Ein Sieg aus 13 Pflichtspielen! Bei Dynamo Dresden brennt es derzeit an allen Ecken und Enden. Nach der Entlassung von Ex-Sportdirektor Thomas Brendel (49) muss jetzt die nächste Baustelle angegangen werden. Auch im Scouting ist der Ostklub strukturell nicht zweitligareif.

Mit Paul Wagner (26) hat Dynamo einen extrem jungen Chef in der Abteilung. Doch auch die Arbeit des Kaderplaners muss nach der aktuellen Negativserie von neun Sieglos-Partien und den offenkundigen Schwachstellen im Team hinterfragt werden.

Fakt: In der Videosichtung und Datenanalyse potenzieller Neuzugänge gilt Wagner intern nach wie vor unbestritten als Top-Mann. Er empfahl (gemeinsam mit Brendel) Coach Thomas Stamm auch mehrere Spieler, die dieser allerdings ablehnte.

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Problem: Statt auf Wagners Kerngebiet zu setzen, hat Dresden ihm zu viele Aufgaben auf einmal zugetraut. Nach BILD-Informationen hat der Aufsichtsrat dieses Problem schon länger ausgemacht. Die SGD will daher Personal in der Presse- und Medienabteilung (bisher bis zu acht Mitarbeiter inklusive Honorarkräfte) einsparen und mehr ins Scouting (aktuell drei) investieren.

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Motto des Kontroll-Gremiums: Nicht schöne Broschüren und Social-Media-Beiträge schießen Tore und gewinnen Spiele – sondern echte Verstärkungen!

Unter anderem über dieses Problem stolperte auch Ex-Sportchef Thomas Brendel. Wie BILD erfuhr, wurde ihm die Aufgabe aufgetragen, den Scoutingbereich neu aufzustellen.

Als Idee stellte Brendel dem Aufsichtsrat vor, Co-Trainer Heiko Scholz (59) bei einer Vertragsverlängerung Stellenanteile in der Sichtung von Spielern in der Regionalliga Nordost und Tschechien anzurechnen.

Kofi Amoako gilt als ungeschliffener Rohdiamant. Der U20-Nationalspieler hat großes Entwicklungspotential

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Foto: Olaf Rentsch

Für das höchste Klub-Organ war das aber nicht ausreichend. Deshalb soll dem neuen Sportdirektor das Ziel vorgeschrieben werden, ein neues Personal-Konzept für die Abteilung zu erarbeiten.

Paul Wagner will der Verein dabei auf jeden Fall halten. Möglich allerdings, dass er sich auf sein Hauptfeld Video und Daten konzentriert.

Dem Aufsichtsrat gefiel es nicht, dass der Chefscout beispielsweise im eigenen Trainingslager vor Ort war, statt sich anderweitig nach Spielern bei der Konkurrenz umzusehen. Auch war Wagner an Vorverhandlungen, dem Aufbau von Beraternetzwerken und bei der Anwerbung von Profis dauergefragt. Einfach zu viel!

Jetzt soll Wagner nach dem Brendel-Aus vorübergehend allein mit Trainer Thomas Stamm und Finanz-Geschäftsführer Stephan Zimmermann die Wintertransfers vorbereiten – bis ein neuer Sport-Boss da ist. Das macht das Ganze nicht einfacher.

Dagegen könnte der neue Sport-Chef einen neuen – gegebenenfalls liga-erfahrenen – Mitarbeiter mitbringen, um wirklich Expertise von außen hinzuzugewinnen. So würde das Herz der Sichtung neu aufgebaut werden.

Sportchef könnte einen Mann mitbringen

Schließlich können gute Transfers bei späteren Verkäufen kluges Investment sein. Da war Dynamo Dresden in den letzten Jahren nicht gerade auf Rekordjagd, was die Erlöse angeht.

Zuletzt wurden 2022 für die Transfers von Ransford Königsdörffer (zum HSV) und Christoph Daferner (nach Nürnberg) rund 2,4 Mio. Euro eingespielt. Mit den Eigengewächsen Jonas Oehmichen (21) und Tony Menzel (20) sowie dem im Sommer verpflichteten U20-Nationalspieler Kofi Amoako (20) hat Dresden aktuell drei Profis mit perspektivischem Verkaufspotential.

Freilich müssen diese „Rohdiamanten“ weiter geschliffen, sprich besser gemacht werden. Das wiederum ist Aufgabe des Trainerteams…