München – Die Pflegekräfte in Deutschland stöhnen unter hoher Arbeitsbelastung, psychischem Druck, hohen Krankenständen und unterbesetzten Stationen. Und jetzt sollen sie auch noch die Betten ihrer Patienten selbst putzen.

Protestaktion von Pflegekräften in München am Mittwochmittag vor vier Standorten der privaten Helios-Klinik (München-Perlach, Pasing, Dachau, Indersdorf): Dutzende Pflegekräfte haben sich in ihrer Mittagspause versammelt, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Krankenhaus entlässt Servicekräfte

Eine von 500 Beschäftigten ist Jasminka T. (58). Sie steht mit ihren Kollegen vor dem Klinikeingang, hält ein Schild in der Hand: „Nein … zum Bettenputzen“. Der Zeitdruck sei dadurch einfach zu hoch. Eine andere Kollegin ergänzt: „Diese Arbeitsbelastung reibt einen auf.“

Verdi-Gewerkschaftssekretär Christian Reischl hat den Protest vor der Klinik organisiert

Verdi-Gewerkschaftssekretär Christian Reischl hat den Protest vor der Klinik organisiert: „Der Unmut unter den Beschäftigten ist in den letzten Monaten gestiegen, die Bereitschaft zu Protesten ist hoch.“

Foto: Robert Gongoll

Win Windisch von der Gewerkschaft Verdi erklärt: „Die Helios-Kliniken haben entschieden, Servicekräfte zu entlassen, den Fahrdienst abzuschaffen, sowie die Bettenreinigungs-Abteilung aufzulösen. Und diese Dienste werden den Pflegern aufgebürdet.“

Weniger Zeit für fachgerechte Pflege

Denn nur so könnten gerade private, gewinnorientierte Krankenhaus-Träger noch sparen. Bitter: Bei einer Reinigungszeit von etwa 20 Minuten pro Bett – dazu Fahrdienste, Essensausgabe und Telefondienste – bleibe immer weniger Zeit für die eigentliche Pflege.

So sah der Protest vor dem Helios-Klinikum in Dachau aus

So sah der Protest vor dem Helios-Klinikum in Dachau aus

Foto: verdi

Die Folge: Die Fluktuation auf den Pflegestationen sei hoch. „Dabei sollte eigentlich das 2020 eingeführte sogenannte Pflegebudget die Refinanzierung der Pflege sicherstellen“, erklärt Anke Röver, Pressereferentin der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB), die rund 200.000 Pflegekräfte vertritt.

„Nun wird versucht, mehr und mehr Serviceleistungen, wie Tee reichen, Wäsche waschen, Essen ausgeben und Betten putzen auf die Pflegekräfte abzuwälzen. Die haben dadurch immer weniger Zeit für eine fachgerechte Pflege. Diese Maßnahmen bedeuten jetzt Einsparungen im Pflegebereich und gehen letztendlich zulasten der Patientensicherheit“, so Röver.

Was die Klinik zu den Protesten sagt

Zahlen einer jüngsten DAK-Umfrage belegen diesen Eindruck: Rund zwei Drittel sind überzeugt, dass Pflegekräfte zu wenig Zeit für die Betreuung haben, fast ebenso viele halten das Personal für dauerhaft überlastet.

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Vom Helios-Klinikum (gehört zur Fresenius SE) heißt es zu den Protesten, man treibe derzeit gezielt die Ausbildung ungelernter Kräfte zu Pflegehilfskräften voran. „So wird die anfallende Arbeit auf der Station auf alle Schultern verteilt.“ Das erhöhe sogar das Patientenwohl und stärke die Patientensicherheit.