12. November 2025
Bernd Müller

(Bild: DUSAN ZIDAR / Shutterstock.com)
Spot-Bitcoin-ETFs verloren 2,8 Milliarden Dollar. Doch Analysten sehen darin kein Panik-Signal – sondern ein bekanntes Muster.
Vermögensverwalter wie Blackrock hatten gewarnt, dass Anlagen in Bitcoin aufgrund der Volatilität mit einem hohen Risiko verbunden sind – und das bekommen Anleger momentan zu spüren. Die Kräfte, welche den Anstieg des Bitcoin-Kurses in den vergangenen Monaten unterstützten, ziehen sich zurück.
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Am Montag erreichte die Kryptowährung kurzzeitig 107.000 US-Dollar, wie Bloomberg berichtet, und fiel dann aber schnell wieder unter 105.000 US-Dollar zurück. Aktuell steht der Bitcoin-Kurs unter 102.000 US-Dollar (~ 87.800 Euro).
Ein Grund für den Kurseinbruch ist der Zollstreit, den US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochen hat. Seit Mitte Oktober flossen erhebliche Mittel aus der Kryptowährung ab, sodass der Bitcoin rund 330 bis 340 Milliarden US-Dollar an Marktwert verloren hat.
Institutionelle Anleger ziehen sich zurück
Fonds gehörten zu den Kräften, die den Bitcoin-Kurs über weite Teile des Jahres 2025 nach oben gezogen hatten. Doch im vergangenen Monat verzeichneten Spot-Bitcoin-ETFs Abflüsse von etwa 2,8 Milliarden US-Dollar, berichtet Bloomberg.
Über das Jahr hinweg hatten ETFs mehr als 25 Milliarden US-Dollar eingesammelt und ein Gesamtvermögen von rund 169 Milliarden US-Dollar aufgebaut. Alex Saunders von Citigroup Research erklärt gegenüber Bloomberg: “ Mein Eindruck ist, dass neues Geld vorsichtig ist und es keine große Dringlichkeit oder Eile gibt, zu investieren“.
Wale reduzieren Bestände, Kleinanleger übernehmen
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Analysen von Citi zeigen eine Verschiebung im Wallet-Verhalten. Die sogenannten Bitcoin-Wale – Wallets mit mehr als 1.000 Bitcoin – nehmen allmählich ab. Gleichzeitig wächst die Gruppe der Privatanleger, die weniger als einen Token halten.
George Mandres von XBTO Trading spricht laut Bloomberg von einem „Dead Cat Bounce“ und verweist auf frühe Bitcoin-Käufer, die erhebliche Mengen verkaufen.
Bitfinex-Analysten widersprechen laut Bericht jedoch der Panik-Interpretation. Ihre Daten zeigen demnach, dass Wallets mit mehr als 10.000 Bitcoins im Oktober ihre Bestände nur um 1,5 Prozent reduzierten.
Die Wale verkauften nicht aus Angst, sondern nahmen in einem Umfeld mit geringerer ETF-Nachfrage allmählich Gewinne mit, schreiben die Analysten. Dies sei ein Muster, das in früheren Zyklen wiederholt beobachtet wurde.
Entscheidende technische Marken für den Bitcoin-Kurs
Aus technischer Sicht bewegt sich der Bitcoin-Kurs unterhalb seines 200-Tage-Durchschnitts von rund 110.000 US-Dollar. Analysten betrachten diese Schwelle als entscheidend für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung.
Tony Sycamore von IG Australia argumentiert laut Bloomberg, dass ein anhaltender Anstieg über dieses Niveau die Überzeugung stärken würde, dass die Korrektur vom Höchststand bei 126.272 US-Dollar zum Tiefststand bei 98.898 US-Dollar abgeschlossen ist.
Rachael Lucas von BTC Markets sieht demnach den Bitcoin-Kurs nach dem Abprallen vom 50-Wochen-Durchschnitt bei 103.000 US-Dollar nun den Widerstand bei 110.400 US-Dollar ansteuern.
Bei einem Ausbruch darüber könnten 115.600 bis 118.000 US-Dollar folgen. Auf der Unterseite bleibe 103.000 US-Dollar kritisch. Ein Durchbruch darunter könnte den Weg zu 86.000 US-Dollar ebnen, mit tieferer Unterstützung bei 82.000 US-Dollar.
Markus Thielen von 10X Research warnt vor einem weiteren Risiko-Level bei 93.000 US-Dollar. Rutscht der Bitcoin-Kurs in diese Zone, könnten weitere Inhaber zum Verkauf gezwungen werden.
Bitcoin hinkt Gold und Tech-Aktien hinterher
Trotz der Gewinne im Jahresverlauf blieb der Bitcoin-Kurs hinter Gold und Technologieaktien zurück. Diese relative Schwäche macht ihn anfällig für Rotationen durch momentumgetriebene Anleger.
Thielen merkt gegenüber Bloomberg an, dass professionelle Investoren nach dem enttäuschenden zehnprozentigen Gewinn in diesem Jahr die Geduld verlieren könnten.
Ausblick: Vorsicht bleibt geboten
Citi-Modelle zeigen, dass wöchentliche Zuflüsse von einer Milliarde US-Dollar typischerweise mit einem Kursanstieg von etwa vier Prozent korrelieren. Die derzeitige Flaute begrenzt somit die Gewinne. Thielen warnt, dass bei weiterer Schwäche bis zur Fed-Sitzung im Dezember weitere Milliarden abgezogen werden könnten.
Für Privatanleger bleibt der Bitcoin-Kurs damit an einem Scheideweg. Die technischen Marken bei 110.000 und 103.000 US-Dollar werden darüber entscheiden, ob die Erholung Bestand hat oder weitere Abwärtsbewegungen folgen.