Zervixabstrich Krebsvorsorge

Weltweit ist das Zervixkarzinom die vierthäufigste Krebserkrankung der Frau. Nach Angaben der WHO erkranken jährlich rund 600.000 Frauen, über 340.000 versterben daran. Hauptursache für ein Zervix-Ca sind eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV).

In Deutschland konnte die Inzidenz durch Früherkennungsmaßnahmen und HPV-Impfprogramme deutlich reduziert werden. Seit Einführung der gesetzlichen Krebsfrüherkennung 1971 zeigt sich ein langfristiger Rückgang sowohl bei Neuerkrankungen als auch bei der Mortalität.

Wie hat sich die Inzidenz des Zervix-Ca entwickelt?

Trotz dieser Fortschritte bleibt das Zervixkarzinom von hoher klinischer Relevanz – insbesondere bei älteren Patientinnen, bei denen Diagnosen häufig in fortgeschrittenen Stadien erfolgen. Die aktuelle Studie des Zentrums für Krebsregisterdaten (RKI) analysiert umfassend die Inzidenztrends und Überlebensraten in Deutschland über fast zwei Jahrzehnte.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, wie sich die Inzidenz, das Erkrankungsalter, die histologischen Subtypen und die Überlebensraten des Zervixkarzinoms zwischen 2003 und 2021 entwickelt haben. Außerdem: Gibt es Unterschiede zwischen Altersgruppen und Tumorstadien? Lässt sich ein Einfluss der HPV-Impfung auf die Erkrankungshäufigkeit ableiten? 

Registerdaten aus zehn Bundesländern 

Für die Analyse wurden Daten der epidemiologischen Landeskrebsregister aus zehn Bundesländern ausgewertet. Grundlage bildeten die beim Robert Koch-Institut (RKI) erhobenen Fälle von Zervixkarzinomen (ICD-10: C53).

Die Daten wurden nach folgenden Kriterien differenziert:

  • Tumorstadium (T1–T4)
  • Histologischer Subtyp (Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom u. a.)
  • Histopathologisches Grading (G1–G3)
  • Alter der Patientinnen

Die Ergebnisse lassen sich in vier Hauptaussagen zusammenfassen:

1. inkende Inzidenz, aber stagnierende Überlebensraten

Das mittlere Erkrankungsalter lag im Beobachtungszeitraum bei 53,5 Jahren.

Das 5-Jahres-Gesamtüberleben blieb im Zeitraum 2003–2021 unverändert bei 65,4 %, was auf ausbleibende Fortschritte in der Therapie oder frühen Detektion hindeutet.

2. Rückgang des Plattenepithelkarzinoms

Der häufigste Subtyp, das Plattenepithelkarzinom, zeigte eine deutlich rückläufige Inzidenz:

  • 2003: 11,5 pro 100.000 Frauen
  • 2021: 7,7 pro 100.000 Frauen (altersstandardisiert)

Diese Entwicklung betraf vor allem jüngere Frauen, was im Kontext zu den seit 2007 eingeführten HPV-Impfprogrammen steht.

3. Unterschiede nach Altersgruppen

  • Frauen ≥ 65 Jahre machten 25,4 % der Fälle aus. Sie wiesen häufiger fortgeschrittene Tumorstadien (T3/T4), G3-Tumoren und eine geringere 5-Jahres-Überlebensrate auf.
  • Frauen

4. Überlebensentwicklung

Trotz verbesserter Früherkennung und Zugang zu spezialisierten Zentren blieb das Überleben über zwei Jahrzehnte konstant. Dies legt nahe, dass diagnostische und therapeutische Fortschritte zwar zur früheren Entdeckung, nicht aber zu einer signifikanten Verbesserung der Langzeitprognose geführt haben.

Erfolg der Prävention, aber Bedarf an Therapiefortschritt

Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass HPV-Impfung und Screeningprogramme wesentlich zum Rückgang der Inzidenz beigetragen haben – insbesondere bei jungen Frauen. Die organisierte Früherkennung, die 2020 reformiert wurde (Einladungsverfahren mit Ko-Testung mittels Pap-Abstrich und HPV-Test), dürfte diesen Trend künftig weiter verstärken.

Gleichzeitig wirft die Stagnation der Überlebensraten wichtige Fragen auf. Mögliche Ursachen sind:

  • Fortgeschrittene Tumorstadien bei älteren Patientinnen
  • Komorbiditäten, die Therapieoptionen einschränken
  • Unterschiede in der Versorgungsqualität außerhalb zertifizierter Zentren

Diese Faktoren deuten darauf hin, dass der Behandlungserfolg nicht allein von der Früherkennung, sondern auch von strukturierter Nachsorge und interdisziplinärer Therapie abhängt.

Impfquote und Früherkennung weiter stärken

Auch wenn die Ergebnisse die Wirkung der HPV-Impfung als primäre Präventionsmaßnahme unterstreichen, besteht weiterhin Optimierungspotenzial, so die Autoren.  Eine höhere Impfquote – insbesondere bei Mädchen und zunehmend auch bei Jungen – bleibt entscheidend, um langfristig die Inzidenz weiter zu senken. Darüber hinaus sollten Maßnahmen zur Früherkennung älterer Patientinnen gestärkt werden, da diese Gruppe ein erhöhtes Risiko für fortgeschrittene Stadien und schlechtere Prognosen aufweist. Die Zertifizierung gynäkologischer Krebszentren spiele hierbei eine zentrale Rolle, um eine standardisierte, leitliniengerechte Behandlung sicherzustellen.

Künftige Untersuchungen sollten den Einfluss der 2020 reformierten Früherkennungsprogramme, der zentralisierten Versorgung sowie der HPV-Impfabdeckung auf Morbidität und Mortalität evaluieren.