Berlin – Jetzt kracht es mächtig bei der AfD! Auslöser: AfD-Chef Tino Chrupalla verlor sich gestern bei ZDF-Talker Markus Lanz vor einem Millionenpublikum in seiner Russland-Romantik.
Russland mit Kriegsverbrecher Wladimir Putin (73) an der Spitze? „Keine Gefahr für Deutschland“, behauptete Chrupalla. Trotz der Cyber-Angriffe, Sabotage und dauernden Drohungen gegen Deutschland. Chrupalla: „Mir hat er nichts getan.“ Der AfD-Co-Chef legte einen bizarren Vergleich mit Nato-Partner Polen nach: „Natürlich kann auch Polen für uns eine Gefahr sein.“
Aussagen, die für Fassungslosigkeit sorgen – auch in den eigenen Reihen. Partei-Co-Chefin Alice Weidel hatte zuletzt öffentlich einen schärferen Ton gegenüber Putin angeschlagen, sagte Ende September: „Irgendwo muss sich Putin irgendwann bewegen.“ Und kritisierte eigene Abgeordnete, die eine Reise nach Russland planen. „Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll, um es hier ganz deutlich zu sagen“, sagte Weidel am Montag.
Nach Chrupalla-Eklat: „Natürlich ist die AfD gespalten“
Quelle: BILD12.11.2025
Heißt: Bei Russland gibt es Zoff zwischen Weidel und Chrupalla.
Aus der Fraktionsführung heißt es: „Das wird innerhalb der Fraktion und Partei zu einigem Unmut führen. Das nervt die Leute langsam, was Tino da macht.“ Chrupalla spreche für sich und „einen bestimmten“ Flügel – der sei im Osten verhältnismäßig größer als im Westen.
Aber: Für die Bundespartei und den neuen Kurs, für den Parteichefin Alice Weidel und viele im Westen stehen, sei das schädlich. Weidel will die AfD näher an die USA unter Donald Trump heranrücken – von Chrupallas Russland-Geschwurbel ist man zunehmend genervt. In der Bundestagsfraktion (151 Abgeordnete) gibt es Chrupalla-Frust!
Tino Chrupalla gestern im Gespräch mit Markus Lanz
Foto: Markus Hertrich/ZDF
AfD-Politiker: Chrupalla-Aussage ist abstrus!
Machtkampf Weidel gegen Chrupalla! Weidel selbst will sich auf BILD-Anfrage nicht äußern. Aber Rüdiger Lucassen, verteidigungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion und Oberst a.D. Er sagt zu BILD: „Wir sehen jede Woche russische Waffensysteme in Gebieten, wo sie nichts verloren haben. Wir sehen einen Staat, der keine Bereitschaft zeigt, in Richtung Frieden zu gehen. Gefahrenabwehr, zumindest aber Prävention, ist die Pflicht jedes deutschen Politikers und jedes deutschen Patrioten.“
Heißt: Lucassen erinnert Chrupalla nachdrücklich daran, wer den Krieg in der Ukraine begonnen hat. Lucassen betont: „Über Polen als Gefahr zu reden, hat nichts mit Politik zu tun. Polen ist Nato-Partner, unsere Streitkräfte sind in einem gemeinsamen Korps integriert. Eine solche Theorie ist abstrus.“
Rüdiger Lucassen (74) ist verteidigungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion und Ex-Offizier
Foto: picture alliance/dpa
Der Parteichef gefährde damit das Ziel der Regierungsfähigkeit der AfD. Lucassen: „Dafür müssen wir außenpolitisch auf eine höhere Ebene kommen. Wir müssen staatspolitische Verantwortung zeigen.“
Auch AfD-Verteidigungspolitiker Hannes Gnauck ermahnt in BILD Chrupalla: „Wir streben 2029 Regierungsverantwortung an und müssen die sicherheitspolitischen Realitäten anerkennen: Es gibt feindselige russische Aktivitäten in Europa, darunter Desinformation, Spionage, Sabotageversuche und hochgradig provokatives Verhalten im Ostseeraum. Dabei wurde auch die Sicherheit deutscher Soldaten gefährdet.“
AfD-Verteidigungspolitiker Hannes Gnauck (34)
Foto: picture alliance / dts-Agentur
Seine Botschaft an den AfD-Co-Chef: Verantwortung zu übernehmen, bedeute „Bedrohungen klar zu benennen und nationale Interessen zu schützen. Eine realistische Außen- und Sicherheitspolitik braucht nüchterne Lagebeurteilung, nicht Wunschdenken.“
Freund oder Feind?: Wie tief ist der Russen-Riss in der AfD?
Quelle: BILD12.11.2025