Basketball in Europa steht vor einer Revolution!
Die NBA drängt mit aller Macht auf den Kontinent, und seit Freitag ist auch klar, dass die NBA Europe, also ein Ableger der besten Basketball-Liga der Welt, 2027 auch hierzulande starten soll. Das erklärte George Aivazoglu überraschend bei einem Termin in Mailand.
Der Managing Director der NBA für Europa und den Nahen Osten nannte den Starttermin, die potenziell beteiligten Städte und verkündete darüber hinaus: „Wir machen gute Fortschritte in unserem Ansatz und unserer Marktbeteiligung. Wir führen ernsthafte Gespräche mit Investoren.“
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Quelle: DYN09.11.2025
Ebenfalls klar: Zwölf Klubs sollen fix mit dabei sein, aus Deutschland Alba Berlin und der FC Bayern, weitere vier Klubs könnten sich über die heimische Liga oder die Champions League qualifizieren. SPORT BILD sprach mit Alba-Geschäftsführer Marco Baldi.
SPORT BILD: Haben Sie die offenen Worte von George Aivazoglu bezüglich der NBA Europe überrascht?
Baldi: „Ich verstehe die Zurückhaltung der NBA und der FIBA, weil hier etwas völlig Neues skizziert wird – und wenn du das machst, und das schon alles in der Öffentlichkeit ist, bevor man einen gewissen Stand erreicht hat, dann wird es häufig zerredet. Deswegen deute ich die Zurückhaltung als Professionalität. Diese Zurückhaltung herrscht aber nicht nur der Öffentlichkeit gegenüber, sie besteht auch gegenüber potenziellen Stakeholdern (z.B also Alba oder Bayern, die in der NBA Europe spielen sollen/d. Red.). Die NBA lotet aktuell die Gesamtsituation aus und arbeitet an allen Rahmenbedingungen. Wir sind im Gespräch, aber viel mehr als George Aivazoglu verlauten lassen hat, wissen wir auch nicht. In der Klarheit, was potenzielle Teilnehmer und den anvisierten Starttermin betrifft, hatte man es bisher allerdings noch nicht vernommen.“
Foto: BILD
Wie weit sind die Verhandlungen zwischen Alba Berlin und der NBA?
„Die Vertreter der NBA reden mit allen potenziellen Stakeholdern, also auch mit uns. George Aivazoglu spricht ja auch ganz offen von Berlin. Es gibt keine Geheimnisse. Viele denken, dass schon alles geklärt sei, aber das ist ‚work in progress‘. Was George Aivazoglu am Freitag beschrieben hat, das ist der Stand. Mehr kann ich auch nicht dazu beitragen.“
Alba-Boss über NBA Europe: Baldi: „Ich halte ein Scheitern für sehr unwahrscheinlich“
Es kursieren Summen zwischen 100 und 500 Millionen Euro, die angeblich als sogenannter „Buy-In“ für eine NBA-Franchise in Europa, also auch für Alba Berlin, nötig würden. Atemberaubende Summen, erst recht, wenn man den aktuellen Gesamt-Etat von Alba betrachtet (geschätzt ca. 11,5 Millionen Euro/d. Red) …
„Was klar ist: Die NBA ist eine erfolgreiche Organisation, die auf Nachhaltigkeit und Innovation aufgebaut ist und die sich in den letzten Dekaden nicht über Schulden oder was auch immer finanziert hat. Ganz im Gegenteil: Die NBA hat klare Anforderungen an ihre Klubs und an das Zusammenspiel der ganzen Organisation. Es sind ‚Vernunftsmechanismen‘, wie zum Beispiel der Salary Cap, implementiert. Es ist ein Modell, was sich wirtschaftlich im Markt absolut bewährt und zu Wachstum führt. Noch nicht bekannt ist, wie die NBA ihr Modell auf europäische Maßstäbe und Gegebenheiten anpassen wird. Man darf aber davon ausgehen, dass Ausrichtung und Grundwerte dieselben sind.
Diese Städte beziehungsweise Klubs hat die NBA als dauerhafte Teilnehmer der Liga im Visier:
🏀 London und Manchester (Man City)
🏀 Berlin und München (Alba & FC Bayern)
🏀 Paris und Lyon (PSG & ASVEL)
🏀 Madrid und Barcelona (Real & FC Barcelona)
🏀 Mailand und Rom (EA7 Emporio & AC und Inter)
🏀 Athen (Panathinaikos)
🏀 Istanbul (Galatasaray oder Fenerbahçe)
Bislang wurden von der NBA offiziell noch keine Vereinbarungen mit Städten oder Klubs bekannt gegeben.
Laut „Financial Times“ erzielen die aktuellen europäischen Ligen nur ein Prozent des potenziellen Medienwerts von 20 Milliarden US-Dollar im europäischen Basketball-Markt. Wo sehen Sie die größten Wachstumsfelder?
