Verkehr bleibt weniger Platz. Foto: Barkow Leibinger

Aus Sicht des Bezirksbeirats Nord ein Affront. Hatten doch die Lokalpolitiker im Zuge eines interfraktionellen Antrags im Sommer dieses Jahres ihre Furcht vor einem Ansturm deutlich und „unmissverständlich klar gemacht, dass alle Ein- und Ausfahrten aus dem Wohngebiet bestehen bleiben müssen“. Nun werde man vor vollendete Tatsachen gestellt. In Zukunft soll der einfahrende Verkehr in die Weißenhofsiedlung über die Oskar-Schlemmer-Straße zwischen Kunstakademie und Augustinum erfolgen. Das sei bedenkenlos möglich, da deren Auslastung derzeit bei maximal 30 Prozent liege.

Nur eine Haltestelle für den Busverkehr der IBA

Für den Besucherbusverkehr soll eine Haltestelle an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße auf Höhe des Bruckmannwegs in Fahrtrichtung Innenstadt entstehen, die „ausschließlich zum Ein- und Aussteigen dient“, betonte Döllgast. Eine zweite Haltebucht in Gegenrichtung sei vor dem Weltkulturerbe nicht gestattet. Offen sei auch noch die Frage, wo die Reisebusse zwischengeparkt werden sollen. Der Weg zum sonst üblichen Stellplatz am Cannstatter Wasen sei unverhältnismäßig weit. Derzeit liefen „Gespräche mit Autohäusern in der näheren Umgebung“, erklärte Bezirksvorsteherin Sabine Metzger.

Konkrete Zahlen, wie sich das Verkehrsaufkommen während der IBA auswirke, konnte Döllgast allerdings noch nicht vorlegen. Auch, ob kurzfristige Sperrungen – ähnlich wie zum Beispiel im Cannstatter Veielbrunnengebiet während des Frühlings- und Volksfestes –notwendig werden könnten. „Dafür fehlen uns noch Prognosen über Besucherzahlen von der IBA“, betonte die Verkehrsplanerin.

IBA setzt auf Anreise mit dem Nahverkehr

Das sei nur schwer vorherzusehen, „schließlich kann ich nicht in einer Glaskugel lesen“, erklärte Gabriele König. Zahlenspiele von bis zu einer Million Besucher hält die IBA-Geschäftsführerin für überzogen, denn diese „werden sich auf die rund 30 Projekte an 17 Standorten in der Region verteilen“. Dennoch ist auch König von einem verstärkten Interesse an der Weißenhofsiedlung überzeugt, aber „sicher nicht 10.000 Besucher am Tag“. Den Fokus legt sie dabei auf eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: „Wir werden die Besucher auf allen Kanälen und im Vorverkauf bereits deutlich darauf hinweisen.“

 In Kooperation mit der SSB wurden dafür die Stadtbahnhaltestelle der U5 und die Bushaltestelle der Linie 44 jeweils mit dem Zusatz „Weißenhof“ versehen. Wer trotzdem mit dem Auto oder dem Bus anreist, soll mit einer Verkehrs-App in Zusammenarbeit der Integrierten Verkehrsleitzentrale am Ortsrand von Stuttgart auf Park-&-Plätze verwiesen werden.

Eines scheint aber sicher: zur großen Auftaktveranstaltung am 24. April, den Festivitäten zum 100. Jubiläum der Weißenhofsiedlung vom 23. bis 25. Juli sowie zur Finissage der IBA am 30. Oktober 2027 kommt auf den Killesberg und das Wohngebiet einiges zu. Bislang noch ohne ein konkretes Verkehrskonzept für den Stuttgarter Stadtteil.