
Sie spielt die Lustige. Die Streberin. Die beste Freundin. Doch Runa Greiner will mehr. Rollen mit Tiefgang zum Beispiel. „Ich bin ja auch eine Frau mit einer Geschichte, einer Karriere und einem Liebesleben!“ Fast hätte sie deswegen ihre Rolle im globalen Serien-Hit „Maxton Hall“ abgelehnt, wie sie nun im Interview mit dem „Stern“ verraten hat. Zu viele Klischees, zu veraltete Körperbilder? Weshalb sie sich umentschieden hat und weshalb sich die deutsche Filmbranche dringend ändern sollte.
Hungern für die perfekte Rolle? Oder lieber ein „kleiner“ Pieks? Ozempic ist in aller Munde – viele Hollywoodstars schwören auf das umstrittene Abnehmwunder. Schauspielerin Runa Greiner („Maxton Hall“, „Charité“, „Fack Ju Göhte“) kann sie dafür nicht verurteilen.
Natürlich kann ich die Gründe verstehen, warum Menschen auf Medikamente wie Ozempic oder Mounjaro zurückgreifen. Sie haben das Gefühl, ihren Beruf aufgrund von Äußerlichkeiten nicht so ausüben zu dürfen, wie sie es gerne möchten. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir dieser Gedanke noch nie selbst durch den Kopf gegangen ist.
„Wo sind denn mehrgewichtige Menschen?“
Mehrgewichtige oder diverse Körper finden im deutschen Film zu wenig statt – findet Runa Grainer. Und wenn, dann werden sie für die immer gleichen Rollen gecastet. „Ich habe das Gefühl, dass Frauen, aber auch marginalisierte Menschengruppen in Filmen und Serien oft immer noch sehr stereotypisch dargestellt werden, die Figuren oft kein wahrer Spiegel unserer Gesellschaft sind“, so die 29-Jährige.
Wo sind denn mehrgewichtige Menschen und Menschen mit Behinderungen zum Beispiel – vor allem in den Hauptrollen? Das ist ein Unding. Wir haben 2025, leben in einer diversen Welt, in einem diversen Land, und ich finde, das muss auch in unserer Medienlandschaft zu sehen sein.
Nein zu „Maxton Hall“?
Type Casting nennt man das. Und die Sorge vor genau so einer sterotypen Rolle hätte Runa Greiner fast von „Maxton Hall“ abgehalten. „Ich war mir anfangs tatsächlich nicht sicher, ob ‚Maxton Hall‘ überhaupt etwas für mich sei.“ Einige Szenen, die sie im Castingprozess spielen musste, wirkten auf Runa Greiner „sehr klischeebeladen und stereotyp“.
Doch dann habe sie sich in ihren Charakter „Ember Bell“ verliebt – und sie sollte ihr Durchbruch werden. „Embers dicker Körper ist nicht ihr Problem, sie wird auch nicht so dargestellt, als würde sie ständig essen. Sie ist einfach eine selbstbewusste junge Frau, die ein Ziel vor Augen hat.“
Bereits die erste Staffel landete in mehr als 120 Ländern auf Platz eins der Streaming-Charts und avancierte zur meistgesehenen internationalen Original-Serie des Streamingdienstes Amazon Prime. Runa Greiner schauspielert seit 15 Jahren, doch „Maxton Hall“ war das Projekt, das für sie alles änderte.
Wenn man das der 12-jährigen Runa gesagt hätte, hätte sie geantwortet: ‚Nee. Mädchen wie wir führen nicht so ein Leben.
Die Serie „Maxton Hall“ war Runa Greiners internationaler Durchbruch.
Mehr Diversität im deutschen Film
In Zeiten von „SkinnyTok“ ist es wieder en vogue, gefährlich dünn zu sein. Und auch in der deutschen Filmszene hängt man nach wie vor an „normschönen“, schlanken Körperbildern. In anderen Ländern sei man da schon weiter, so Runa Greiner: „Ich sehe schon, dass sich etwas verändert. Ich glaube aber auch, dass die Branche in Amerika und auch in Großbritannien Deutschland definitiv einen Schritt voraus ist. Ich wünsche mir, dass das alles schneller geht. Das braucht doch keine 30 Jahre mehr.“
Wenn wir Menschen wie mir da draußen eine bessere Repräsentanz schaffen, wird auch die Welt eine bessere. Wenn wir uns daran gewöhnen, verschiedene Körper zu sehen, werden wir auch mehr Schönheit in ihnen finden.
In einer Welt wie dieser, so Runa Greiner, voller Leistungsdruck und Schönheitsidealen, die zum permanenten Vergleichen anregen, sei es fast unmöglich, jederzeit mit seinem Körper zufrieden zu sein. Doch sie habe begriffen: „Mein Körper muss nicht ‚gut‘ sein, er ist aber auch nicht ’schlecht‘. Er ist einfach da und darf so existieren, wie er ist.“ Was ihr geholfen hat? Ihre kleine, ganz persönliche „wütende Rebellion gegen Schönheitsnormen“.