„Ich weiß nicht, ob die Daten so stimmen. Mit Sicherheit hat der Basketball in Europa sein Potenzial nicht annähernd entwickelt. Die Euroleague hat vor Jahren ihren eingeschlagenen Weg verlassen. Es fehlt jegliche gemeinsame Strategie und Ausrichtung. Die ist aber die erste Voraussetzung für Wachstum. Einigkeit über den gemeinsamen Weg herstellen und dann mit einem starken Management den Weg konsequent gehen. Ein anderer wichtiger Punkt, den ich sehe, ist – ich nenne es mal – die Vereinigung der Basketballwelten. Ich bin schon sehr lange mit dabei und seither promote ich Basketball auf allen Ebenen. Dabei trifft man immer wieder auf eine Aussage: ‚Ihr seid Basketball Weltmeister geworden. Das ist ja toll. Aber bei der WM haben ja LeBron James und Steph Curry gefehlt …‘ Mit anderen Worten: Wenn du über deutschen und europäischen Basketball sprichst, hast du häufig diese Haltung, dass es da noch etwas Höheres gibt: das ist die NBA. Und du hast den Nimbus des Zweiten. Wenn du das vereinen kannst, alleine das wird einen richtigen Wind auslösen.“
George Aivazoglu: Managing Director der NBA für Europa und den Nahen Osten
Foto: NBA
Und die FIBA macht auch mit, kooperiert mit der NBA …
„Ja. Der Weltverband muss alles im Blick haben und entwickelt seine Kraft eher im Regulatorischen. Daher wird die FIBA darauf achten, wie sich eine europäische Topliga in das Gesamtsystem einbettet und wie sie zugänglich ist, Was George Aivazoglu vorgestellt hat, ist keine klassische, geschlossene US-Liga. Es ist eine hybride Liga mit festen Startplätzen und solchen, die über Qualifikation erfolgen. Theoretisch ist der Weg in diese Topliga für jeden europäischen Klub möglich, zum Beispiel über die Champions League. Das ist natürlich ein Motiv. Was wir aktuell haben (vier europäische Wettbewerbe von zwei Ausrichtern/d. Red.) führt dazu, dass eigentlich nur Insider wissen, wer wo spielt und warum … Das können wir uns nicht erlauben. Wir haben keine klare Hierarchie in den europäischen Wettbewerben. Wenn man Menschen dazu gewinnen will, dann muss es übersichtlich und klar sein.“
Axel Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der Alba-Group und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Alba Berlin Basketball GmbH, ist mit seinem Unternehmen auch in Asien sehr präsent. Darf man sich vorstellen, dass er in China oder Vietnam schon nach internationalen Investoren für das Projekt NBA Europe sucht …
„Nein. Wie gesagt, kennen wir die genauen Anforderungen und Koordinaten noch nicht. Es ist viel Bewegung drin, das Gras wachsen hören ja viele. Mehr lässt sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.“
Was könnte noch zum Scheitern des Projekts NBA Europe führen?
„Es hat eine gewisse Folgerichtigkeit und Logik, dass es zum jetzigen Zeitpunkt passiert. In der Euroleague laufen die A-Lizenzen nach der Saison 2025/26 aus. Die 13 Klubs mit A‑Lizenz sind Anteilseigner der Euroleague und haben entsprechend ihren Kurs bestimmt. Jetzt müssen sie entscheiden, was sie machen. Wir haben unsere Entscheidung bereits vor dieser Saison getroffen. Hinzu kommt: Die FIBA liegt seit Jahren mit der Euroleague im ‚Clinch‘ und ist zu keiner Lösung gekommen. Jetzt hat sich die FIBA mit dem stärksten Player zusammengetan. Man kann es so zusammenfassen: Das Potenzial bei Weitem nicht entwickelt, die Euroleague-Lizenzen laufen aus, seit rund zehn Jahren kein Fortschritt, wie man eine übersichtliche Wettbewerbs-Pyramide in Europa aufstellen kann. Dass sich dann die stärksten Basketballinstitutionen, also NBA und FIBA, zusammenschließen, hat eine gewisse Logik. Insofern halte ich ein Scheitern für sehr unwahrscheinlich.“
Wird die Euroleague „sterben“, erwarten Sie das?
„Das Entstehen der Euroleague geht auf die Unzufriedenheit der europäischen Klubs mit der Führung und das Management durch den Verband zurück. Die Klubs wollten mehr Selbstständigkeit und Innovation und haben das auch durchgesetzt. Solange sich die Klubs halbwegs einig waren, einer Strategie und deren Management folgten, entwickelte sich die Liga. Wie schon vorhin gesagt, ist die Euroleague von diesem Weg abgekommen. Ich bedauere, dass die Euroleague strategische Vorhaben zugunsten des ‚Hier und Jetzt‘ geopfert hat. Der Preis wird wohl hoch sein.“