Die auch für ihre Arbeit zur Missbrauchs-Aufarbeitung bekannte Kommission für Zeitgeschichte stand vor dem Aus. Warum und wo es jetzt weitergeht.
Die Zukunft der Kommission für Zeitgeschichte (KfZG) ist offenbar gesichert. Die bisher in Bonn ansässige außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die seit mehr als 60 Jahren die jüngste Vergangenheit der katholischen Kirche in Deutschland erforscht, bekommt von der Deutschen Bischofskonferenz künftig keine Fördermittel mehr.
Nun bestätigt Geschäftsführer Frank Kleinehagenbrock der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) eine Information der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bochum. Demnach wird die Forschungsstelle am dortigen Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit angesiedelt.
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Den Lehrstuhl hat der Theologe Florian Bock inne. Sein Weggang habe durch eine Aufwertung seiner Professur von W2 auf W3 abgewendet werden können, so die Fakultät. Im Zug der Bleibeverhandlungen habe die Ansiedlung der Kommission an den Lehrstuhl erwirkt werden können.
Der Umzug werde um die Jahreswende erfolgen, sagt Kleinehagenbrock. Zu weiteren Details wie der Finanzierung oder der personellen Ausstattung könne er derzeit keine Angaben machen.
Offener Brief
In der KfZG arbeiten drei hauptamtliche Kräfte. Sie organisieren ein Netzwerk katholischer Hochschullehrerinnen und -lehrer der Kirchengeschichte, der Staats-, Politik– und Sozialwissenschaften. Zu ihren Themen gehören die Geschichte der Kirche im Zweiten Weltkrieg, Untersuchungen zu Heimkindern und Zwangsarbeitern im kirchlichen Bereich, die vatikanische Ostpolitik, die Kirche in der DDR oder die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs.
Im Sommer hatten die Wissenschaftler der Kommission an die Bischöfe appelliert, die Forschungseinrichtung nicht einem kirchlichen Sparzwang zu opfern. „Sollte der Streichungsbeschluss endgültig gefasst werden, stellen Sie eine über 60-jährige aktive Mitwirkung der katholischen Kirche am zeitgeschichtlichen Diskurs an den Universitäten und in der Öffentlichkeit zur Disposition“, so die Unterzeichner in einem Offenen Brief. „Dies wäre ein fatales Signal des weiteren schrittweisen kirchlichen Rückzugs aus unserer Gesellschaft.“