Für eine kommende Sonderausstellung bittet das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe. Gesucht werden Fotos und ihre Geschichten zum Fotoatelier Mittelmann, das von 1909 bis 1938 im Haus Peterssteinweg 15 ansässig war. Vor allem Porträts von Leipzigerinnen und Leipzigern entstanden hier.

Der jüdische Fotograf Abram Mittelmann (2.5.1876 – 4.9.1942) eröffnete am 28. Oktober 1904 am Löhrs Platz 2 (heute Tröndlinring 6) ein zunächst kleines Unternehmen, das auf die Herstellung von Ansichtskarten und die Vergrößerung von Fotografien spezialisiert war. 1909 bezog er mit dem Geschäft und seiner jungen Familie eine große Wohnung im vierten Obergeschoss im Haus Peterssteinweg 15. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er sich so weit etabliert, dass er im Erdgeschoss Peterssteinweg an der Ecke zur Härtelstraße ein Ladengeschäft eröffnete, in dem er für den Amateur- und Berufsfotografiebereich Apparate und Zubehör verkaufte. Als Jude wurde Mittelmann seit 1933 angefeindet und kam mehrfach in Haft, nach der Pogromnacht am 9. November 1938 musste er das Gewerbe aufgeben und entschloss sich mit seiner Frau zur Flucht.

1988 wurden auf dem Dachboden des Hauses Peterssteinweg 15 mehr als 2.000 Glasnegative entdeckt – darunter rund 1.800 Porträts von Frauen, Männern und Kindern. Sie alle brauchten ein Foto für Freunde, zur Erinnerung oder ein Passbild. Einige von ihnen waren vermutlich Jüdinnen und Juden. Obwohl es sich meist um »Alltags«-Porträts handelt, kam ein deutschlandweit einzigartiger Foto-Schatz ans Licht.

»Das Archiv ermöglicht viele neue Erkenntnisse zu Leipzigs Stadtgesellschaft und auch ihrer jüdischen Gemeinde. Es ist erst seit kurzem nutzbar, dank der Genehmigung der Enkelin des Fotografen Mittelmann, Nadia Vergne. Als digitale Sammlung stehen die über 2.000 Fotografien öffentlich in der Datenbank des Museums zur Verfügung. Meist sind es Alltagsporträts, aber sie liefern wichtige Infos über die Menschen in ihrer Zeit. Wir wollen noch mehr erfahren und mit Hilfe der Öffentlichkeit Wissenslücken im Bestand schließen, aber auch nach weiteren Mittelmann-Fotos fragen. Helfen Sie bitte mit. Schauen Sie zu Hause in den Fotoalben der Familie, ob es da Fotos aus dem Atelier Mittelmann gibt, zum Beispiel der eigenen Großeltern«, ergänzt Dr. Johanna Sänger, Kuratorin für Stadt- und Landesgeschichte ab 1800 am Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.

Nur wenige der Porträtierten sind bisher bekannt. Von anderen liegen die Familienverhältnisse, ihre Herkunft und Stellung, ihr Berufsbiografien und ihr Schicksal bisher im Dunkeln. Das soll sich ändern: Aufruf! Kennen Sie Fotos aus der Zeit? Haben Sie solche mit einem Stempel oder Umschlag des Ateliers Mittelmann? Dann melden Sie sich bitte beim Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig via stadtmuseum@leipzig.de oder telefonisch unter 0341.9651340 bei Kuratorin Dr. Johanna Sänger.

Ab Juni 2026 wird das Stadtgeschichtliche Museum die wiederentdeckten Geschichten in einer eigenen Sonderausstellung im Sächsischen Themenjahr TACHELES sichtbar machen – und damit auch die von Menschen, Familien, Vereinen und Firmen, die mit den Fotos verbunden sind.

Die Vorbereitung der Sonderausstellung ist dank der finanziellen Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig ebenso der Stadt Leipzig möglich.

Leipziger Fotoarchiv Mittelmann

Homepage Stadtgeschichtliches Museums Leipzig
www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/ausstellungen/fotoarchiv-mittelmann/

Fotoarchiv Mittelmann in der Sammlungsdatenbank des Stadtgeschichtliches Museums Leipzig
Fotoarchiv Mittelmann – Sammlungsdatenbank Museum
www.stadtmuseum.leipzig.de/ete?action=addFilter&filter=web_intranet_doctype&term=Fotoarchiv%20Mittelmann